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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 21
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Ztg., Rh.-W.: Die Lüderitzbuchter Diamantenfelder und ihre Besitzer
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0195

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ihr als Belohnung 39 Schürffelder bei Bogenfels, die er
für 700000 Mark in eine Gesellschaft „Diamantenfelder
Meteor“ einbrachte und auf die er sich neun Bergbaufelder
von 312 Hektar Fläche verleihen liess. Auch andere
Personen und Gesellschaften, als erste die „Pomona-
Diamantgesellschaft“, erhielten von der Kolonialgesellschaft
„Schürferlaubnis“. Die Bevölkerung des Schutzgebietes
ist empört über die Begünstigung der „Kolonialgesellschaft“,
durch die ohne triftigen Grund den Berliner Banken die
Bodenschätze der Kolonie im Werte von einigen hundert
Millionen Mark in den Schoss geworfen wurden. Die
Ansiedler verlangen in stürmischen Protestversammlungen,
dass der Millionensegen dem Lande und seiner Bevölkerung
zugute komme und deren Steuerkraft hebe. Sämtliche in
der Kolonie gegründeten Diamantengesellschaften haben
sich am 4. März 1909 zu einem „Deutschen Diamanten-
syndikat“ in Liideritzbucht zusammengeschlossen. In den
ersten Tagen des Aprils ist durch einen Vertrag dieser
Gesellschaften mit der „Kolonialgesellschaft“ und dem
Kolonialamt folgendes vereinbart worden: Es sollen auch
die nicht ganz vorschriftsmässig belegten Schürffelder
gültig sein; als Bergbaufelder werden auch den neuen
Gesellschaften so wie seinerzeit den 4 älteren die ganzen
Schürffelder, also auf jeden Schürfschein nicht 2]/2, sondern
314 Hektar verliehen; sie haben dafür ebenfalls 5 Prozent
Förderungsabgabe an die „Kolonialgesellschaft“ zu zahlen.
Weitere 5 Prozent (und zwar vom Verkaufspreis der
Diamanten) sollen an die Staatskasse gezahlt werden.
Auch von den älteren Gesellschaften, die bisher nichts
an den Staat zu zahlen hatten (mit Ausnahme des
Ausfuhrzolles von 33 ^3 Prozent des Wertes der Steine).

Durch dieses Abkommen ist der Wunsch der Gesell-
schaften noch nicht erfüllt, in die von den Berliner Gross-
banken gebildete Regiegesellschaft mit aufgenommen zu
werden, der die Regierung das Verkaufsmonopol für Dia-
manten übertragen hat. Vor allem aber ist die Haupt-
beschwerde nicht beseitigt, dass die Regierung der „Kolonial-
gesellschaft“ und ihrer Bankengruppe durch Verleihung
des Ausbeutungsmonopols für das Sperrgebiet Millionen
in den Schoss geworfen hat. Sie hat im Gegenteil die
der „Kolonialgesellschaft“ zufliessenden Bergbausteuern
auf 5 Prozent erhöht, wahrscheinlich gegen das Zugeständ-
nis, dass auch der Staat 5 Prozent erheben darf. Den-
selben Erfolg hätte er doch aber auch ohne neue Be-
günstigung der „Kolonialgesellschaft“ dadurch erzielen
können, dass er den Diamantenausfuhrzoll statt auf 33'/3
Prozent auf 38‘/3 Prozent bemessen hätte!
Der Wert der gesamten oberirdischen Diamantenfelder
zwischen Lüderitzbucht und dem Oranjefluss wird auf
300 Millionen Mark geschätzt, die jährliche Ausbeute wird
schon sehr bald 800000 bis 1000000 Karat im Werte von
20 bis 30 Millionen Mark betragen. (Die Premier-Diamant-
grube in Transvaal fördert jährlich (im Jahre 1908) über
2 Millionen Karat, doch ist der Wert der Steine ge-
ringer und die Förderungskosten sind sehr viel höher
als in der deutschen Kolonie; daher betrug der Rein-
gewinn der Premier im Jahre 1908 nur 15,8 Millionen
Mark.) Davon würde der Staat gegen 10 Millionen
jährlich erhalten; von dem Rest den Löwenanteil die
„Kolonialgesellschaft“, teils durch die ihr zufliessenden
Bergbausteuern, teils durch das ihr vom Staate verliehene
Abbau-Monopol. Rh.-W. Ztg.

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