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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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23. Heft
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Cohn, William: Die Malerei in der ostasiatischen Kunstabteilung der Berliner Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0870

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MALEREI IN DER OSTÄSIATISCHEN KUNSTAßTEILUNG DER BERLINER MUSEEN

roten Flammen empor, Gold blißt all-
enthalben aus dem von Weihrauch
gefchwärzten Grunde auf, in dem die
Geftalt faft verfchwindet. Natürlich darf
man das Bild nicht in dem beißenden
Lichte des hellen Tages fehen, fondern
es muß aus dem Halbdunkel eines
Tempelraumes herausleuchten, wo alle
hieratifch-buddhiftifchen Werke erft
recht zu Worte kommen. Das gilt in
verftärktem Maße für die Darftellungen
der wild blickenden, etwas kraffen
Wachtgottheiten des Buddhismus (Goho
Zenfhin).

Von den wenig zahlreichen guten
Porträts der Kamakuraperiode bot fich
dem Berliner Mufeum die feltene Ge-
legenheit, zwei intereffante Stücke zu
erwerben. Das weitaus bedeutendere
von den beiden ift das Porträt des
Kaifers Saga, der von 810 bis 823 in
Japan regierte (Abb. 14). Das Werk
war urfprünglich Eigentum des Töji,
eines an Kunftfchäßen reichen Tempels
bei Kyoto. Kümmel gab eine inter-
effante Befprechung in den Amtlichen
Berichten.1 Mir fcheint allerdings das
13. Jahrhundert als Datum, wie Küm-
mel es angibt, zu früh. Einen Anhalt
bietet das berühmte, dem Takanobu
zugefchriebene Shigemori-Porträt (Abb.

15) aus demBefiße des Jingoji (Tempel
bei Kyoto), das wohl in den Schluß
des 12. oder in den Anfang des 13. Jahr-
hunderts zu fetten ift. Ich ftelle die
beiden Werke nebeneinander. In troßi-
ger Silhouette, mit dem eckigen Ge-
wandaufbau faft die ganze Bildfläche
füllend, fißt Shigemori breit und wuchtig
da, ein Symbol urkräftigften Mittel-
alters. Kein Beiwerk außer dem Shaku
und Schwert, den notwendigften Ab-
zeichen feiner hohen Stellung, und
einer gemufterten Bordüre der Matten.

Das Geficht ift mit überrafchend wenigen
_Abb. 13. Unbekannter Meifter des 13. Jahrh., Fudö.

, , .. lgog Farbige Malerei auf Seidengrund. 53,5x129 cm

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