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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 37
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Die Feuervergoldung
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0346

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326

JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST

Nr. 37

werden soll. Man rechnet darauf, zwei- oder drei-
mal aufzutragen. Das Aufträgen geschieht mit dem
Betragstift. Dieser besteht aus einem Stück Kupfer-
draht, der handlich zugefeilt ist, wie etwa ein kleines
Modellierholz, dessen vorderes Ende, zungenähnlich
geformt, sich eignet, überall auftragen zu können.
Man taucht dieses mit Quickwasser angefeuchtete
Ende in das Amalgam, das sofort daran haftet
und sich leicht durch Streichen mit dem Stift auf
die zu vergoldenden Stellen übertragen läfzt. (Stellen
an dem Gegenstände, die etwa von Vergoldung frei
bleiben sollen, mufz man nach dem Reinigen und
Kratzen abtrocknen und mit guter chinesischer Tusche
decken.)
Beim Betragen, zu dem man das Stück leicht an-
wärmen kann, hält man dieses mit dem wollenen
Lappen in der Hand fest. Ist der erste Auftrag mit
dem Stift beendet, so bemüht man sich durch Tupfen
mit dem dicken Pinsel und mit der Hasenpfote, auf
glatten Stellen wohl auch mit dem Finger, das Gold-
amalgam möglichst gleichmäfzig über den ganzen
Gegenstand zu verteilen, und zwar ist dabei zu be-
rücksichtigen, dafz die Erhöhungen benötigen wo-
möglich etwas stärker vergoldet zu werden, weil sie
der Abnutzung mehr ausgesetzt sind als die Flächen,
das Amalgam aber seinerseits mehr die Neigung hat,
sich in die Tiefen, Gravierungen und dergleichen zu
verlaufen, wo es mehr verderben als nützen kann.
Man mufz also mehr aus den Tiefen heraus und auf
die erhabeneren Stellen das Gold zu treiben suchen,
ohne natürlich die Tiefen ganz zu vernachlässigen.
Ist dies alles aufs beste besorgt, so legt man das
Stück auf das ohne Zug brennende Kohlenfeuer, um

es möglichst gleichmäfzig zu erwärmen. Dabei ist
es öfters zu wenden, damit alle Teile gleichmäfzig
erhitzt werden. Das Amalgam wird in der Wärme
dünnflüssiger. Man gibt acht, dafz es nicht zu
schnell und nicht völlig abraucht, sondern noch
etwas flüssig bleibt, nimmt das Stück und bearbeitet
es von neuem in der vorherbeschriebenen Weise,
dann läfzt man weiter abrauchen, setzt aber die
Verteilungsbemühungen fort, bis man sieht, dafz das
Gold fest sitzt und sich nicht mehr weiter verteilen
läfzt. Nun läfzt man fertig abrauchen, d. h. man
läfzt das Stück auf dem Feuer, bis kein Quecksilber
mehr sichtbar ist. Man löscht nun in Schwefel-
säurebeize ab und läfzt abkochen. Dann wird mit
Messingkratzbürste und Bier sauber gekratzt. Nun
kann man das mehr oder weniger Gelungene der
Arbeit erkennen. Das Gold ist als dünner Belag
genau zu unterscheiden. Da, wo es fehlt, mufz nun
beim zweiten Auftrage nachgeholfen werden. Die
Arbeit ist dabei ganz wie zuvor. Wenn es nötig er-
scheint, kann auch noch mehrmals nachgetragen
werden. Schliefzlich ergibt eine sorgfältige Prüfung,
ob sich nach dem letzten Abrauchen etwa noch
irgendwo Quickflecken zeigen, die man durch weiteres
Erhitzen beseitigt. Dann wird galvanisch die schöne
fertige Farbe gegeben. Das früher gebräuchliche
Glühwachsen ist ganz veraltet und steht unbedingt
hinter der galvanischen Färbung zurück.
Es sei aber nochmals vor den giftigen Queck-
silberdämpfen, die bei der Feuervergoldung auf-
steigen, gewarnt; ratsam ist es, das ganze Verfahren
im Freien auszuführen und stets die gröfzte Vorsicht
dabei zu beobachten.


BRONZEGERÄTE MIT SILBER UND GOLD TAUSCHIERT
ENTWURF: PROF. KARL GROSS AUSFÜHRUNG: PIRNER & FRANZ, DRESDEN
 
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