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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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16. Heft
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Foerster, C. F.: Einige Erzeugnisse der Berliner Porzellanmanufaktur und ihre Vorbilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0608

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EINIGE ERZEUGNISSE DER BERLINER PORZELLANMANUFAKTUR

durch den Kupferftich verbreiteten Ent-
würfe zurück. Die von Aveline, Hu-
quier fils u. a. geftochenen „Livres de
groupes d’enfans par Franpois Boucher“
haben für diefe Vorlagen geliefert. Die
abgebildete Untertaffe (Abb. 3) zeigt
die Anpaffung der Vorlage (Abb. 4) an
die Gefchirrform durch feines Äuszahnen
der dünnen Wolken und Hinzufügen
der flatternden Schärpen, deren eigen-
tümlich geknitterte Form ebenfo wie
ihre changierenden Farben, den Einfluß
franzöfifcher Gemälde verraten.

Ebenfalls von Boucher ftammt ein
Teil der Illuftrationen zu der 1767 bis
1771 in Paris erfchienenen prächtigen
vierbändigen Quartausgabe der Meta-
morphofen des Ovid. Die anderen Mit-
arbeiter an der Ausftattung diefes Wer-
kes waren Eifen, Moreau le Jeune,
Monnet, Gravelot und Choffard. Nach
Brüning1 ftammen die Vorbilder für
einen mit Purpurmalerei dekorierten
Suppennapf in der Sammlung der kgl.
Porzellanmanufaktur zu Berlin aus diefem

Abb. 4. Kupferftich von Huquier
fils nadi Franqois Boucher aus
dem „Cinquienne livre de groupes
d’Enfans par Franqois Boucher“

Äbb. 3. Taffe mit farbigen Putten und purpurner
„Mofaique“-Bordüre, Berlin um 1765

Sammlung Foerfter, Berlin

Buch. Außerdem bildet es die Quelle für die eifen-
roten Malereien eines Services, von dem [ich noch
viele Teile, befonders Teller, Schüffeln und kleine
Deckelnäpfe, im Berliner Schloß und im Hohenzollern-
mufeum erhalten haben. Es fcheint dies das Service
„mit Gemälden aus den Ovidifchen Verwandlungen“
zu fein, das nicht zur Zufriedenheit Friedrichs des
Großen ausfiel, wie Grieninger2 in feinen Aufzeich-
nungen berichtet. Es ift für Charlottenburg beftimmt
gewefen und muß zwifchen den beiden lebten Befuchen
Friedrichs in feiner Porzellanfabrik, die in den Jahren
1781 und 1785 ftattfanden, entftanden fein. Daß „der

1 „Porzellan“ (f. o.) S. 136.

- „Vom Urfprung und Fortgang der Kgl. aechten Porcellain-
Manufactur zu Berlin, durch derfelben Director, d. kgl. Geh.
Kommiffionsrat, J. G. Grieninger“, veröffentlicht von P. Seidel
im Hohenzollern-Jahrbuch 1902. — Zum Teil zitiert bei
Kolbe, „Gefchichte der Kgl. Porcellan-Manufactur zu Berlin“,
Berlin 1863.

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