Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0854
DOI Heft:
23. Heft
DOI Artikel:Cohn, William: Die Malerei in der ostasiatischen Kunstabteilung der Berliner Museen
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MALEREI IN DER OSTASIATISCHEN KUNSTABTEILUNG DER BERLINER MUSEEN
Abb. 1. Chu]ng~jen, Landschaft. Tufchmalerei auf Seidengrund. 24X24,5 cm
Schade, daß die turkeftanifchen Funde Grünwedels und Lecoqs an anderem Orte aufgeftellt
find. Sie ergänzen glücklich, zufammen mit denen von Stein und Pelliot, die in London
und Paris zu fehen find, wenn auch in provinzieller Ausgeftaltung, die Vorftellung, die
wir von der Malerei der kunftfrohen Tangzeit (620—907) haben. Sonft gebührt die größte
Wahrfcheinlichkeit fo hohen Alters nur einigen in Japan befindlichen Malereien. Alles
übrige, was unter der Flagge der Tangdynaftie fegelt, ift zweifellos fpätere Kopie. Bei
diefer Gelegenheit fei betont, daß die Annahme, das Befte an chinefifcher Malerei befände
fich gegenwärtig in Japan, nicht in China bisher nicht angetaftet werden konnte. (Die
chinefifchen Beftände der Kunftabteilung der Berliner Mufeen ftammen denn auch zum
größten Teil aus Japan.) Was aus China an Gemälden nach Europa kam, vermochte nur
höchftes Mißtrauen zu erwecken — von einigen Mingwerken etwa abgefehen. Es ift
natürlich möglich, ja fogar fehr wahrfcheinlich, daß fich noch Hervorragendes in China
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Abb. 1. Chu]ng~jen, Landschaft. Tufchmalerei auf Seidengrund. 24X24,5 cm
Schade, daß die turkeftanifchen Funde Grünwedels und Lecoqs an anderem Orte aufgeftellt
find. Sie ergänzen glücklich, zufammen mit denen von Stein und Pelliot, die in London
und Paris zu fehen find, wenn auch in provinzieller Ausgeftaltung, die Vorftellung, die
wir von der Malerei der kunftfrohen Tangzeit (620—907) haben. Sonft gebührt die größte
Wahrfcheinlichkeit fo hohen Alters nur einigen in Japan befindlichen Malereien. Alles
übrige, was unter der Flagge der Tangdynaftie fegelt, ift zweifellos fpätere Kopie. Bei
diefer Gelegenheit fei betont, daß die Annahme, das Befte an chinefifcher Malerei befände
fich gegenwärtig in Japan, nicht in China bisher nicht angetaftet werden konnte. (Die
chinefifchen Beftände der Kunftabteilung der Berliner Mufeen ftammen denn auch zum
größten Teil aus Japan.) Was aus China an Gemälden nach Europa kam, vermochte nur
höchftes Mißtrauen zu erwecken — von einigen Mingwerken etwa abgefehen. Es ift
natürlich möglich, ja fogar fehr wahrfcheinlich, daß fich noch Hervorragendes in China
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