Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909
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DOI Heft:
Nr. 27
DOI Artikel:René Lalique
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218
j JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST »
Ns 27
und gleissenden Weissjuwe-
lenschmuck bevorzugte.
Wenige Jahre später be-
gann dann der grosse Auf-
schwung in seinem Können,
der dazu führte, gänzlich
neue Bahnen für den Gold-
schmuck zu eröffnen. Schnell
wandte sich nun sein Ge-
schmack farbenprächtigen
Effekten zu, die er am
schönsten durch das Email
zum Ausdruck bringen konnte.
Seine reizvollen, duftigen
Blumen und Schmetterlinge
von geradezu hinreissender
Farbentönung begeisterten
und entzückten die ganze
kunstverständige Welt. Gold,
Edelsteine, Email, Elfenbein,
Horn etc. wurden von ihm
zu anmutigen Schmuck-
stücken harmonisch vereinigt.
Lalique benutzte für die
Ausführung seiner reizenden
figürlichen Darstellungen die
Reduktionsmaschine. Er
konnte deshalb seine Modelle
ziemlich gross halten und
diese leicht mit den feinsten
Details versehen, die dann
in der Verkleinerung wegen
der ausserordentlichen Fein-
heit allgemeines Aufsehen
erregten. Die wunderbare
Wiedergabe der graziösen
Frauenschönheiten in einer
grossen Anzahl von Laliques
Kunstwerken ist auf diese
maschinelle Reproduktions-
technik zurückzuführen.
Immer höher stieg sein
Ruhm und die unerschöpf-
liche Kraft seiner Phantasie
schuf immer neue Wunder-
werke. Auf allen Aus-
stellungen feierte seine Kunst
wahre Triumphe, und über-
all wurden ihm die ersten
Auszeichnungen zuerkannt.
Niemals hat ein Kunstge-
werbler mit seinen neuartigen
Ideen, die einen gänzlichen
Umsturz des herrschenden
Geschmackes bedingten, eine
solch gewaltige Erregung
und Begeisterung hervorge-
Rcnc Ccilique
Schmuckstück in Gelb- unb Grüngelb, Gesicht geschnittener
Ony£, Schlangen mit irisierenbem Email ausgelegf, Haare
braunnuanzierfc Email, Hosen unb Bläffer Kosa-Email mit
matten Konturen (natürliche Grösse)
rufen wie Lalique. Den be-
deutendsten Erfolg errang er
aber auf der Weltausstellung
1900. Seine Schöpfungen
erbrachten den überzeugen-
den Beweis, dass ein
Schmuckstück durch die
Schönheit der Arbeit, durch
die künstlerische Wahl des
verwendeten Materials und
die geschmackvolle Art der
Zusammenstellung oft einen
weit höheren Wert erlangen
kann, wie durch Gold und
Edelsteine.
Die kleine Auswahl der
Arbeiten Laliques, die wir
in dieser Nummer unseren
Lesern vor Augen führen,
erhärten diese Tatsache un-
gemein. An den beiden
ersten Schmuckstücken ist
der hohe Kunstwert beson-
ders augenscheinlich. Die
Nymphen in der Brosche
(S. 217) sind aus Elfenbein
geschnitzt, die Köpfchen
werden von aus Gold mon-
tierten Haaren umrahmt. Eine
märchenhafte Poesie klingt
uns aus diesem kleinen
Kunstwerk entgegen. Das
nebenstehende Schmuckstück
ist in natürlicher Grösse ab-
gebildet. Hier sind es vor
allem die Farbeneffekte des
Emails, die uns das Original
bewundern lassen. Die rosa-
getönten Blumen und Blätter,
der irisierende Schein der
Schlangenhaut, die glänzen-
den braunen Haarwellen
und der mattweisse Schein
des in Onyx kunstvoll ge-
schnittenen Gesichtes er-
geben ein harmonisches
Ganzes von anziehendster
Eigenart. Ein solcher
Schmuck erfordert allerdings
auch eine Trägerin von
gediegener Vornehmheit.
Die Libellenbrosche (S.
219) zeigt Laliques Meister-
schaft in der Anwendung
transluciden Emails. Die
Flügel der beiden Libellen
sind mit zartfarbigem, durch-
j JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST »
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und gleissenden Weissjuwe-
lenschmuck bevorzugte.
Wenige Jahre später be-
gann dann der grosse Auf-
schwung in seinem Können,
der dazu führte, gänzlich
neue Bahnen für den Gold-
schmuck zu eröffnen. Schnell
wandte sich nun sein Ge-
schmack farbenprächtigen
Effekten zu, die er am
schönsten durch das Email
zum Ausdruck bringen konnte.
Seine reizvollen, duftigen
Blumen und Schmetterlinge
von geradezu hinreissender
Farbentönung begeisterten
und entzückten die ganze
kunstverständige Welt. Gold,
Edelsteine, Email, Elfenbein,
Horn etc. wurden von ihm
zu anmutigen Schmuck-
stücken harmonisch vereinigt.
Lalique benutzte für die
Ausführung seiner reizenden
figürlichen Darstellungen die
Reduktionsmaschine. Er
konnte deshalb seine Modelle
ziemlich gross halten und
diese leicht mit den feinsten
Details versehen, die dann
in der Verkleinerung wegen
der ausserordentlichen Fein-
heit allgemeines Aufsehen
erregten. Die wunderbare
Wiedergabe der graziösen
Frauenschönheiten in einer
grossen Anzahl von Laliques
Kunstwerken ist auf diese
maschinelle Reproduktions-
technik zurückzuführen.
Immer höher stieg sein
Ruhm und die unerschöpf-
liche Kraft seiner Phantasie
schuf immer neue Wunder-
werke. Auf allen Aus-
stellungen feierte seine Kunst
wahre Triumphe, und über-
all wurden ihm die ersten
Auszeichnungen zuerkannt.
Niemals hat ein Kunstge-
werbler mit seinen neuartigen
Ideen, die einen gänzlichen
Umsturz des herrschenden
Geschmackes bedingten, eine
solch gewaltige Erregung
und Begeisterung hervorge-
Rcnc Ccilique
Schmuckstück in Gelb- unb Grüngelb, Gesicht geschnittener
Ony£, Schlangen mit irisierenbem Email ausgelegf, Haare
braunnuanzierfc Email, Hosen unb Bläffer Kosa-Email mit
matten Konturen (natürliche Grösse)
rufen wie Lalique. Den be-
deutendsten Erfolg errang er
aber auf der Weltausstellung
1900. Seine Schöpfungen
erbrachten den überzeugen-
den Beweis, dass ein
Schmuckstück durch die
Schönheit der Arbeit, durch
die künstlerische Wahl des
verwendeten Materials und
die geschmackvolle Art der
Zusammenstellung oft einen
weit höheren Wert erlangen
kann, wie durch Gold und
Edelsteine.
Die kleine Auswahl der
Arbeiten Laliques, die wir
in dieser Nummer unseren
Lesern vor Augen führen,
erhärten diese Tatsache un-
gemein. An den beiden
ersten Schmuckstücken ist
der hohe Kunstwert beson-
ders augenscheinlich. Die
Nymphen in der Brosche
(S. 217) sind aus Elfenbein
geschnitzt, die Köpfchen
werden von aus Gold mon-
tierten Haaren umrahmt. Eine
märchenhafte Poesie klingt
uns aus diesem kleinen
Kunstwerk entgegen. Das
nebenstehende Schmuckstück
ist in natürlicher Grösse ab-
gebildet. Hier sind es vor
allem die Farbeneffekte des
Emails, die uns das Original
bewundern lassen. Die rosa-
getönten Blumen und Blätter,
der irisierende Schein der
Schlangenhaut, die glänzen-
den braunen Haarwellen
und der mattweisse Schein
des in Onyx kunstvoll ge-
schnittenen Gesichtes er-
geben ein harmonisches
Ganzes von anziehendster
Eigenart. Ein solcher
Schmuck erfordert allerdings
auch eine Trägerin von
gediegener Vornehmheit.
Die Libellenbrosche (S.
219) zeigt Laliques Meister-
schaft in der Anwendung
transluciden Emails. Die
Flügel der beiden Libellen
sind mit zartfarbigem, durch-