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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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20. Heft
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Ausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0758

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AUSSTELLUNGEN

Die Tießfche Äusftellung von „Spielzeug aus
eigner Hand“ leiftet an Unklarheit und Mangel
an Sichtung das Menfchenmögliche. Neben
einer ganz lückenhaften Kollektion von altem
Spielzeug finden fich viele, meift technifch, fehr
feiten aber künftlerifch bemerkenswerte Eigen-
arbeiten von Kindern, nicht entfernt fo intereffant
wie fie etwa die Schul-Zeichnungsausftellungen
neuerer Zeit ftets in Fülle ergeben. So gut wie
wertlos ift das von Erwachfenen gefertigte
Spielzeug, wenn man nicht Mufterbeifpiele für
Gefchmacksverwilderung daraus ziehen wollte.
In diefer Hinficht dürfte eine mit Brandmalereien
verzierte Miniaturburg, die im Innern eine Haus-
apotheke birgt, den Vogel abfdrießen. — Die
beiden Ausheilungen follen fchon deshalb an
diefer Stelle genannt werden, weil es höcbfte
Zeit ift, diefen vom Zaun gebrochenen Unter-
nehmungen entgegenzutreten. Der wohltätige
Zweck der Darbietungen ift keine Entfchuldi-
gung und es geht nicht an, daß in leichtfertigfter
Weife mit Dingen der Kunft oder der Kunft-
erziehung umgefprungen wird, die durch der-
gleichen zu einem gefellfchaftlichen Ämüfement
herabgezogen werden.

Aus Anlaß der Univerfitätsfeiern hat fowohl
das MÄRKISCHE PROVINZIÄLMUSEUM als
auch die UNIVERSITÄT felbft (in ihren neuen
Räumen) Ausheilungen von Zeichnungen, Stichen,
Lithographien ufw. aller Art veranftaltet, die
auf die Univerfität und das Berliner akademifche
Leben Bezug haben.

Für den 20. November plant die BERLINER
SEZESSION die Eröffnung ihrer 21. Äusftellung,
die eine Schwarz-Weißausftellung fein wird.

Svs.

LEIPZIG Im Kunftverein fiel in der kleinen
September-Äusftellung, die der eben eröffneten
Äusftellung franzöfifcher Kunft voraufging, unter
den auswärtigen Gäften der Maler ÄlfredLüdke,
München, auf, der ftärkere Beachtung verdient.
Seine auf Mahagoniholz gemalten Bilder ver-
raten nicht nur einen eminenten Fleiß im rein
technifchen Sinne, fondern fie haben auch jenen
warmen Stimmungsduft, den wir bei den alten
Meiftern deutfehen Gemütes fo fehr lieben. Her-
horftechend aber find fie durch den bewußten
persönlichen Stil, der nach eigenen Äusdrucks-
formen ringt, die abfeits vom Streben der übrigen
deutfehen Moderne liegen. In diefen ftilifierten
Landfchaften, die für fich fdion eine kraftvolle
Wärme des Temperamentes preisgeben, ift der
Verfuch zur dekorativen Steigerung des malerifch
Gefchauten und des harmonifchen Zufammen-

fügens deutlich ausgefprodien und meiftens auch
vollkommen gelungen. Es ift im beften Sinne
des Wortes melodiöfe Kunft, die Lüdke gibt,
und die nur richtig eingefchäßt wird, wenn man
fich innerlich mit dem Standpunkt des Schaffen-
den vertraut gemacht hat.

Über die Nachlaß-Äusftellungen von Otto Rei-
niger und Paul Hoecker, die am gleichen Orte
gezeigt wurden, läßt fich nur früher Gefagtes
wiederholen. B.

LONDON Shakespeare und Allgemeine
Theaterausftellung in der WHITECHAPEL
ART GALLERY: Um für das geplante Shake-
speare National Theatre Propaganda zu machen,
entfehloß man fich eine größere Äusftellung in der
Whitechapel Gallery zu veranftalten, die vor
kurzem eröffnet wurde und bis Ende November
dem Befuch offen ftehen wird. Es find viele
Porträts und Rollenbilder z. T. von der Hand
eines Reynolds Gainsborough, Zoffany, auch
einiges von Hogarth zu fehen. Ferner zahlreiche
alte Stiche und Illuftrationen von Szenen; eine
Sammlung von Shakespearemedaillen, frühen
Ausgaben feiner Werke, ein Modell des Globe
Theatre, das William Poch hergeftellt hat, und
vielerlei anderes. So wäre hier ein Grundftock
für ein englifchesTheatermufeum vorhanden, wie
es in diefen Blättern kürzlich für Deutfchland
verlangt wurde. Leider werden die Schäße bald
wieder nach allen Richtungen hin verftreut werden.
Die deutfehe Bühne ift durch Abbildungen von
Szenen namentlich aus Shakespeareschen Stücken
(Roller-Reinhardt: Julius Cäfar; Leffler-Halm:
Sturm; Marterfteig: Fauft; Hagemann: Hamlet;
Düffeldorf: Peer Gynt ufw.) fowie durch einige
Ärchitekturwerke (Oskar Kaufmann, Neues Theater
in Bremerhaven; Littmann: Münchner Künftler-
Theater; Henry Helbig: Modelle und Pläne feines
großen Monumentaltreppentheaters zur Ver-
meidung einer Panik bei Ausbruch eines Feuers)
vertreten und hat hier durch den neuen künft-
lerifchen Geift, der fie befeelt, großes Intereffe
und Äuffehen erregt. Um fo mehr ift es zu be-
dauern, daß nur fo wenige deutfehe Theater-
leiter und Künftler der an fie geteilten Auf-
forderung zum Äusftellen nachgekommen find.
Der Eindruck der neuen ftiliftifchen Bewegung
in Deutfchland auf hiefige Kreife würde fonft
ein noch tieferer gewefen fein. In diefem Zu-
fammenhang darf vielleicht kurz erwähnt werden,
daß London nun auch ein „künftlerifches“ Theater
befißt, das „Little Theatre“, deffen Direktorin,
Miß Gertrude Kingfton, beim Münchner Künftler-
Theater in die Schule gegangen ift. Sie hat
dabei verftanden das Befte zu nehmen, das

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