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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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20. Heft
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Schmidt, Robert: Fayencen auf der Veste Coburg
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0741

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FAYENCEN AUF DER VESTE COBURG

Erfolg gehabt zu haben, denn 1760 ift
das Unternehmen verkracht. Jedenfalls
wurde die Manufaktur von der Regierung
übernommen, die fie noch im [eiben Jahre
dem Kunftmaler Joh. Friedr. Branß aus
Straßburg überließ. Das nachträglich ein-
geholte herzogliche Privileg datiert vom
24. April 1761. Brantj entwich 1774 heim-
lich mit Zurücklaffung zweier Kinder. Die
Pacht übernimmt der Fabrikdirektor Ferd.
Friedr. Hammann, der den Betrieb nach
zwölfjähriger Tätigkeit 1786 wieder ein-
ftellt. Damit hat die Coburger Fayence-
fabrik ihr Ende erreicht. Die Schuld an
dem mehrfachen und endgültigen Fiasko
trägt jedenfalls hauptfächlich die feit den
1760 er Jahren ftark aufblühende Fabri-
kation echten Porzellans im Thüringer Wald.

Über die Erzeugniffe der Coburger
Fayencemanufaktur ift bisher nichts be-
kannt gewefen. Einen Anhalt für das
mutmaßliche Ausfehen der Arbeiten in
den Jahren von 1760—74 gibt die Notiz,
daß der damalige Inhaber Branß aus Straß-
burg ftammte. Man kann als ficher an-
nehmen, daß er in der Hannongfchen
Fabrik dafelbft gearbeitet hat und die dort
gelernten Malrezepte, alfo vor allem die
Blumenmalerei mit dem vorhergehenden
Karminrot in Coburg einzuführen verfucht
hat. Ob es ihm gelungen ift, wiffen wir
nicht; jedenfalls muß in diefer Richtung
hin weiter geforfcht werden. — Für die
erfte, Dümmler-Tellerfche Periode, alfo die
Zeit von 1739—1760 haben wir weiter
Abb. 2. Coburger Fayencepokal Coburg, Vefte keinen Anhalt, als die Notiz, daß 1742

Maler und Dreher von auswärts geholt
worden waren. Die nächftliegende größere Fayencefabrik war nun die von Bayreuth,
die ja auch für fo viele andere Fayenceunternehmungen Vorbilder und Arbeiter ge-
liefert hat.

Auf der Vefte Coburg fteht nun eine Fayence (f. Abb. 2), die das einzige fichere
Stück aus der Coburger Manufaktur ift und diefen Zufammenhang mit Bayreuth zu
ziemlicher Gewißheit erhebt. Es ift ein Deckelpokal mit mehrfach profiliertem Schaft.
Über der fehr hellen, nur blaß rötlichen Maffe liegt eine dünne Glafur, die viele kleine
weiße Punkte zeigt. Die Blaumalerei ift nicht gleichmäßig ausgefallen, fondern fchwankt
zwifchen blaffen und kräftigen Partien. Die Höhe beträgt ohne Deckel 32 cm, mit
Deckel 40 cm; der obere Durchmeffer hat 15,8, der untere 17,2 cm. Die Zufchreibung

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