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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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21. Heft
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Ausstellungen
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AUSSTELLUNGEN

19. Jahrhunderts nach manchen Änderungen und
Sdiwierigkeiten von dem Architekten Nash an-
gelegt wurde. Es fcheint, man hatte diejen
Durchbruch vornehmlich betrieben, um damals
weiter an der Peripherie liegendes Kronland der
Bebauung zu erfchließen. Die einheitliche Durch-
führung des bedeutfamen Projektes war dadurch
ermöglicht, daß ein großer Teil des an die neue
Straße anftoßenden Grund und Bodens auch
Krongut war. Nash hatte einen ganz köftlichen
Plan entworfen: die Höhe der beiden in fanften
Bogen fidi hinziehenden Häuferreihen war in
glücklichfte Harmonie mit der Breite der Straße
gebracht; um keineMontonie durch ftets gleiche
Höhe hervorzurufen, erhoben fidi einige der
Häufer in gewiffen Äbftänden zu größerer Höhe
in klaffifcher Giebelform. Die Faffaden waren
in fchlichtem Empireftii ausgeführt mit Pilaftern
und Kapitalen. Auch hier war für Abwechslung
Sorge getragen. Kolonaden, die für die Läden
als Auslagen beftimmt waren, zogen fich die
Straße entlang. Schlichte Vornehmheit zeichnete
die ganze Anlage aus. Noch heute kann man
aus den Reften erfehen, welch wahres Juwel
hier einmal vorhanden war. Nach und nach
werden auch diefe Refte ganz verfchwinden, denn
ein neuer Plan wird allmählich durchgeführt, der
mafßge, hohe Gebäude mit wuchtenden Säulen
und Pfeilern und ftarken Licht- und Schatten-
wirkungen an Stelle der alten Häufer feßt. F.

MÜNCHEN BRAKLS MODERNE KUNST-
HANDLUNG leitet die Winterfaifon durch Än-
gliederung dreier größerer Kollektionen an die
fommeriiche Äusftellung von Arbeiten der Schol-
lemitglieder ein. Die intereffantefte davon ift
zweifelsohne die W. Gailhofs, eines in Weimar
lebenden Künftlers, der aus L. Corinths Schule
hervorgegangen ift. Man fteht bei ihm vor
einem raffigen malerifchen Temperament, an
dem noch vieles gährt und in Aufruhr ift, von
dem aber wohl für die Zukunft Großes erwartet
werden darf. Störend wirkt bis jeßt im Ganzen
noch das zu unvermittelte Äufeinanderplaßen
aller möglichen Tendenzen; doch find einige [ehr
faszinierende Bilder da. Richard Bloos, ein in
Paris lebender Deutfdher, ift Impreffionift reinften
Gepräges, keck und verwegen, feffelt aber nicht
ganz mehr in dem Maße, wie er dies wohl noch
vor einigen Jahren getan haben würde. Der
Landfehafter Paul Bürck zeigt eine Folge ehr-
lich und mit großer Hingebung gemalter Natur-
ausfehnitte vor.

In der MODERNEN GALERIE THANNHAUSER
IM ÄRCOPÄLAIS find neu gegenwärtig dreißig

Zeichnungen von Max Slevogt ausgeftellt, Ori-
ginale zu den Indianergefchichten „Coranna“.
Zeichnungen des Künftlers gehören mit zum
Reizvollften feiner Kunft, feine impreffioniftifche
Art wirkt da befonders anregend und fo eignen
fich diefe Illuftrationen auch, wie nur wenige,
als Buchfchmuck. Es erübrigt fich, fich bei diefer
Gelegenheit des längeren über Slevogts Quali-
täten zu verbreiten, gefagt fei nur, daß die aus-
geftellten Originale durchaus gediegene, ernfte
Werte repräfentieren.

In einem der oberen Räume der Galerie ift
ferner eine neue Serie von Arbeiten von H.
Pellar zu fehen, die verglichen mit früheren
in der Tongebung fowohl, wie auch in motivi-
fcher Hinficht gewiß einen Fortfchritt bekunden,
aber noch immer mehr in das Gebiet abftrahie-
rend-dekorativer, denn felbftändiger, lebens-
erfüllter Malerei gehören. M. K. R.

WIEN Hagenbund. „Schwedifche Künft-
ler“. Es geht nicht an, die Kunft eines ganzen
Volkes nach den hier vereinigten Werken zu
beurteilen, da fchwer zu entfeheiden ift, inwie-
weit deren Auswahl wenn nicht vom Zu-
fall fo doch jedenfalls i. w. von der fchwe-
reren oder leichteren Erreichbarkeit der einzelnen
Arbeiten abhängig war. Zudem ift der un-
zweifelhaft bedeutendfte fchwedifche Künftler
der Gegenwart, Anders Zorn, als Maler nicht
vertreten; auch andere intereffante Erfcheinungen
wie z. B. Bruno Liljefors vermißt man nur un-
gern, wenn auch aus den genannten Gründen
der Leitung des Hagenbundes hieraus kein Vor-
wurf zu machen ift. Dagegen hätte man nicht
unter ein gewiffesNiveau hinabzufteigen brauchen
und fich die Aufnahme fo unzulänglicher Werke
wie derNrn.87—91 (Radierungen Ferd. Bobergs),
Nr. 121 („Der Storch“ von E. Norlind) oder der
in ihrer fchreienden Koloriftik geradezu kitfehig
wirkenden „Löwenjagd“ Olle Hjorßbergs er-
fparen können.

Den Höhepunkt der Äusftellung bilden un-
ftreitig die Radierungen Ä. Zorns, denen mit
Fug und Recht ein ganzer Saal eingeräumt
worden ift. Zorns längft bewährte und aner-
kannte Meifterfchaft auf diefem Gebiete tritt bei
jenem (größeren) Teil der hier ausgeftellten
Blätter, die in guten Drucken vorliegen, immer
von neuem klar zutage. Die Qualität der Drucke
fpielt wie immer gerade bei Zorns kühner Strich-
und Schrafßerungstechnik eine wichtige Rolle.
Entwicklungsgefchichtlich intereffant find be-
fonders einige frühe Blätter wie z. B. Nr. 253
(„Die Coufinen“, in den Typen von Gabriel Max-
fcher Süßlichkeit); fie zeigen, wie fidi auch Zorns

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