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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 5
DOI article:
Winter, Dagobert: Zur Geschichte des Silbers
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0072

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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST

Ns 7

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hundert ein mächtiger Strom
von Silberbarren und Silber-
münzen herab und gelangte
auf den spanischen Silber-
flotten nach Europa, wo er den
Handel belebte und auch dort
Städte und Völker bereicherte.
Die Silberquellen Perus
scheinen heutzutage etwas
schwächer zu fliessen; die-
jenigen Mexikos dagegen er-
weisen sich noch immersehr er-
giebig. Sie liefern ungefähr die
Hälfte alles auf Erden produ-
zierten Silbers. Es sollen in den
dortigen Gebirgen bei Silber-
gruben nicht weniger als 500
Ortschaften entstanden sein.
Auch in neuerer Zeit hat
das Silber sowohl in Süd- als
in Nordamerika einige Erd-
flecke mit Bewohnern versehen
und mehrere Verkehrsplätzeins
Leben gerufen. So namentlich
in Chile, wo neben dem Kupfer
das Silber den wichtigsten
Rang unter den mineralischen
Bodenprodukten einnimmt.
Die Küstenwüsten von Chile
bergen in ihrem Boden noch
grosse Metallschätze. Adern
reinsten Silbererzes durch-
kreuzen die Wüsten von
Copiapo und Atacama in jeder
Richtung“. Man hat dort
„boyas“ (Blöcke) gediegenen
Silbers von tausend und mehr
Pfund im Gewicht gefunden.
Bei einem aus dem Boden
hervorragenden Silberfelsen,
welchen im Jahre 1847 ein
Maultiertreiber, der mit seinem
Steigbügel anihmhängenblieb,
entdeckte, erbaute man die
neue Stadt Tres Puntas. Die
Hafenstädte Iquique und Co-
piapo haben durch den in der
Neuzeit von Tres Puntas und
ferner von Chanarcillo, Guan-
tajayo, La Placillaund anderen
chilenischen Silberbergwerk-
städten ausströmenden Metall-
reichtum ihre Bevölkerung
und ihren Handel bedeutend
gemehrt.
Doch hat in unserer Zeit
das Silber im Norden von



Erzeugnisse ber mcfallwarenfabrik
3. P. Kayser Sotjn, Krefelb. i i

Zur Hiesse in Ceipzig:
Universitätssfraße S 1 (Große Feuerkugel)

Amerika den Verkehr und
die Ausbreitung menschlicher
Ansiedelungen noch weit
mehr gefördert, als im Süden.
In Kalifornien folgte auf
die Zeit der Goldjagd eine
Silberzeit. Das Gold findet
sich dort mehr im Westen
der Sierra Nevada, das
Silber häufiger im Osten.
Die von Westen mit dem
Gold bis zum Fusse des
Gebirgsrückens vordringende
Bevölkerung wurde vom
Silber auch ostwärts über
das Gebirge hinübergeführt.
Hier entdeckte man seit dem
Jahre 1859 in dem soge-
nannten Washon-Distrikt ganz
grossartige Silberschätze,
namentlich den weltberühmt
gewordenen Comstock-Gang,
„die grösste und reichste
Silberader der Welt“. Die
Stadt Washon erblühte da-
selbst, und von ihr aus wurden
noch andere silberhaltige
Berge aufgespürt und mit
Kolonisten besetzt und bei
ihnen die Städte Virgini-City,
Carson-City, Silver-City und
andere gegründet. Die Terri-
torien und Staaten von
Nevada, Idaho und Montana
sind auf Silbergrund aufge-
baut. In dem rasch sich ent-
wickelnden Nevada allein
schätzte man schon im Jahre
1859 den Wert der dortigen
Silberproduktion auf 135 Mil-
lionen Dollars! Viele Striche
und Täler, z. B. das Carsontal,
verwandelten sich schnell aus
menschenleeren Wildnissen in
belebte Industrielandschaften,
denen das mit vieler Kunst
und Mühe aus der Tiefe
hervorzuholende Silber eine
gediegene Unterlage der
Wohlhabenheit gab, als
das leicht von der Ober-
fläche abgelesene Gold.
Die Goldplätze Kaliforniens
sind vor den Silberorten
Nevadas, Montanas und
Idahos verkümmert und er-
storben. Dagobert Winter.
 
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