Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909
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Nr. 9
DOI Artikel:W., O.: Die Goldschmiedekunst auf der Ausstellung "Die Dame in Kunst und Mode"
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JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST
As 9
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dem Besitz von Frau Anna Schmidt-Burkly sei eine
Schmetterlings-Brosche erwähnt; dem Körper aus grünen
Smaragden fügen sich vier weiss marmorierte dunkle
Achatflügel an, die von Perlen, Rubinen und Brillanten
umsäumt sind. Ein Stahlkollier mit rosa Steinen ist von
wundervoller Wirkung. —
Äusser den Erzeugnissen der modernen Goldschmiede-
kunst in hoher und höchster Vollendung enthält die Aus-
stellung auch eine grosse Zahl von antiken Ringen, und zwar
in der Ringsammlung von Robert Koch, Frankfurt a. M.
und Wiesbaden. Die Sammlung umfasst über 1500 Ringe
und repräsentiert einen Wert von über 1 Million Mark.
Man könnte an Hand dieser reichen Sammlung eine
Kunstgeschichte des Ringes schreiben, wenn der zur Ver-
fügung stehende Raum nicht die Beschränkung auf ein-
zelne, hervorragende Stücke gebieten würde. Von den
altägyptischen Ringen aus Bronze, Ton oder Glas, die
zum grossen Teil mit Hieroglyphen geschmückt sind, sei
ein grosser Ring aus weissbläulichem Glas erwähnt, in
den ein gelber Stein von ziemlich rohem Schliff einge-
lassen ist. In dem zweiten Kasten (es sind im ganzen 36)
fallen besonders die mattgoldenen etruskischen Ringe ins
Auge, deren Fassung schon recht zierliche Formen zeigt.
Als Steine sind meistens Achate verwandt. In wie hoher
Blüte die Steinschneidekunst damals gestanden hat, lassen
die feingeschnittenen Gemmen erkennen. Bei den grie-
chischen Goldringen sind bereits mehr edle Steine ver-
wandt, deren Schönheit aber infolge des rohen Schliffes
kaum zur Geltung kommt. Die römischen Goldringe im
Kasten 7 zeigen teilweise ganz moderne Formen, wie
z. B. zwei Schlangenringe. Auch hier sind als Steine
Achate verwendet, da die Römer bekanntlich viel Siegel-
ringe trugen. Die gallisch-römischen Goldringe zeichnen
sich durch zum Teil seltsame Formen aus. Da ist z. B.
ein Goldring — eine hohle Hand mit einer Kugel. Unter
den römischen Ringen im Kasten 11, von denen einige
aus Glas und Kristall sind, erregt ein Schauspielring be-
sondere Aufmerksamkeit, teils durch seine Grösse, teils
durch seine Form, die eine tragische Maske darstellt.
Bei den merovingischen, fränkischen und gotischen Gold-
ringen vereinigen sich schöne Steine bezw. Perlen mit
fein gearbeiteter Fassung. Ein Goldring trägt auf einem
etwa 1 cm langen Stil eine Goldrosette, die mit Perlen
besetzt ist. Die Zeremonienringe sind naturgemäss gross.
Da ist der bekannte Bischofsring von Freising, der Fischer-
ring Papst Pius IX. und ein Popenring, der die griechische
Tiara in kunstvoller Arbeit trägt. Die mittelalterlichen
Bronce- und Silberringe erinnern an die griechischen und
römischen, wenn die Ciselierung auch öfters eine schönere
ist. Besonderes Interesse erwecken die jüdischen Trauringe
sowohl durch ihre — an venetianischen und norwegischen
Schmuck erinnernde Goldarbeit als auch durch die Ver-
wendung von Emaille und schönen Steinen. Bei den
Renaissance-Ringen tritt die Fassung schon hinter den
schönen Steinen zurück, während bei den „Siardinetti“
aus dem 17. Jahrhundert die Fassung gänzlich von dem
Prunk an edlen Steinen erdrückt wird. Die Verlobungs-
und symbolischen Ringe aus dem 17. Jahrhundert zeigen
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dem Besitz von Frau Anna Schmidt-Burkly sei eine
Schmetterlings-Brosche erwähnt; dem Körper aus grünen
Smaragden fügen sich vier weiss marmorierte dunkle
Achatflügel an, die von Perlen, Rubinen und Brillanten
umsäumt sind. Ein Stahlkollier mit rosa Steinen ist von
wundervoller Wirkung. —
Äusser den Erzeugnissen der modernen Goldschmiede-
kunst in hoher und höchster Vollendung enthält die Aus-
stellung auch eine grosse Zahl von antiken Ringen, und zwar
in der Ringsammlung von Robert Koch, Frankfurt a. M.
und Wiesbaden. Die Sammlung umfasst über 1500 Ringe
und repräsentiert einen Wert von über 1 Million Mark.
Man könnte an Hand dieser reichen Sammlung eine
Kunstgeschichte des Ringes schreiben, wenn der zur Ver-
fügung stehende Raum nicht die Beschränkung auf ein-
zelne, hervorragende Stücke gebieten würde. Von den
altägyptischen Ringen aus Bronze, Ton oder Glas, die
zum grossen Teil mit Hieroglyphen geschmückt sind, sei
ein grosser Ring aus weissbläulichem Glas erwähnt, in
den ein gelber Stein von ziemlich rohem Schliff einge-
lassen ist. In dem zweiten Kasten (es sind im ganzen 36)
fallen besonders die mattgoldenen etruskischen Ringe ins
Auge, deren Fassung schon recht zierliche Formen zeigt.
Als Steine sind meistens Achate verwandt. In wie hoher
Blüte die Steinschneidekunst damals gestanden hat, lassen
die feingeschnittenen Gemmen erkennen. Bei den grie-
chischen Goldringen sind bereits mehr edle Steine ver-
wandt, deren Schönheit aber infolge des rohen Schliffes
kaum zur Geltung kommt. Die römischen Goldringe im
Kasten 7 zeigen teilweise ganz moderne Formen, wie
z. B. zwei Schlangenringe. Auch hier sind als Steine
Achate verwendet, da die Römer bekanntlich viel Siegel-
ringe trugen. Die gallisch-römischen Goldringe zeichnen
sich durch zum Teil seltsame Formen aus. Da ist z. B.
ein Goldring — eine hohle Hand mit einer Kugel. Unter
den römischen Ringen im Kasten 11, von denen einige
aus Glas und Kristall sind, erregt ein Schauspielring be-
sondere Aufmerksamkeit, teils durch seine Grösse, teils
durch seine Form, die eine tragische Maske darstellt.
Bei den merovingischen, fränkischen und gotischen Gold-
ringen vereinigen sich schöne Steine bezw. Perlen mit
fein gearbeiteter Fassung. Ein Goldring trägt auf einem
etwa 1 cm langen Stil eine Goldrosette, die mit Perlen
besetzt ist. Die Zeremonienringe sind naturgemäss gross.
Da ist der bekannte Bischofsring von Freising, der Fischer-
ring Papst Pius IX. und ein Popenring, der die griechische
Tiara in kunstvoller Arbeit trägt. Die mittelalterlichen
Bronce- und Silberringe erinnern an die griechischen und
römischen, wenn die Ciselierung auch öfters eine schönere
ist. Besonderes Interesse erwecken die jüdischen Trauringe
sowohl durch ihre — an venetianischen und norwegischen
Schmuck erinnernde Goldarbeit als auch durch die Ver-
wendung von Emaille und schönen Steinen. Bei den
Renaissance-Ringen tritt die Fassung schon hinter den
schönen Steinen zurück, während bei den „Siardinetti“
aus dem 17. Jahrhundert die Fassung gänzlich von dem
Prunk an edlen Steinen erdrückt wird. Die Verlobungs-
und symbolischen Ringe aus dem 17. Jahrhundert zeigen