Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910
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18. Heft
DOI Artikel:Der Kunstmarkt - Von den Auktionen
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BEVORSTEHENDE AUKTIONEN
LUCHS VON LEYDEN
Nr. 1094 der Kupferftidi-Äuktion bei Ph. Bode, Frankfurt a. M., am 10. Oktober
verweigert: die Sammlung koftbarer Einbände
und die große Sammlung von Titelblättern, Holz-
fchnitt-Bordüren, Initialen, Druckerzeichen, die
man unter dem Titel „Biicher-Ornamentik“ zu-
fammenfaffen kann und die gleichfalls die um-
fänglichfte exiftierende fein dürfte, da allein die
Druckerzeichen auf 12 —12 000 Blatt gefchäßt
werden.
MÜNCHEN Eine Reihe bemerkenswerter
Gemälde hervorragender moderner Meifter
kommt am 6. Oktober in der Galerie Helbing
in München zur Verfteigerung. Die Bilder ftam-
men aus dem Befiß des Königl. Hofglasmalers
Carl De Bouche fen. und aus anderem Mün-
chener Privatbefiß. Befonders gut ift die Mün-
chener Kunft vertreten. So findet man von
Heinrich Bürkel ein prächtiges Campagnamotiv,
das überaus charakteriftifch ift für feine Stellung
innerhalb der deutfch-römifchen Landfchafts-
malerei, daneben eine reizvolle Schilderung der
Schönheit des heimifdien Waldes in Spät-
fommerftimmung und einen mit editÄltmünchener
Humor dargeftellten ländlichen Schweinehandel.
Ältmeifter Spißweg ift mit mehreren erft-
klaffigen Gemälden vertreten, von denen hier
nur befonders genannt feien: „Der verliebte
Harlekin“, „Die Übung der Kommunalgarde“,
„Sternguckerei“. Daneben ein paar Landfchaften
mit echt Spißwegfcher Sonne. Von den großen
Meiftern der fpäteren Zeit findet fidi zunächft
Wilhelm von Diez mit einem hochintereffan-
ten, doppelfeitig bemalten Werke; auf der
Vorderfeite eine Raubritterfzene in echt Diez-
fchem Geifte, auf der Rückfeite eine bildmäßig
durchgeführte Studie „Bonaparte als Konful“ zu
Pferde vor Lagerftaffage. Sehr gut ift auch
Lenbadi vertreten. Das „Florentinerin“ ge-
nannte Bildnis ift feinen beften Damenporträts
ebenbürtig; ferner ßnd ein Werk feiner Früh-
zeit (aus 1863) und das Doppelbildnis eines
Ehepaares, große Studie von bildmäßiger Wir-
kung zu nennen. Bemerkenswert find fodann
die in der Sammlung vorhandenen Gemälde
von Friedrich Huguft von Kaulbadi, Hermann
Kaulbach, Eduard Grüßner, Ludwig von Löffß;
Johann Sperl, Ludwig Herterich, Otto Strüßel,
Jofef Wenglein und Jof. Wopfner. Von Älbert
von Keller ßndet man ein ganz bedeutendes
Werk, eine Judith, die in majeftätifch ftolzer
Haltung vor dem in den erften Farben der
Morgendämmerung leuchtenden Himmel und
dem noch im nächtlichen Dunkel liegenden Lager
fteht. Sehr charakteriftifch find auch zwei Wiener
Meifter repräfentiert: Eduard Ritter durch eine
intereffante Älte, die fich als Kennerin eines
guten Tropfens gibt, und Olga Wiefinger-Florian
durch ein Wiener und ein Karlsbader Motiv.
Von anderen Meiftern find gut vertreten Guftav
Schönleber, Johann Gotth. Kühl, Louis Corinth
und hervorragend Ädolf Schreger mit zwei vor-
züglichen Schilderungen aus dem deutfch-fran-
zöfifchen Kriege und Hans Thoma mit einer
Landfchaft, die fo tief empfunden und form-
vollendet ift, daß fie den beften Schöpfungen
des großen Meifters beizuzählen ift.
Der mit 18 Lichtdrucktafeln ausgeftattete Ka-
talog ift durch Hugo Helbing zu beziehen.
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LUCHS VON LEYDEN
Nr. 1094 der Kupferftidi-Äuktion bei Ph. Bode, Frankfurt a. M., am 10. Oktober
verweigert: die Sammlung koftbarer Einbände
und die große Sammlung von Titelblättern, Holz-
fchnitt-Bordüren, Initialen, Druckerzeichen, die
man unter dem Titel „Biicher-Ornamentik“ zu-
fammenfaffen kann und die gleichfalls die um-
fänglichfte exiftierende fein dürfte, da allein die
Druckerzeichen auf 12 —12 000 Blatt gefchäßt
werden.
MÜNCHEN Eine Reihe bemerkenswerter
Gemälde hervorragender moderner Meifter
kommt am 6. Oktober in der Galerie Helbing
in München zur Verfteigerung. Die Bilder ftam-
men aus dem Befiß des Königl. Hofglasmalers
Carl De Bouche fen. und aus anderem Mün-
chener Privatbefiß. Befonders gut ift die Mün-
chener Kunft vertreten. So findet man von
Heinrich Bürkel ein prächtiges Campagnamotiv,
das überaus charakteriftifch ift für feine Stellung
innerhalb der deutfch-römifchen Landfchafts-
malerei, daneben eine reizvolle Schilderung der
Schönheit des heimifdien Waldes in Spät-
fommerftimmung und einen mit editÄltmünchener
Humor dargeftellten ländlichen Schweinehandel.
Ältmeifter Spißweg ift mit mehreren erft-
klaffigen Gemälden vertreten, von denen hier
nur befonders genannt feien: „Der verliebte
Harlekin“, „Die Übung der Kommunalgarde“,
„Sternguckerei“. Daneben ein paar Landfchaften
mit echt Spißwegfcher Sonne. Von den großen
Meiftern der fpäteren Zeit findet fidi zunächft
Wilhelm von Diez mit einem hochintereffan-
ten, doppelfeitig bemalten Werke; auf der
Vorderfeite eine Raubritterfzene in echt Diez-
fchem Geifte, auf der Rückfeite eine bildmäßig
durchgeführte Studie „Bonaparte als Konful“ zu
Pferde vor Lagerftaffage. Sehr gut ift auch
Lenbadi vertreten. Das „Florentinerin“ ge-
nannte Bildnis ift feinen beften Damenporträts
ebenbürtig; ferner ßnd ein Werk feiner Früh-
zeit (aus 1863) und das Doppelbildnis eines
Ehepaares, große Studie von bildmäßiger Wir-
kung zu nennen. Bemerkenswert find fodann
die in der Sammlung vorhandenen Gemälde
von Friedrich Huguft von Kaulbadi, Hermann
Kaulbach, Eduard Grüßner, Ludwig von Löffß;
Johann Sperl, Ludwig Herterich, Otto Strüßel,
Jofef Wenglein und Jof. Wopfner. Von Älbert
von Keller ßndet man ein ganz bedeutendes
Werk, eine Judith, die in majeftätifch ftolzer
Haltung vor dem in den erften Farben der
Morgendämmerung leuchtenden Himmel und
dem noch im nächtlichen Dunkel liegenden Lager
fteht. Sehr charakteriftifch find auch zwei Wiener
Meifter repräfentiert: Eduard Ritter durch eine
intereffante Älte, die fich als Kennerin eines
guten Tropfens gibt, und Olga Wiefinger-Florian
durch ein Wiener und ein Karlsbader Motiv.
Von anderen Meiftern find gut vertreten Guftav
Schönleber, Johann Gotth. Kühl, Louis Corinth
und hervorragend Ädolf Schreger mit zwei vor-
züglichen Schilderungen aus dem deutfch-fran-
zöfifchen Kriege und Hans Thoma mit einer
Landfchaft, die fo tief empfunden und form-
vollendet ift, daß fie den beften Schöpfungen
des großen Meifters beizuzählen ift.
Der mit 18 Lichtdrucktafeln ausgeftattete Ka-
talog ift durch Hugo Helbing zu beziehen.
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