Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909
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DOI Heft:
Nr. 23
DOI Artikel:Die galvanischen Bäder im Dienst des Goldschmieds und Kleinbetriebs
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JOURNAL DER GQLDSCHMIEDEKUNST j-
M 23
Kamm, Tniftelstücfe Chinesisdje Elfenbeinschnitzerei,
Fassung vergoldetes Silber mit Türkisen besetzt
Entwickelung der sehr giftigen Dämpfe etwas zu
verringern. Man stellt nun die Porzellanschale,
wenn man nicht über eine sehr gutziehende ver-
schliessbare Esse verfügt, im Freien (Hof oder
flachen Dach des Hauses) auf einen Spiritusherd
und dreht die Schale mit der Hand, die man durch
einen alten Handschuh schützt, von Zeit zu Zeit
über dem mässigen Feuer, wobei man sich, immer
die Windrichtung beachtend, so aufstellt, dass die
Dämpfe wegziehen können. Kurz vor und während
des Eindampfens werden die Dämpfe besonders
stark, man kann sich ruhig einige Schritte entfernen,
nach kurzer Zeit wiederkommen und die Schale
wieder drehen, um einseitiges Heisswerden der-
selben und damit der Gefahr des Zerspringens
vorzubeugen. Während der Ausführung, die
übrigens nicht länger als 20—30 Minuten dauert,
wird bei einem Spiritusherd oft das Nachfüllen des
Spiritus nötig. Man stellt die heisse Schale auf
ein trockenes Handtuch, löscht hierauf das zu
schwache Feuer vollständig, giesst erst dann Spiritus
nach, zündet wieder an und fährt nun mit dem
Eindampfen fort. Ist dies soweit vorgeschritten,
dass die eigelbe Flüssigkeit zu erstarren, braun
und schwarz zu werden beginnt, so nimmt man
die sehr heisse Schale einen Augenblick mit der
behandschuhten Rechten weg und lässt nun den
braunen Tropfen sich in der heissen Schale verlaufen.
Hierbei muss man noch beachten, dass die
Schale nicht zu lange auf dem Feuer bleibt, weil
sich sonst ein schwammartiger unlöslicher Nieder-
schlag bildet. Ist das doch einmal geschehen, so
giesst man wieder ein paar Tropfen Königswasser
nach und dampft nochmals ein. Wenn der Auf-
lösungsprozess nicht willkürlich gestört wurde, so
hat das eingedampfte Gold, das jetzt fest an der
wird mit 5]/2 Liter reinem Wasser angefüllt und das Wasser
zum Kochen gebracht. Unterdessen nimmt man 3 g ff.
Gold, walzt dasselbe recht dünn aus und wischt zum
Schluss das erhaltene dünne Goldblech mit einem reinen
Lappen sauber ab.
Das Gold wird nun in kleine Paillen geschnitten,
ähnlich wie das Lot zum Löten, und in eine feuerfeste
Porzellanschale gebracht. Die Porzellanschale von der
Grösse eines gewöhnlichen Tellers nur etwas tiefer, wird
vorher zwecks grösserer Widerstandsfähigkeit in siedendem
Wasser ausgekocht, das man ebenso wieder erkalten lässt
wie man es zuvor samt der Schale zum Sieden gebracht
hat, um dann die Schale als feuersicher herauszunehmen.
Mir ist in meiner langjährigen praktischen Tätigkeit trotz
fast alltäglicher Benützung der Porzellanschale noch keine
zersprungen. Zu dem fein geschnittenen Gold in der
Porzellanschale giesst man nun Liter Königswasser,
um das Gold aufzulösen. Es empfiehlt sich, von dem
Königswasser erst zwei Drittel einzugiessen und das
übrige erst dann, wenn ersteres einzudampfen beginnt,
um die Wirkung des Königswassers zu steigern und die
Porzellanschale hängt, das Aussehen eines angebrannten
Eierkuchens. Mit der noch heissen Porzellanschale fährt
man nun in das kochende oder seither schon etwas ruhiger
gewordene Wasser im Emaillegefäss, holt sich etwas
Wasser, dem vorher noch die Chemikalien beigesetzt
wurden, heraus und schwenkt damit das Gold von der
Porzellanschale in das Emaillegefäss, was öfters wieder-
holt wird, bis die Schale ganz rein von Gold ist. Das
Gelbgoldbad ist nun zum sofortigen Gebrauch fertig.
Während die Porzellanschale mit dem Gold auf dem
Feuer steht, nimmt man 25 g Cyankali, 15 g Ätzkali (in
Stangen) 15 g phosphorsaures Natron und wirft dieses,
der hier aufgeführten Reihenfolge nach, in das annähernd
kochende Wasser im Emaillegefäss; ehe man das Gold
von der Porzellanschale hineinspült. Das nun fertige
Goldbad genügt, um Gegenstände gewöhnlich gelb zu
vergolden. Wird jedoch ein voller satter Goldton ge-
wünscht oder soll die Vergoldung Anspruch auf Halt-
barkeit erheben dürfen, so ist die Goldmenge im Bad zu
steigern, eventuell bis zur doppelten Menge oder noch
mehr. Beispielsweise 5 g ff. Gold, 5 Liter Wasser, 35 g
JOURNAL DER GQLDSCHMIEDEKUNST j-
M 23
Kamm, Tniftelstücfe Chinesisdje Elfenbeinschnitzerei,
Fassung vergoldetes Silber mit Türkisen besetzt
Entwickelung der sehr giftigen Dämpfe etwas zu
verringern. Man stellt nun die Porzellanschale,
wenn man nicht über eine sehr gutziehende ver-
schliessbare Esse verfügt, im Freien (Hof oder
flachen Dach des Hauses) auf einen Spiritusherd
und dreht die Schale mit der Hand, die man durch
einen alten Handschuh schützt, von Zeit zu Zeit
über dem mässigen Feuer, wobei man sich, immer
die Windrichtung beachtend, so aufstellt, dass die
Dämpfe wegziehen können. Kurz vor und während
des Eindampfens werden die Dämpfe besonders
stark, man kann sich ruhig einige Schritte entfernen,
nach kurzer Zeit wiederkommen und die Schale
wieder drehen, um einseitiges Heisswerden der-
selben und damit der Gefahr des Zerspringens
vorzubeugen. Während der Ausführung, die
übrigens nicht länger als 20—30 Minuten dauert,
wird bei einem Spiritusherd oft das Nachfüllen des
Spiritus nötig. Man stellt die heisse Schale auf
ein trockenes Handtuch, löscht hierauf das zu
schwache Feuer vollständig, giesst erst dann Spiritus
nach, zündet wieder an und fährt nun mit dem
Eindampfen fort. Ist dies soweit vorgeschritten,
dass die eigelbe Flüssigkeit zu erstarren, braun
und schwarz zu werden beginnt, so nimmt man
die sehr heisse Schale einen Augenblick mit der
behandschuhten Rechten weg und lässt nun den
braunen Tropfen sich in der heissen Schale verlaufen.
Hierbei muss man noch beachten, dass die
Schale nicht zu lange auf dem Feuer bleibt, weil
sich sonst ein schwammartiger unlöslicher Nieder-
schlag bildet. Ist das doch einmal geschehen, so
giesst man wieder ein paar Tropfen Königswasser
nach und dampft nochmals ein. Wenn der Auf-
lösungsprozess nicht willkürlich gestört wurde, so
hat das eingedampfte Gold, das jetzt fest an der
wird mit 5]/2 Liter reinem Wasser angefüllt und das Wasser
zum Kochen gebracht. Unterdessen nimmt man 3 g ff.
Gold, walzt dasselbe recht dünn aus und wischt zum
Schluss das erhaltene dünne Goldblech mit einem reinen
Lappen sauber ab.
Das Gold wird nun in kleine Paillen geschnitten,
ähnlich wie das Lot zum Löten, und in eine feuerfeste
Porzellanschale gebracht. Die Porzellanschale von der
Grösse eines gewöhnlichen Tellers nur etwas tiefer, wird
vorher zwecks grösserer Widerstandsfähigkeit in siedendem
Wasser ausgekocht, das man ebenso wieder erkalten lässt
wie man es zuvor samt der Schale zum Sieden gebracht
hat, um dann die Schale als feuersicher herauszunehmen.
Mir ist in meiner langjährigen praktischen Tätigkeit trotz
fast alltäglicher Benützung der Porzellanschale noch keine
zersprungen. Zu dem fein geschnittenen Gold in der
Porzellanschale giesst man nun Liter Königswasser,
um das Gold aufzulösen. Es empfiehlt sich, von dem
Königswasser erst zwei Drittel einzugiessen und das
übrige erst dann, wenn ersteres einzudampfen beginnt,
um die Wirkung des Königswassers zu steigern und die
Porzellanschale hängt, das Aussehen eines angebrannten
Eierkuchens. Mit der noch heissen Porzellanschale fährt
man nun in das kochende oder seither schon etwas ruhiger
gewordene Wasser im Emaillegefäss, holt sich etwas
Wasser, dem vorher noch die Chemikalien beigesetzt
wurden, heraus und schwenkt damit das Gold von der
Porzellanschale in das Emaillegefäss, was öfters wieder-
holt wird, bis die Schale ganz rein von Gold ist. Das
Gelbgoldbad ist nun zum sofortigen Gebrauch fertig.
Während die Porzellanschale mit dem Gold auf dem
Feuer steht, nimmt man 25 g Cyankali, 15 g Ätzkali (in
Stangen) 15 g phosphorsaures Natron und wirft dieses,
der hier aufgeführten Reihenfolge nach, in das annähernd
kochende Wasser im Emaillegefäss; ehe man das Gold
von der Porzellanschale hineinspült. Das nun fertige
Goldbad genügt, um Gegenstände gewöhnlich gelb zu
vergolden. Wird jedoch ein voller satter Goldton ge-
wünscht oder soll die Vergoldung Anspruch auf Halt-
barkeit erheben dürfen, so ist die Goldmenge im Bad zu
steigern, eventuell bis zur doppelten Menge oder noch
mehr. Beispielsweise 5 g ff. Gold, 5 Liter Wasser, 35 g