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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 13
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Eppler, Alfred: Singhalesische Gold- und Silberschmiede
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0122

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■a JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST j

JVs 13

104


Bild 1 zeigt uns das Innere eines
Juwelierladens in Ceylon. Die Auf-
machung ist ganz wie bei uns, und
sicher sind nicht nur die Vitrinen,
sondern auch viele der Waren, die
darin ausgelegt sind, „made in
Germany“. Auf dem Tische im
Vordergründe sind eine Anzahl ein-
heimischer Goldschmiedearbeiten aus-
gestellt. Einzelne Stücke, wie die
beiden Henkelvasen, die runden
Schalen und die Leuchter haben an-
sprechende Formen, andere, wie
der dickbauchige Kelch mit dem
zierlichen Fusse, scheinen stark auf
europäische Käufer zu rechnen, die
etwas deswegen schon schön und
interessant finden, weil es in einem
fernen Lande gemacht wurde.
Darauf spekulieren sicherlich
manche Geschäfte in Ceylon (wie
auch anderwärts, z. B. in Ägypten).
So sah ich vor einiger Zeit eine Brosche, welche eine Dame,
von Borneo kommend, auf der Rückreise nach der Heimat
in Colombo, der Hafenstadt Ceylons, gekauft hatte. Die
Fassung war ganz geringwertige europäische Fabrikarbeit,
und die „Ceylon-Edelsteine“ darin böhmisches Glas. Das
einzig staunenswerte an dem Stück war der hohe Preis,
den sie dafür bezahlt hatte. Dafür hätte sie bei jedem
deutschen Juwelier eine gute, echte Fassung mit echten
Schmucksteinen bekommen können.
Die getriebenen Verzierungen dieser Waren weisen
sicher manche edle Detailform auf, in dieser Häufung
wirken sie aber überladen und stumpf konventionell.

2. Singhalesische Golbsdjmiebe bei ber Arbeit.
Jedenfalls ist diese ornamentale Überladung mehr ein Be-
weis für niedere Arbeitslöhne als für künstlerischen Ge-
schmack. Der grosse Haarschmuck im Vordergründe mag
vielleicht in der Farbenabstimmung der Steine einen künst-
lerischen Genuss auslösen, aber das formenarmer Phantasie
so geläufige Bandschleifchenmotiv gefällt mir hier so wenig
wie an den Erzeugnissen heimischer Schmuckgegenstände.
Die Goldarbeiter auf Bild 2 und die Graveure auf
Bild 3 fänden sich wohl auch in europäischen Werkstätten
zurecht. Eigentümlich berührt uns die weibische Haar-
tracht dieser Männer.
Bild 5 zeigt uns eine Silberschmiede mit recht primitiver
Ausstattung, und noch anspruchsloser


ist der Silberschmied auf Bild 4. Er
hat sein kleines Werkbänkchen in eine
vor der heissen Sonne geschützte
Ecke gerückt und sitzt da nun auf
seiner Matte mit untergeschlagenen
Beinen bei der Arbeit. Seine ganze
Bekleidung ist ein karriertes Tuch,
das er um seine Hüften geschlungen
hat. Der alte Herr ist nicht etwa
durch vieles Arbeiten kurzsichtig ge-
worden, wie man vielleicht vorschnell
aus der Brille schliessen könnte,
sondern er ist weitsichtig, denn um
zu sehen, was der Photograph eigent-
lich macht, schaut er ganz interessiert
über die Brille weg.
Ein rührendes Bild von An-
spruchslosigkeit! — und doch ist
dieser alte Silberschmied sicher glück-
licher und zufriedener als viele von
uns inmitten all der Gaben unserer

5. Singtjalesisdje Graveure.

höheren Kultur.
 
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