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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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23. Heft
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Cohn, William: Die Malerei in der ostasiatischen Kunstabteilung der Berliner Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0868

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MALEREI IN DER OSTASIATISCHEN KUNSTABTEILUNG DER BERLINER MUSEEN

1 Hans Haas, Ämida Buddha unfere Zufludit. Leipzig 1910.

das Porträt auf beachtenswerter Stufe.
Die Berliner Sammlung kann keine
von folchen Bildrollen ihr eigen nen-
nen. Es ift auch fo gut wie ausge-
fchloffen, daß je eins der berühmten
oder auch nur mittleren Stücke Japan
verläßt. Das ift wohl zu verftehen.
Denn die japanifchen Illuftrationen des
frühen Mittelalters gehören zum koft-
barften Kunftbefit} des Infelreiches. Und
wirklich — gewiffe malerifche und in-
haltliche Probleme, vor allem der Be-
wegung und Flächenaufteilung find
hier in unübertroffener Weife gelöft
worden. Zudem zeigte fich die Kunft-
kraft des japanifchen Volkes hier in
ihrer eigenften Form.

Von der buddhiftifchen Malerei der
Kamakuraperiode kann man in dem
Berliner Mufeum eine vorzügliche An-
fchauung gewinnen. Das Kakemono
„Amida mit zwei Bodhifattva“ (Abb. 11)
geht fogar augenfcheinlich bis in das
12. Jahrhundert zurück. Amida, die
Herrin des Paradiefes, thront mit ihren
zwei Begleitern auf Wolken, bereit
die Seelen der Gläubigen in das Para-
dies des Weftens aufzunehmen. Solche
Werke wurden in Japan bisher dem
Bifchof Efhin (942—1017) zugefchrie-
ben. Allmählich aber hat man einge-
fehen, daß fich Darftellungen diefer
Art über einen Zeitraum von 300 Jah-
ren verteilen. Allerdings fcheint Efhin
Sozu den erften Anftoß zu diefen
Amida-Schöpfungen gegeben zu ha-
ben, die in engfter Verbindung mit der
Jodofekte ftehen, deren Patriarch er
war. Ob er wirklich felbft malte,
ift ungewiß. Vor kurzem ift ein Buch
des fo verdienftvollen Hans Haas1 über
die Jodofekte und Amida erfchienen.

Schade, daß der Autor das Verhältnis

der Jodofekte zur Kunft nicht berück-
fichtigt hat, ficher ein reizvolles Thema. Vielleicht würde fich herausftellen, daß Efhin

Äbb. 12. Unbekannter Meifter des 13. Jahrh., Monju.
Farbige Malerei auf Seidengrund. 43,5x98 cm

Der Cicerone, II. Jahrg., 23. Heft. 58

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