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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

DOI issue:
23. Heft
DOI article:
Cohn, William: Die Malerei in der ostasiatischen Kunstabteilung der Berliner Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0867

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MALEREI IN DER OSTASIATISCHEN KUNSTABTEILUNG DER BERLINER MUSEEN

Äbb. 11. Unbekannter Meifter des 12. Jahrh., Ämida mit
zwei Bodhifattva. Farbige Malerei auf Seidengrund.
156X70 cm

Die beiden letzten Werke haben
uns treffliche Beifpiele für die befte
Zeit der Mingmalerei vor Augen
geführt. Auch die jüngften Jahr-
hunderte chinefifcher Pinfelkunft
find in der Kunftabteilung der Ber-
liner Mufeen nicht übergangen.
Und einige hübfche Stücke wären
wohl herauszufuchen. Sie erfchei-
nen aber dem von der großen
Vergangenheit gefättigten Auge
allzu fchwach. Diefe Überficht, die
nur den Hauptwerken gelten foll,
muß von ihnen abfehen.

IV.

Erfüllt mit Bewunderung für
die gewaltige Kurift des Reiches
der Mitte, wenden wir uns nun
zu Japan, deffen höchfter Stolz
es immer war, fich mit Leib und
Seele dem Geifte Chinas, dem
großen Vorbilde hinzugeben. Die
japanifchen Werke der Berliner
Sammlung gehen nicht weiter zu-
rück, als bis in das 13. Jahrhundert.
Frühere find auch in Japan nicht
allzuhäufig. Was dort an Male-
reien vor dem 13. Jahrhundert er-
halten ift, befteht faft ausfchließ-
lich aus buddhiftifchen Kultftücken.
Daß es damals aber daneben eine
reiche weltliche Pinfelkunft gab, ift
ficher. Man braucht nur das „Yea-
wafe“ überfchriebene Kapitel aus
dem Genji Monogatari zu lefen,
wo eine große Zahl von Profan-
bildern angeführt ift. Reicher wird
das Material erft in der Kama-
kuraperiode (1185 — 1333). Diefe
für Japans Kultur und Politik fo
glückliche Spanne Zeit fetjte einer-
feits die altbuddhiftifche Malerei
fort, bezeichnet aber vor allem den
Höhepunkt von Japans Illuftra-
tionskunft, den Höhepunkt der
Emakimono-Malerei. Daneben fteht

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