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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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16. Heft
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Marcus, Felix: Die "Belgische Kunst des 17. Jahrhunderts"
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0624

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DIE „BELGISCHE KUNST DES 17. JAHRHUNDERTS

des 17. Jahrhunderts, davon Jechs die Gejchichte der Judith illuftrieren, Frau Foulke
in Wafhington, vier dem Herzog v. Arenberg gehörend, die die Gejchichte des Numa
Pompilius fchildern. Unter den fünf Rüftungen ift nur die zu erwähnen, welche dem
Erzherzog Albert, Regenten der Niederlande, gehörte; einige andere fowie diverfe
Waffen find in den Sälen 9 und 10.

Hervorragend ift die Münzen- und Medaillenabteilung des 17. Jahrhunderts, zu
denen die Sammler de Witte, Vicomte de Jonghe, Vifart de Bocarme fowie das königl.
Medaillenkabinett hauptfächlich beigefteuert haben. Sie enthält 59 Münzen aus der
Regierungszeit von Albert und Ifabella, 25 Philipps IV., 30 Carls II., über 400 ftädtifche,
ferner 92 Künftlermedaillen und 143 hiftorifche, welche auf Ereigniffe, die fich von 1597
bis 1697 in den Niederlanden zugetragen, Bezug haben.

Der für das große Publikum intereffantefte Teil der Ausftellung ift im Obergefdioß,
wo in 17 Sälen die Gemälde und Skizzen, in einem weiteren etwa 150 Handzeich-
nungen der flämifchen Schule zu fehen find. Von Skulpturen finden fich etwa 30,
hauptfächlich von Duquesnoy (1592 oder 1594 bis 1643) und einige andere. Die Bilder
und Skizzen der großen Meifter find für jeden derfelben in befonderen Sälen vereinigt,
Rubens hat einen eigenen Saal für Skizzen, während Teniers, Brouwer, Craesbeek u. a. in
einer langen Galerie in Kojen verteilt find. Ein Saal enthält nur Bildniffe von Rubens,
van Dyck und de Vos. Unter den 545 Nummern befindet fich eine erkleckliche An-
zahl von Meifterftücken, deren Authentizität feftfteht und deren Gegenwart im Cin-
quantenaire allein geeignet ift, diefe Veranftaltung zu einer höchft fehenswerten zu
ftempeln. Rubens „Wunderbarer Fifchzug“ aus Notre Dame und „Anbetung der
heiligen drei Könige“ aus St. Jean in Malines, die doch nur von den Wenigften auf-
gefucht werden, fein „H. Rochus unter den Peftkranken“, für welches Gemälde aus
der Kollegialkirche zu Aloft ein befonderer Altar gebaut ift, „Die Wunder des heil.
Benedikt“, das Selbftbildnis des Meifters, aus der k. Galerie zu Wien, das der Helene
Fourment, vom Rijksmufeum in Amfterdam geliehen, find Werke, deren Befichtigung
allein eine Reife verlohnt, ebenfo van Dycks „Ekftafe des heil. Auguftin“ für die
Auguftinerkirche in Antwerpen gemalt, „St. Martin zerfchneidet feinen Mantel“, aus
der Kirche von Saventhem, feine Bildniffe der Brüder de Wael (Kapitolin. Sammlung,
Rom), die Familie Snyders (Ermitage, Petersburg), des Malers Wildens (kaif. Galerie,
Wien), der Marquife Spinola und Kind, von Pierpont Morgan geliehen. Von Jordaens
find einige wenig bekannte, bedeutende Gemälde zu fehen, fo die „Anbetung der heil,
drei Könige“ aus St. Nicolaus in Dixmude, „Marter der heil. Appolonia“ aus der
Auguftiner Kirche in Antwerpen u. a. m.

Von den kleineren Meiftern, die aber in ihrer Art wiederum groß find, bietet die
Ausftellung viel Vortreffliches, fo von Teniers, Brouwer, Coques und Craesbeeck.
Philippe de Champaigne ift mit vier Bildern, darunter fein Selbftporträt (Mufeum
von Grenoble), Gaspard de Crayer mit drei Bildern vertreten, mit guten Porträts Cor-
nelius de Vos (Porges, Paris, königl. Galerie Kaffel, Kaifer Friedrich-Mufeum, Berlin),
die Tiermaler Fyt und Snyders könnten beffer vertreten fein, wenn die belgifchen
Mufeen aus ihrem Befiß die guten Stücke geliehen hätten, wie überhaupt die Aus-
ftellung glänzender ausgefallen wäre, wenn die heimifchen Kirchen und Sammlungen
ausgiebiger benutzt worden wären. Daß die ausländifchen Mufeen angefichts derzeitiger
Bilderpreife nicht willig gewefen find, mit Ausnahme von Berlin, Gotha, Kaffel, Wien und
etwa Holland, ift begreiflich. So ift aus der National Gallery in London und der Galerie
von Windfor, dem Madrider Prado und dem Louvre nicht eine einzige jener Perlen da,

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