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Journal der Goldschmiedekunst: ill. Fachzeitschr. für Juweliere, Gold- u. Silberschmiede u. d. Bijouterie-Industrie ; Zentralorgan für d. Interessen dt. Juweliere, Gold- u. Silberschmiede .. — 30.1909

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Nr. 16
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https://doi.org/10.11588/diglit.55857#0532

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Gerichtliches Gutachten der Handelskammer
zu Berlin.
Uhren. Es ist im Uhrenhandel nicht üblich, vom Fabrikanten
gelieferte Uhren auseinanderzunehmen, um sie auf das angegebene
Gewicht hin zu prüfen.
Im Handel mit Uhren ist ein Zahlungsziel von 3 Monaten nicht
allgemein gebräuchlich. Vielfach wird ein längeres Ziel oder ein
kürzeres mit Vergütung eines Kassaskontos bewilligt.

Weltpennyporto.
Die Bewegung zugunsten einer durchgreifenden Reform der
internationalen Portosätze wird immer lebhafter. In der Tat
handelt es sich hierbei um Wünsche, deren Erfüllung sich auf
die Dauer wohl nicht mehr zurückdrängen lässt. Forderte doch
schon am 7. März 1885 der verstorbene Staatssekretär v. Stephan
im Reichstage die Reduktion der internationalen Portosätze auf
die Inlandsätze als Ziel der künftigen Entwicklung, ebenso gleich-
zeitig der englische Abgeordnete J. Henniker Heaton unter Zu-
stimmung von 150 Parlamentariern, nachdem sogar schon 1859
der dänische Postbeamte Michaelsen und im Jahre 1841 der Be-
amte der Thum- und Taxisverbindung von Herrfeldt das gleiche
vorgeschlagen, ja im 18. Jahrhundert sogar in Österreich schon
einmal ein gleicher Portosatz für Inlands- und Auslandsverkehr
lange Jahre hindurch tatsächlich in Kraft gewesen war.
Die Gründung des Weltpostvereins am 1. Juli 1875 bedeutete
sicherlich einen wertvollen und bedeutsamen Fortschritt. Aber
seitdem ist ein Menschenalter vergangen, und seine Portosätze
sind im wesentlichen die gleichen geblieben, obwohl sich in-
zwischen über die angeschlossenen Einzelstaaten ein Strom von
Verkehrserleichterungen ergoss und der internationale Verkehr
eine geradezu enorme Entwickelung nahm. So macht sich denn
die Spannung von durchschnittlich 100—150% zwischen Inlands-
und Auslandsporto heute drückender als je fühlbar.
Der Haupteinwand der Postverwaltungen, der sich auf die
den ausländischen Verwaltungen zu zahlenden Transitentschädi-
gungen bezieht, kann nicht ernstlich in Betracht kommen. Es
ist vielmehr unzulässig, diese (bezw. die Rücksicht auf die sub-
ventionierten Postdampferlinien) mit den Portosätzen zu ver-
ketten. Denn einerseits werden die hieraus entstehenden Schuld-
konten durch die Praxis gegenseitig ausgeglichen; anderseits ist,
wie es ja auch im Inlande geschieht, ein lokales Verkehrsdefizit
oder lokale Mehrkosten zu den Generalspesen zu schlagen. Auch
die Befürchtung finanzieller Mehrbelastung ist unbegründet, da
erfahrungsgemäss gerade auf dem Gebiete des Postwesens sich
Portoermässigungen durch unerwartete Steigerung des Verkehrs
stets schnell ausgleichen.
Die Unerträglichkeit des gegenwärtigen Zustandes tritt in nichts
deutlicher zutage, als in dem immer zunehmenden Abschluss von
Sonderpostvereinen. Nach einer sehr interessanten Zusammen-
stellung dieses Materials in der soeben vom Handelsvertrags-
vereine herausgegebenen Broschüre „Weltpennyporto“ (Heft 6
der Handelspolitischen Flugschriften“, Verlag Liebheit & Thiesen)
gibt es gegenwärtig insgesamt bereits 26 Nachbarlands-Post-
vereine, 11 Kolonialreichs-Postvereine, endlich 16 Länder mit
zusammen 64 Postvereinsbeziehungen nach fernen (überseeischen)
Ländern oder Ländergruppen. Diese internationalen Postvereine
innerhalb des Weltpostvereins umfassen gegenwärtig bereits zu-
sammen ein Gebiet von 100 Mill. Quadratkilometer und 1310 Mill.
Einwohnern, d. h. 96% des Gebietes und sogar 114% der Ein-
wohnerzahl des Weltpostvereins!
Die Feststellung dieses Faktums wirkt in der Tat verblüffend
und erübrigt eigentlich jede weitere Argumentation. Wenn schon
so viele Einzelstaaten mit so vielen anderen in einem dem In-
landsporto gleichen oder nahekommenden Postvereinsverhältnisse
stehen, wenn also der Weltpostverein an allen Ecken und Enden
schon durchlöchert ist, können dann die kläglichen Reste von
Portoschranken noch auf die Dauer bestehen bleiben? Sicher
nicht! Und man kann der genannten, sehr beachtenswerten
Schrift nur zustimmen, wenn sie ihre überzeugenden Darlegungen
mit den Worten beschliesst: „Die Auslandsgrenzen des Post-

p
verkehr? müssen allgemein fallen. Dies ist eine unerlässliche
Forderung und ihre Erfüllung kann trotz aller finanziellen Wider-
stände nur noch eine Frage kürzester Zeit sein“.

Der Edelsteinmarkt.
(Von unserem Spezialberichterstatter.)
Das Geschäft in Diamanten, sowohl als auch in Farbsteinen
war auf diesem Markte im Vergleich zu dem vorhergehenden
Monat Februar etwas besser. Der Beginn der Londoner Saison
und die günstigen Handelsberichte von den kontinentalen Märkten
trugen einen grossen Teil zu dem allgemein guten Ton auf dem
Markte bei. Indessen ist es jedoch immer noch sehr schwierig,
Partien von Brillanten in anständiger Qualität zu verkaufen; da
es erstens nicht so leicht ist, jetzt passende Ware zu erhalten,
welche sich sowohl für den Amsterdamer als Antwerpener Markt
eignen. Es kam vor, dass Engrosfirmen vorzogen, ihre Ware mit
einem kleinen Nutzen — aber rasch umzusetzen, als mit einem
besseren Verdienst zu exportieren, welch letzterer nur zu oft
verzögerten Geschäftsunterhandlungen, bezw. Abschlüssen unter-
liegt. Äusser diesem sind die Londoner Engroshändler bis jetzt
noch nicht gewöhnt, einen höheren Preis für fertige, geschliffene
Ware zu zahlen, etwa 20—25% im Vergleich zu den Preisen der
letzten sechs Monate. Dies macht selbstredend das Geschäft
schwierig und hemmend, zudem noch Steine guter Qualität kaum
erhaltbar sind; ja, mehr als einmal geschah es, dass Courtiers
oder Fabrikanten (Schleifereibesitzer) von kontinentalen Firmen
mit ihrer Ware zurückgingen und diese nach ihrer Rückkehr so-
fort zu besseren Preisen absetzten, als sie auf dem hiesigen
Markt offeriert erhielten. Juweliere und Fabrikanten feiner Juwelen-
waren erklären, dass das Geschäft sich ein klein wenig gebessert
hätte und besser als während des Monats Februar sei. Steine
mittlerer Grösse, guter Qualität und Farbe sind zur Zeit gesucht
und im Preise steigend. In kleinen guten Rosen herrscht auch
mehr Nachfrage als vor einigen Wochen. In Farbsteinen sind
Amethyste und Saphire die gesuchtesten, von ersteren wurden
während der letzten 14 Tage viele grössere Partien in den ver-
schiedensten Formen und Grössen importiert und rasch mit einem
sehr guten Nutzen verkauft. Die Berichte über den Amster-
damer Markt in Bezug auf Handel und Beschäftigung lauten sehr
günstig und allem Anschein nach wird die Verbesserung Stand
halten. Die Beschäftigung sei eine sehr gute, die Nachfrage nach
Arbeitern könnte nicht befriedigt werden und insbesondere in
Hinsicht der Spalter, welche nur in geringer Anzahl sich unter
den Arbeitern der Diamond Workers Union befinden. Es ist ja
sehr natürlich, dass jemand, welcher keinen genauen Einblick in
diese Branche hat, sich den plötzlichen Wechsel dieses Handels
und der Fabrikation erklären kann, wenn auch der amerikanische
Markt die Krisis, unter welcher er vergangenes Jahr zu arbeiten
hatte, überstanden hat — hat er sich immerhin finanziell nicht
so wieder erholt, um fähig zu sein, sich mit solch luxuriösen
Artikeln als Diamanten und andere Edelsteine vollauf zu be-
friedigen. Führende, bedeutende Häuser fürchten eine künftige
Erhöhung des Einfuhrzolles für geschliffene Diamanten (Brillanten
und Rosen) in den Vereinigten Staaten. Die werten Leser werden
ja sicherlich unterrichtet sein, dass das ernannte Budgetkomitee
von dem neuen Präsidenten beauftragt worden ist, den Tarif in
Bezug des Einfuhrzolles für ausländische Ware zu revidieren.
Ich glaube jedoch nicht, dass sich dies auch auf Erhöhung des
Eingangszolles für geschliffene Diamanten bezieht, da dieser be-
reits schon hoch genug ist, es ist ja immerhin schwer vorauszu-
sagen, was das Budget tun oder machen wird. Es hat allerdings
den Anschein, dass sich die amerikanischen Diamanthändler auf
eine event. mögliche Erhöhung vorbereiten, welche dann sicher
einen bemerkenswerten Einfluss auf diesen Markt haben wird.
Der Diamantexport nach den Vereinigten Staaten von Amerika
betrug während der letzten Woche etwa £ 250000 im Vergleich
zu £ 165000 der vorhergehenden Woche. Betrachten wir
schliesslich noch die korrespondierende Woche im März 1908,
in welcher nur £ 14000 Wert in Diamanten nach Amerika ex-
portiert wurde, so zeigt dies uns unzweifelhaft die kolossale Ver-
besserung des Diamanthandels auf dem amerikanischen Markte.

JOURNAL DER GOLDSCHMIEDEKUNST.
 
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