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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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23. Heft
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Cohn, William: Die Malerei in der ostasiatischen Kunstabteilung der Berliner Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0856

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MALEREI IN DER OSTASIATISCHEN KUNSTABTEILUNG DER BERLINER MUSEEN

Abb. 2. Li Kung-nicn, WafTerfall. Tufchmalerei auf Seidengrund. 25x23,5 cm

chiang ftammte, Priefter war und Freund des berühmten Dichters und Kalligraphen
Huang T’ing-chien1 (1050—1110); fchließlich daß er [ich als Landfehafter und
Pflaumenmaler auszeichnete. Es ift kaum möglich, eine gewiffe Richtung des Sungftiles
beffer anfchaulich zu machen, als mit diefer winzigen fächerförmigen Landfchaft auf
Seide. Ich meine die Richtung, mit der in Japan gewöhnlich der Name Hfia Kuei (jap.
Kakei) verknüpft wird. Ein Häuschen zwifchen Bäumen an weiter Wafferfläche, die
von fchwimmenden Enten belebt und mit einer Brücke überfpannt ift. Im Hintergründe
löfen [ich Bäume, Wa(fer und Berge im Nebel auf. Das alte fchlichte, unzählige Male
in China und Japan wiederholte Motiv. Ein lyrifches Gedicht, getragen von der Sehn-
fucht, den Atem der Natur zu erlaufchen. Ein Pinfel von unendlicher Zartheit hufcht
über die Seidenfläche. Man folge ihm mit den Augen und erkenne, wie überall die

1 Siehe H. A. Giles, A Chinese Biographical Dictionary, Nr. 873.

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