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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

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24. Heft
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Rundschau - Sammlungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0912

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SAMMLUNGEN

ein Studienkopf zu der Mohrin der „Olympia“
von Manet, ein kleines Stilleben (Pfirfiche) von
demfelben Meifter und der Kopf eines Kindes
von Carriere.

Herr v. Nemes kann mit dem moralifchen Er-
folg der Äusftellung vollkommen zufrieden fein,
hauptfächlich deshalb, weil durch fie die Intelli-
genz der Hauptftadt einen tiefen Einblick in
Grecos Kunft gewinnt.

Wir können unferen Bericht nicht fchließen,
ohne des ausgezeichneten kleinen wiffenfchaft-
lichen Katalogs zu gedenken, den Direktor
Dr. Gabriel v. Terey über die Sammlung Nemes
gefchrieben hat. Z. v. Takäcs.

DRESDEN Mit dem Rücktritte des bis-
herigen fächfifchen Finanzminifters Dr. v. Rüger
von feinem Amte ift die Verwaltung der
Königl. Sächfifdien Sammlungen aus den
Händen des Finanzminifters, in denen fie bisher
lag, in die des Ministers des Kultus und
öffentlichen Unterrichts übergegangen.
Der derzeitige fächfifche Kultusminifter Dr. Beck
gilt als ein den Künften und Wiffenfchaften
freundlich gefinnter Mann; es ift daher zu er-
hoffen, daß unter feiner Verwaltung die fächfi-
fchen Sammlungen fich derjenigen Pflege zu
erfreuen haben werden, die fie ihrer Bedeutung
nach verdienen. Gewiß hat auch Herr v. Rüger
das Seine zur Erhaltung und Pflege des ftaat-
lichen Beßres an Werken der Kunft und Wiffen-
fchaft getan; aber feine Maßnahmen mußten
notwendigerweife immer in gewiffem Sinne
von den Erwägungen abhängig fein, die für
ihn als Chef des Finanzrefforts Pflicht waren.
Der Kultusminifter kann freier den Kulturauf-
gaben des Staates feine Äufmerkfamkeit fchen-
ken als der Finanzminifter; ja er muß es fogar.
Von der Kunftfreundlichkeit des nunmehrigen
Generaldirektors der fächfifchen Sammlungen
ift ohne weiteres anzunehmen, daß er diefe
Pflicht als eine freudig geübte übernehmen wird.1

wd.

HÄÄG Zwei holländifche Gemälde find dem
MÄURITSHUIS für einige Zeit leihweife über-
laffen. Das eine ift ein fpäter Pieter de Hooch.
In einem holländifchen Interieur, das durch das
von links durch ein Fenfter einfallende Sonnen-
licht beleuchtet wird, fitjt vorn links an einem
Tifch ein junger Mann und verweigert einer Frau
fein Weinglas zum Wiedereinfchenken; rechts
vorn ein Stuhl mit zinnoberrotem Bezug. Eigen-

1 Äm 15. Dezember ift der neugeftaltete Rembrandt-
faa! der königl. Gemäldegalerie feiner Beftim-
mung übergeben worden. Wir werden in der erften
Nummer des neuen Jahrgangs des „Cicerone“ des Näheren
über diefe, für die allmähliche Neuordnung der berühmten
Sammlung wichtige Arbeit berichten. Die Red.

artig ift der grün-blaue Gefamtton, während
fonft die fpäten Werke de Hoochs ein reineres
Blau zeigen. Das Bild ift auf Leinwand gemalt,
51,2X^5,6 cm groß, und flammt aus der Samm-
lung Ch. T. Yerkes, die am 5. April 1910 in New-
York verfteigert wurde. Der jetzige Befißer ift
der hiefige Kunfthändler Ä. Preyer. Das andere
viel intereffantere Bild (Leinwand 71X59,5 cm)
flellt einen Jüngling in halber Figur in Seiten-
anficht nach rechts dar. Der Künftler felbft
ift unbekannt, aber wohl ficher unter den Nach-
folgern Rembrandts aus der Mitte des 17. Jahr-
hunderts zu fuchen. Äm nächften kommt es den
Werken von Bernard Fabritius. Es gehört dem
Grafen Eduard Raczynski auf Schloß Rogalin
in Pofen, an den es durch Erbfchaft aus der
Sammlung Lubomirski kam. In diefer Familie
befand es fich bereits 1790. K. E.

KÄRLSRUHE In der hiefigen GROSS-
HERZOLICHEN KUNSTHALLE, die bisher an
allzu großem Raummangel litt, find im Laufe
diefes Jahres umfaffende Änderungen vorge-
nommen worden. Durch die Hinzufügung eines
weiteren Flügels wurde bedeutend Platj ge-
wonnen; in den beiden Obergefchoffen diefes
Neubaues find die Ältdeutfchen und die ge-
faulten Niederländer wie Franzofen und Italiener
untergebracht und fie bieten nun ein weit ge-
fchloffeneres und instruktiveres Bild dar als zu-
vor in der Unordnung des früheren Zuftandes.
Freilich haben manche Stücke in der neuen Auf-
machung viel an Wirkung eingebüßt, fo ver-
weife ich vor allem auf die beiden Grüne-
walds, die „Kreuzfchleppung“ und „Kreuzigung“,
wie überhaupt die an Umfang größeren Werke
in den oberen Sälen der Ältdeutfchen durch das
allzu niedrige Oberlicht oft nur fehr fchwer richtig
gefehen werden können.

In den Räumen des Parterres im neuen Flügel,
an den bekanntlich die Thomakapelle angebaut
ift, befinden fich eine Menge von Studien und
Gemälden Hans Thomas von der früheften bis
zur letzten Zeit des Meifters.

Die gefamte vorhandene Malerei des 19. Jahr-
hunderts ift, wie auch die Zahl der mehr oder
minder guten Kopien im Obergefchoß des Ält-
haufes aufgehängt, das Großherzogliche Kupfer-
flichkabinett ift an feinem bisherigen Platje ver-
blieben, rühmlichft unbekannt und wenig befucht
wie von jeher. Ebenfo find in der Gipsabguß-
fammlung des Untergefchoffes keine oder nur
unwefentliche Veränderungen vorgenommen
worden, infofern, als die relativ wenigen ganz
modernen Gemälde, die bisher dort leidlich unter-
gebracht waren, nun auch eine Etage höher ge-
wandert find.

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