Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0403
DOI Heft:
Nr. 43
DOI Artikel:Etwas vom Perlenschmuck
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1909
JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST
383
dafz er Perlen im Werte von 300000 Lire auf
seinem Wams anbringen liefz, und zu den wunder-
barsten Exzentrizitäten auf diesem Gebiet gehört die
Korsage der Kaiserin Maria Theresia, aus 14 Reihen
erlesener Perlen bestehend, nebst einer verwirrend
grofzen Menge von Pendeloques und Agraffen, das
Ganze von einem Wert, der sich nur nach Millionen
berechnen läfzt. Zu den „historischen" Perlen zählt
jene, die der Sultan Soliman der Republik Venedig
übersandte und die 200000 Dukaten gekostet hatte.
Doch auch unsere Zeit kann mit derlei Schaustücken
prunken: das Brautgesckenk der Kaiserinwitwe
Friedrich bestand aus 32 sehr grofzen Perlen und
kostete 280000 Mark, und eine Perle in Birnen-
form, der Herzogin von Dudley gehörend, wurde
vor einigen Jahren auf einer Auktion in London um
den Preis von 280000 Mark losgeschlagen; die
Perle wog nicht weniger als ITO Gramm I Den
höchsten Preis für eine Perle zahlte übrigens der
Pariser Goldschmied Falize, der sich vor 8 Jahren
eigens nach Catifa begab, um das Kleinod von
einem arabischen Händler um die Summe von
2750000 Francs zu erstehen. Die Perle ist von
ovaler Form und hat einen Durchmesser von 5 cm!
Die Farbe der Perle ist in den meisten Fällen
weifz; doch findet man im persischen Golf auch
gelbliche Perlen, ebenso grüne und schwarze. Auch
Perlen von rosiger Farbe, die La Bruyere in seinen
„Caracteres" als das seltenste Weltwunder be-
zeichnete, findet man heutzutage, allerdings nicht in
grofzer Anzahl, in Ceylon und Japan.
In unseren Tagen hat auch die Verwendung von
bizarr geformten, verunstalteten Perlen zu originellen
Kunstzwecken einen grofzen Fortschritt gemacht.
Ehemals blieben derlei Perlen unbeachtet und man
überliefz sie auf den orientalischen Märkten um ein
geringes den Matrosen der Kauffahrteischiffe, die
sich daraus absonderliche Uhranhängsel machten.
Heute verwendet der moderne Goldschmied mit
Vorliebe derlei Abnormitäten, die, in Verbindung mit
der entsprechenden Fassung aus ziseliertem Gold
oder Silber, oft zu den überraschendsten Gebilden
werden und phantastisch stilisierte Blüten, Fische,
Insekten und dergl. darstellen. Farga (Paris).
JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST
383
dafz er Perlen im Werte von 300000 Lire auf
seinem Wams anbringen liefz, und zu den wunder-
barsten Exzentrizitäten auf diesem Gebiet gehört die
Korsage der Kaiserin Maria Theresia, aus 14 Reihen
erlesener Perlen bestehend, nebst einer verwirrend
grofzen Menge von Pendeloques und Agraffen, das
Ganze von einem Wert, der sich nur nach Millionen
berechnen läfzt. Zu den „historischen" Perlen zählt
jene, die der Sultan Soliman der Republik Venedig
übersandte und die 200000 Dukaten gekostet hatte.
Doch auch unsere Zeit kann mit derlei Schaustücken
prunken: das Brautgesckenk der Kaiserinwitwe
Friedrich bestand aus 32 sehr grofzen Perlen und
kostete 280000 Mark, und eine Perle in Birnen-
form, der Herzogin von Dudley gehörend, wurde
vor einigen Jahren auf einer Auktion in London um
den Preis von 280000 Mark losgeschlagen; die
Perle wog nicht weniger als ITO Gramm I Den
höchsten Preis für eine Perle zahlte übrigens der
Pariser Goldschmied Falize, der sich vor 8 Jahren
eigens nach Catifa begab, um das Kleinod von
einem arabischen Händler um die Summe von
2750000 Francs zu erstehen. Die Perle ist von
ovaler Form und hat einen Durchmesser von 5 cm!
Die Farbe der Perle ist in den meisten Fällen
weifz; doch findet man im persischen Golf auch
gelbliche Perlen, ebenso grüne und schwarze. Auch
Perlen von rosiger Farbe, die La Bruyere in seinen
„Caracteres" als das seltenste Weltwunder be-
zeichnete, findet man heutzutage, allerdings nicht in
grofzer Anzahl, in Ceylon und Japan.
In unseren Tagen hat auch die Verwendung von
bizarr geformten, verunstalteten Perlen zu originellen
Kunstzwecken einen grofzen Fortschritt gemacht.
Ehemals blieben derlei Perlen unbeachtet und man
überliefz sie auf den orientalischen Märkten um ein
geringes den Matrosen der Kauffahrteischiffe, die
sich daraus absonderliche Uhranhängsel machten.
Heute verwendet der moderne Goldschmied mit
Vorliebe derlei Abnormitäten, die, in Verbindung mit
der entsprechenden Fassung aus ziseliertem Gold
oder Silber, oft zu den überraschendsten Gebilden
werden und phantastisch stilisierte Blüten, Fische,
Insekten und dergl. darstellen. Farga (Paris).