Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909
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DOI Heft:
Nr. 13
DOI Artikel:Die wirtschaftliche Lage der Edelmetallindustrie im Jahre 1908
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■ JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST j-—-«=- m 13
Sdjülerarbeitcn bcr Handwerker- und Kunstgewerbesdjule in Altona a. E. — Klasse ßindljardt.
Umsätze erzielen liessen, die im gleichen
Zeitraum des Vorjahres zu verzeichnen
gewesen waren. In den meisten Be-
trieben konnte erst vom Juni ab wieder
mit 9 Stunden täglich voll gearbeitet
werden und etwa seit Mitte Oktober
mit 2 Überstunden per Tag. Aber auch
diese Steigerung der Beschäftigung war
mehr auf eilige Saisonaufträge zurück-
zuführen, als auf den Beginn einer
nachhaltigen Geschäftsbelebung. Eine
solche wird mit Sicherheit erst erwartet
werden können, nachdem sich die Ge-
samtkonjunktur wieder gehoben haben
wird, insbesondere auch im Auslande.
Hier hat das Ausbleiben der gewohnten
Aufträge, namentlich aus Nord- und
Südamerika und Mexiko, sich sehr
bedeutend fühlbar gemacht und den
Jahresumsatz empfindlich geschmälert.
Dies gilt vor allem für feine Brillanten-
sachen, deren Absatz überdies noch
erschwert war durch die langdauernde
Unsicherheit auf dem Diamantenmarkt.
Sie beschäftigte, vielfach noch dazu mit
unzutreffenden Befürchtungen, die Fach-
kreise und die Presse und führte dazu,
dass sowohl die Juwelierkundschaft als
auch das kaufende Publikum sich eine
grosse Zurückhaltung auferlegte, weil
man lange Zeit mit der Möglichkeit eines
starken Preisrückganges für Brillanten
rechnete. Nur einzelne Händler jedoch
ihre Lagerbestände trotz starker Zinsverluste vergrössert,
als ihr Personal der Verdienstlosigkeit anheimfallen zu
lassen. Trotz der Ungunst der Verhältnisse versuchte die
organisierte Arbeiterschaft bei den Verhandlungen über
die Erneuerung des am 1. Juli abgelaufenen Vertrages
eine allgemeine prozentuale Lohnerhöhung und andere
Vorteile durchzusetzen. Diesen Versuch gaben die Arbeiter
jedoch selbst als aussichtslos auf, und zwischen Arbeit-
gebern und Arbeitern wurde ein Vertrag bis zum 1. Juli
1909 auf wesentlich gleicher Grundlage wie bisher von
neuem geschlossen. Von den Steuerprojekten zur Reichs-
finanzreform betrifft die Edelmetallindustrie und die Diamant-
schleiferei in hervorragender Weise die Steuer auf Gas
und Elektrizität, indem sie hiervon zu Triebzwecken wie
namentlich zum Löten (Gas) grosser Quantitäten als regel-
mässiger Produktionsmittel benötigen. Im Interesse der
genannten Industrien ist darum besonders zu wünschen,
dass beides steuerfrei bleiben möchte.
Für die Fabrikation feiner Gold- und Juwelenwaren
war im letzten Quartal des Jahres 1907 bereits ein er-
hebliches Nachlassen der Aufträge eingetreten. Dieser
Rückgang setzte sich in starkem Masse bei Beginn des
Berichtsjahres fort und beherrschte beinahe voll die ersten
6 Monate, welche infolgedessen fast nur die Hälfte der
haben, um vorübergehend ihr Portefeuille zu entlasten, ge-
wisse Quantitäten billiger offeriert; dagegen hat sich im
übrigen und besonders für feine Steine der Preis durchaus
gehalten, was seitens der beteiligten Gewerbszweige lebhaft
begrüsst wird, weil damit die Gefahr einer Entwertung der
Lagerbestände vermieden und die Kundschaft zu Neuan-
schaffungen genötigt ist. Auch die anderen Roh- und Hilfs-
stoffe dieses Fabrikationszweiges sind im Berichtsjahr
nicht im Preise heruntergegangen, mit Ausnahme des
Platins, das jedoch vom Herbst ab auch wieder gestiegen
ist. Die Schwankungen in den Platinpreisen erschwerten
wesentlich die Kalkulation besonders für die Weissjuwelen-
branche, was teilweise zu Differenzen mit der Kundschaft
Anlass bot. Soweit die Verkaufspreise wegen der in den
letzten Jahren stark gestiegenen Arbeitslöhne erhöht werden
mussten, zeigten sich vielfach Schwierigkeiten, sie bei den
Abnehmern durchzusetzen. Die Inanspruchnahme erheblich
langer Zahlungsziele dauerte zum Teil auch im Jahre 1908
fort, ungeachtet des billigeren Geldes. Für Bijouterien
mittelfeinen Genres verlief der Geschäftsgang während des
ganzen Jahres nicht befriedigend, und mangels ausreichender
Aufträge ergab sich ein beträchtlicher Minderumsatz gegen
1907. Wenn trotzdem die Arbeiter voll und zu gleichen
Löhnen beschäftigt wurden, so verursachte dies eine ent-
Sdjülerarbeitcn bcr Handwerker- und Kunstgewerbesdjule in Altona a. E. — Klasse ßindljardt.
Umsätze erzielen liessen, die im gleichen
Zeitraum des Vorjahres zu verzeichnen
gewesen waren. In den meisten Be-
trieben konnte erst vom Juni ab wieder
mit 9 Stunden täglich voll gearbeitet
werden und etwa seit Mitte Oktober
mit 2 Überstunden per Tag. Aber auch
diese Steigerung der Beschäftigung war
mehr auf eilige Saisonaufträge zurück-
zuführen, als auf den Beginn einer
nachhaltigen Geschäftsbelebung. Eine
solche wird mit Sicherheit erst erwartet
werden können, nachdem sich die Ge-
samtkonjunktur wieder gehoben haben
wird, insbesondere auch im Auslande.
Hier hat das Ausbleiben der gewohnten
Aufträge, namentlich aus Nord- und
Südamerika und Mexiko, sich sehr
bedeutend fühlbar gemacht und den
Jahresumsatz empfindlich geschmälert.
Dies gilt vor allem für feine Brillanten-
sachen, deren Absatz überdies noch
erschwert war durch die langdauernde
Unsicherheit auf dem Diamantenmarkt.
Sie beschäftigte, vielfach noch dazu mit
unzutreffenden Befürchtungen, die Fach-
kreise und die Presse und führte dazu,
dass sowohl die Juwelierkundschaft als
auch das kaufende Publikum sich eine
grosse Zurückhaltung auferlegte, weil
man lange Zeit mit der Möglichkeit eines
starken Preisrückganges für Brillanten
rechnete. Nur einzelne Händler jedoch
ihre Lagerbestände trotz starker Zinsverluste vergrössert,
als ihr Personal der Verdienstlosigkeit anheimfallen zu
lassen. Trotz der Ungunst der Verhältnisse versuchte die
organisierte Arbeiterschaft bei den Verhandlungen über
die Erneuerung des am 1. Juli abgelaufenen Vertrages
eine allgemeine prozentuale Lohnerhöhung und andere
Vorteile durchzusetzen. Diesen Versuch gaben die Arbeiter
jedoch selbst als aussichtslos auf, und zwischen Arbeit-
gebern und Arbeitern wurde ein Vertrag bis zum 1. Juli
1909 auf wesentlich gleicher Grundlage wie bisher von
neuem geschlossen. Von den Steuerprojekten zur Reichs-
finanzreform betrifft die Edelmetallindustrie und die Diamant-
schleiferei in hervorragender Weise die Steuer auf Gas
und Elektrizität, indem sie hiervon zu Triebzwecken wie
namentlich zum Löten (Gas) grosser Quantitäten als regel-
mässiger Produktionsmittel benötigen. Im Interesse der
genannten Industrien ist darum besonders zu wünschen,
dass beides steuerfrei bleiben möchte.
Für die Fabrikation feiner Gold- und Juwelenwaren
war im letzten Quartal des Jahres 1907 bereits ein er-
hebliches Nachlassen der Aufträge eingetreten. Dieser
Rückgang setzte sich in starkem Masse bei Beginn des
Berichtsjahres fort und beherrschte beinahe voll die ersten
6 Monate, welche infolgedessen fast nur die Hälfte der
haben, um vorübergehend ihr Portefeuille zu entlasten, ge-
wisse Quantitäten billiger offeriert; dagegen hat sich im
übrigen und besonders für feine Steine der Preis durchaus
gehalten, was seitens der beteiligten Gewerbszweige lebhaft
begrüsst wird, weil damit die Gefahr einer Entwertung der
Lagerbestände vermieden und die Kundschaft zu Neuan-
schaffungen genötigt ist. Auch die anderen Roh- und Hilfs-
stoffe dieses Fabrikationszweiges sind im Berichtsjahr
nicht im Preise heruntergegangen, mit Ausnahme des
Platins, das jedoch vom Herbst ab auch wieder gestiegen
ist. Die Schwankungen in den Platinpreisen erschwerten
wesentlich die Kalkulation besonders für die Weissjuwelen-
branche, was teilweise zu Differenzen mit der Kundschaft
Anlass bot. Soweit die Verkaufspreise wegen der in den
letzten Jahren stark gestiegenen Arbeitslöhne erhöht werden
mussten, zeigten sich vielfach Schwierigkeiten, sie bei den
Abnehmern durchzusetzen. Die Inanspruchnahme erheblich
langer Zahlungsziele dauerte zum Teil auch im Jahre 1908
fort, ungeachtet des billigeren Geldes. Für Bijouterien
mittelfeinen Genres verlief der Geschäftsgang während des
ganzen Jahres nicht befriedigend, und mangels ausreichender
Aufträge ergab sich ein beträchtlicher Minderumsatz gegen
1907. Wenn trotzdem die Arbeiter voll und zu gleichen
Löhnen beschäftigt wurden, so verursachte dies eine ent-