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Der Cicerone: Halbmonatsschrift für die Interessen des Kunstforschers & Sammlers — 2.1910

DOI issue:
23. Heft
DOI article:
Cohn, William: Die Malerei in der ostasiatischen Kunstabteilung der Berliner Museen
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https://doi.org/10.11588/diglit.24116#0872

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MALEREI IN DER OSTASIATISCHEN KUNSTABTEILUNG DER BERLINER MUSEEN

Charakteriftik gehen ei-
nige weitere japanifche
Porträts konform, die
[amtlich bereits dem
14. Jahrhundert ange-
hören. Ich nenne nur
die beiden Porträts des
Kaifers Go-Daigo (im
Befit} des Daitokuji und
Shojokoji)1, die aller-
dings künftlerifch unter
der Berliner Arbeit fte-
hen. Denn unferKaifer-
bildnis ift ungemein wir-
kungsvoll in Farbe wie
in Ausdruck und dop-
pelt wichtig als fchönes
Beifpiel der fo feltenen
weltlichen Porträtdar-
[tellungen Japans.

V.

Es ift fraglos, die
Kamakurazeit bedeutete
für Japan eine Periode
größerer künftlerifcher
Selbftändigkeit. Das
ganze Kulturleben des
12. und 13. Jahrhun-
derts leitet darauf hin.

Das deutlichfte Argu-
ment ift die Illuftrations-
kunft, die, obwohl
fichtlich auf chinefifchem Äbb. 15. Takanobu zugefchrieben, Shigemori. Farbige Malerei auf
Tangftil beruhend, ein Seidengrund. 103X139 cm äus dem Bepfee des jingop in Kyoto

völlig neues Ausfehen

angenommen hat. Die Anfätje zu einer teilweifen Befreiung von chinefifchem Geifte gehen
fogar bis weit in die Fujiwaraperiode zurück. Aber nebenbei haben die chinefifchen Strö-
mungen nie aufgehört, gewiffe Kunftrichtungen zu befruchten. Denn der Verkehr Japans
mit China ftockte niemals ernftlich. Er war allerdings im 13. Jahrhundert fporadifcher
geworden und nicht mehr offiziell. Damals ftürmten die Mongolenheere über China dahin.
Kublai Khan machte ja auch auf Japan zwei Angriffe, die aber mißlangen. Gerade durch
diefe Kriege kamen viele chinefifche Auswanderer nach dem nahen Infelreiche. Und
die buddhiftifchen Priefter Japans ließen fich nie abhalten, fcharenweife nach China
überzufeljen. So find in der Tat die chinefifchen Einpffe in der japanifchen Kunft
nie ganz eingefchlafen. Das zeigt vor allem die Gruppe der Priefterporträts aus

Siehe Shimbi Täikwan, Band 10, Tafel 13 und Band 6, Tafel 22.

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