214 - ■„ JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST ~ m 25
nommen. Beklagt wird von dieser Industrie, dass viel-
fach vergoldete Ware als Doubleware auf den Markt
gebracht und die Kundschaft durch die andauernd zu-
nehmende Menge von Doublemarken verwirrt und irre-
geführt werde.
Gemischte, in Gold, Silber, Double und Stahl arbei-
tende Betriebe verzeichnen übereinstimmend in Bijouterie
wie Taschengebrauchsartikeln einen erheblichen Rückgang
in besserer teurerer Ware. Feine und bessere Simili-
bijouterie hat sich im Berichtsjahr bezeichnenderweise
behauptet und einen angemessenen Umsatz und Nutzen
erzielt. Auch Trauerbijouterie hat nur geringe Einbusse
erlitten. Doch findet auch in dieser Spezialität echte,
mit Gold und Silber montierte Ware, in echt oder imitiert
Onyx, in Deutschland nur wenig Eingang und hat unter
scharfem Wettbewerb der billigen böhmischen Ware
empfindlich zu leiden.
Die Fabrikation von Roh- und Halbfabrikaten, Meter-
ketten, Karabiner- und Federringen will trotz der rück-
läufigen Konjunktur, namentlich in Reparatur- und Ersatz-
teilen, auf dem deutschen Markt sogar eine geringe Zunahme
des Umsatzes und ein befriedigendes Endergebnis ver-
zeichnen.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass im Vergleich zum
Vorjahr, wo der deutsche Markt, namentlich gegenüber
dem Exportmarkt, trotz der rückläufigen Konjunktur, noch
eine bemerkenswerte Festigkeit und Aufnahmefähigkeit
gezeigt hatte, im Berichtsjahr auch auf diesem Gebiet in
fast allen Zweigen der Edelmetallindustrie im Umsatz ein
entschiedener Rückgang eingetreten ist. Von ihm dürfte
am stärksten mittelfeine und feine Goldware, weniger
Doublebijouterie, ganz feine und Juwelenware, sowie
Massenware, betroffen sein. Jedenfalls ist entgegen den
vielfach gehegten Befürchtungen der deutsche Markt im
Berichtsjahr vor gewaltsamen Erschütterungen bewahrt
geblieben, da hier die rückläufige Bewegung sich allmählich
und ruhig vollzogen hat. Diese Bewegung bietet, wenn
sie auch noch nicht zum Stillstand gekommen ist, doch
einige Gewähr für eine ruhige Erholung der am Jahres-
schluss im ganzen wenig befriedigenden Lage des
Geschäfts.
Der ausserdeutsche europäische Markt.
Das unerfreuliche Bild, das unsere Hauptindustrie im
abgelaufenen Wirtschaftsjahr bietet, wird bei ihrer über-
wiegenden Tätigkeit für den Weltmarkt durch die ungün-
stigen Verhältnisse vor allem des Exporthandels bedingt.
Rein politische, handelspolitische und wirtschaftliche Ver-
hältnisse, sowie endlich Momente mehr begrenzter, lokaler
Natur, und elementare Katastrophen haben zu dem überaus
ungünstigen Ergebnis des Berichtsjahres auf diesem grossen
Absatzgebiet in seltener Uebereinstimmung zusammen-
gewirkt. Doch ist diese ungünstige Wirkung auf dem
Überseemarkt ungleich grösser gewesen als auf dem
ausserdeutschen europäischen Markt. Die im europäischen
Ausland eingetretene Verschlechterung der Absatzverhält-
nisse ist in erster Linie politischen Ursachen zuzuschreiben,
dem trotz aller Schönfärberei fortgesetzt gespannten Ver-
hältnis zwischen Deutschland und Grossbritannien, der
deutscherseits befolgten Marokkopolitik und der Orient-
krise. Die furchtbare Katastrophe in Süditalien am Ende
des Berichtsjahrs wird erst in der Folgezeit ihre Wirkungen
äussern. Neben den rein politischen Ursachen haben aber
auch handelspolitische und wirtschaftliche in demselben
ungünstigen Sinne ihre Wirkung geäussert. In der Gruppe
der sogen. Handelsvertragsstaaten ist ja Dank den noch
für eine Reihe von Jahren gültigen Handelsverträgen die
Stabilität der gegenseitigen Handelsbeziehungen gewähr-
leistet. Dies hindert aber nicht, dass auch durch die
Handelsvertragstaaten ein hochschutzzöllnerischer Zug geht,
der die Misserfolge und Lücken der handelsvertraglichen
Abmachungen durch allerhand kleine Mittel, Erläuterungen
zu den Warenverzeichnissen, Zolltarifentscheidungen, Aus-
legung des Zolltarifs und Verordnungen aller Art den
Handelsverkehr von Land zu Land, den Musterverkehr,
den Punzierungsverkehr im Interesse der einheimischen
Edelmetallindustrie so erschwert und unerfreulich gestaltet,
dass sich in der Überwindung dieser zahllosen kleinen
Widerwärtigkeiten und Weiterungen ein grosser Teil der
Unternehmungslust und Schaffensfreudigkeit des Einzelnen
erschöpft. Dazu gesellen sich andere zwar nicht neue
Klagen, die aber bei dem weiteren allgemeinen wirtschaft-
lichen Rückgang des Berichtsjahrs nur um so eindring-
licher erhoben werden, so natürlich und folgerichtig sie
sich auch aus dieser wirtschaftlichen Lage ergeben. Die
zum Teil überreichliche Aufnahme von Edelmetallwaren
auf dem europäischen ausserdeutschen Markt hat vielfach
grosse Lagerbestände geschaffen, die auf dem Gross- und
Kleinhändler in gleicher Weise lasten und die Produktion
zu möglichster Einschränkung mahnen, ohne dass diese
aber diesem Gebot mit Rücksicht auf ihre Arbeitskräfte
in dem wünschenswerten Masse hätte folgen können. Der
Versuch, durch Herausbringen von Neuheiten und beson-
ders knapp kalkulierten Waren den Absatz zu forcieren, hat
zu einem erbitterten, letzten Endes notwendigerweise mit Ver-
lusten verknüpften, Wettbewerb der Bijouterie exportieren-
den Länder geführt, an dem die erstarkenden heimischen
Schmuckwarenindustrieen der verschiedenen Absatzgebiete
entsprechenden Anteil genommen haben. Unter diesem
rücksichtslosen Kampf sind die schwachen Ansätze zur
Organisation des Absatzes, der Produzenten, die Ein-
haltung der Preise, der Lieferungs- und Zahlungsbe-
dingungen und dergleichen Verabredungen schwer bedroht,
da übereinstimmend ein grosser Teil des Bijouterie-
Kleinhandels auf viel zu schwacher Grundlage ruht
und mit verhältnismässig zu geringen Mitteln arbeitet.
Trotz grössten Entgegenkommens der Produzenten wie
des Grosshandels sind Zusammenbrüche bei diesem
wie auch im Kleinhandel, so namentlich in Österreich-
Ungarn und in den Balkanstaaten, erfolgt und es wird
äusserster Vorsicht bedürfen, um weitere Verluste an
Kapital zu vermeiden, von denen an Zinsen und ent-
gangenem Gewinn ganz zu schweigen.
nommen. Beklagt wird von dieser Industrie, dass viel-
fach vergoldete Ware als Doubleware auf den Markt
gebracht und die Kundschaft durch die andauernd zu-
nehmende Menge von Doublemarken verwirrt und irre-
geführt werde.
Gemischte, in Gold, Silber, Double und Stahl arbei-
tende Betriebe verzeichnen übereinstimmend in Bijouterie
wie Taschengebrauchsartikeln einen erheblichen Rückgang
in besserer teurerer Ware. Feine und bessere Simili-
bijouterie hat sich im Berichtsjahr bezeichnenderweise
behauptet und einen angemessenen Umsatz und Nutzen
erzielt. Auch Trauerbijouterie hat nur geringe Einbusse
erlitten. Doch findet auch in dieser Spezialität echte,
mit Gold und Silber montierte Ware, in echt oder imitiert
Onyx, in Deutschland nur wenig Eingang und hat unter
scharfem Wettbewerb der billigen böhmischen Ware
empfindlich zu leiden.
Die Fabrikation von Roh- und Halbfabrikaten, Meter-
ketten, Karabiner- und Federringen will trotz der rück-
läufigen Konjunktur, namentlich in Reparatur- und Ersatz-
teilen, auf dem deutschen Markt sogar eine geringe Zunahme
des Umsatzes und ein befriedigendes Endergebnis ver-
zeichnen.
Zusammenfassend ist zu sagen, dass im Vergleich zum
Vorjahr, wo der deutsche Markt, namentlich gegenüber
dem Exportmarkt, trotz der rückläufigen Konjunktur, noch
eine bemerkenswerte Festigkeit und Aufnahmefähigkeit
gezeigt hatte, im Berichtsjahr auch auf diesem Gebiet in
fast allen Zweigen der Edelmetallindustrie im Umsatz ein
entschiedener Rückgang eingetreten ist. Von ihm dürfte
am stärksten mittelfeine und feine Goldware, weniger
Doublebijouterie, ganz feine und Juwelenware, sowie
Massenware, betroffen sein. Jedenfalls ist entgegen den
vielfach gehegten Befürchtungen der deutsche Markt im
Berichtsjahr vor gewaltsamen Erschütterungen bewahrt
geblieben, da hier die rückläufige Bewegung sich allmählich
und ruhig vollzogen hat. Diese Bewegung bietet, wenn
sie auch noch nicht zum Stillstand gekommen ist, doch
einige Gewähr für eine ruhige Erholung der am Jahres-
schluss im ganzen wenig befriedigenden Lage des
Geschäfts.
Der ausserdeutsche europäische Markt.
Das unerfreuliche Bild, das unsere Hauptindustrie im
abgelaufenen Wirtschaftsjahr bietet, wird bei ihrer über-
wiegenden Tätigkeit für den Weltmarkt durch die ungün-
stigen Verhältnisse vor allem des Exporthandels bedingt.
Rein politische, handelspolitische und wirtschaftliche Ver-
hältnisse, sowie endlich Momente mehr begrenzter, lokaler
Natur, und elementare Katastrophen haben zu dem überaus
ungünstigen Ergebnis des Berichtsjahres auf diesem grossen
Absatzgebiet in seltener Uebereinstimmung zusammen-
gewirkt. Doch ist diese ungünstige Wirkung auf dem
Überseemarkt ungleich grösser gewesen als auf dem
ausserdeutschen europäischen Markt. Die im europäischen
Ausland eingetretene Verschlechterung der Absatzverhält-
nisse ist in erster Linie politischen Ursachen zuzuschreiben,
dem trotz aller Schönfärberei fortgesetzt gespannten Ver-
hältnis zwischen Deutschland und Grossbritannien, der
deutscherseits befolgten Marokkopolitik und der Orient-
krise. Die furchtbare Katastrophe in Süditalien am Ende
des Berichtsjahrs wird erst in der Folgezeit ihre Wirkungen
äussern. Neben den rein politischen Ursachen haben aber
auch handelspolitische und wirtschaftliche in demselben
ungünstigen Sinne ihre Wirkung geäussert. In der Gruppe
der sogen. Handelsvertragsstaaten ist ja Dank den noch
für eine Reihe von Jahren gültigen Handelsverträgen die
Stabilität der gegenseitigen Handelsbeziehungen gewähr-
leistet. Dies hindert aber nicht, dass auch durch die
Handelsvertragstaaten ein hochschutzzöllnerischer Zug geht,
der die Misserfolge und Lücken der handelsvertraglichen
Abmachungen durch allerhand kleine Mittel, Erläuterungen
zu den Warenverzeichnissen, Zolltarifentscheidungen, Aus-
legung des Zolltarifs und Verordnungen aller Art den
Handelsverkehr von Land zu Land, den Musterverkehr,
den Punzierungsverkehr im Interesse der einheimischen
Edelmetallindustrie so erschwert und unerfreulich gestaltet,
dass sich in der Überwindung dieser zahllosen kleinen
Widerwärtigkeiten und Weiterungen ein grosser Teil der
Unternehmungslust und Schaffensfreudigkeit des Einzelnen
erschöpft. Dazu gesellen sich andere zwar nicht neue
Klagen, die aber bei dem weiteren allgemeinen wirtschaft-
lichen Rückgang des Berichtsjahrs nur um so eindring-
licher erhoben werden, so natürlich und folgerichtig sie
sich auch aus dieser wirtschaftlichen Lage ergeben. Die
zum Teil überreichliche Aufnahme von Edelmetallwaren
auf dem europäischen ausserdeutschen Markt hat vielfach
grosse Lagerbestände geschaffen, die auf dem Gross- und
Kleinhändler in gleicher Weise lasten und die Produktion
zu möglichster Einschränkung mahnen, ohne dass diese
aber diesem Gebot mit Rücksicht auf ihre Arbeitskräfte
in dem wünschenswerten Masse hätte folgen können. Der
Versuch, durch Herausbringen von Neuheiten und beson-
ders knapp kalkulierten Waren den Absatz zu forcieren, hat
zu einem erbitterten, letzten Endes notwendigerweise mit Ver-
lusten verknüpften, Wettbewerb der Bijouterie exportieren-
den Länder geführt, an dem die erstarkenden heimischen
Schmuckwarenindustrieen der verschiedenen Absatzgebiete
entsprechenden Anteil genommen haben. Unter diesem
rücksichtslosen Kampf sind die schwachen Ansätze zur
Organisation des Absatzes, der Produzenten, die Ein-
haltung der Preise, der Lieferungs- und Zahlungsbe-
dingungen und dergleichen Verabredungen schwer bedroht,
da übereinstimmend ein grosser Teil des Bijouterie-
Kleinhandels auf viel zu schwacher Grundlage ruht
und mit verhältnismässig zu geringen Mitteln arbeitet.
Trotz grössten Entgegenkommens der Produzenten wie
des Grosshandels sind Zusammenbrüche bei diesem
wie auch im Kleinhandel, so namentlich in Österreich-
Ungarn und in den Balkanstaaten, erfolgt und es wird
äusserster Vorsicht bedürfen, um weitere Verluste an
Kapital zu vermeiden, von denen an Zinsen und ent-
gangenem Gewinn ganz zu schweigen.