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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0009

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Die Republik erscheint
täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Auswärts mit mäßigem
Postaufschlag.
Bei Inseraten kostet die
gespaltene Petitzeile 2 kr.

Die Republik.

Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

M- O«, SMNstRg- LH. MäVZ.
Die Republik erscheint vom 1. April d. I. cm täglich; sobald die Zahl der Abonnenten so hoch gestiegen
ist, daß die Druckkosten gedeckt sind, wird das früher mit der Mannheimer Abendzeitung ausgegebene „Volks-
schulblatt" wöchentlich einmal als Beilage mitgegeben. Die Redaction, zu deren Unterstützung bereits bedeutende
Kräfte gewonnen sind, wird sich eifrig bemühen, von dem Neuen nur das Neueste und von dem Guten nur das
Beste zu liefern, und sie glaubt sich nicht zu täuschen, wenn sie dabei auf die Unterstützung ihrer Mitbürger
durch Zuwenden von Inseraten re. mit Sicherheit rechnet.

Nachstehende Zuschrift, schon mit einer großen Anzahl
Unterschriften bedeckt, wurde an alle größere Orte unseres
Vaterlandes zur Unterzeichnung versendet, wir fordern daher
alle Diejenigen zur Betheiligung auf, die mit dem Inhalte
dieser Zuschrift einverstanden sind, und das Glück ihres Va-
terlandes auf dem darin bezeichneten Wege zu finden hoffen.
Sie lautet:
Air das erste volkserwählte deutsche Ikeichs-
parlaMcut und die demselben vorangehende
Depntirtenversammlung in Frankfurt a. M.
Die Unterzeichneten bitten das erste volkserwählte deutsche
Neichsparlament, oder für den Fall, daß im Drange der Er-
eignisse die vorangehende Deputirtenversammlung zu Frank-
furt a. M. als solches sich constituiren sollte, bei Verhandlung
der hochwichtigen Frage über Deutschlands künftige Re-
gierungöform auch die Republikanische einer reiflichen
Prüfung zu unterwerfen, und sie unterstützen diese ihre Bitte
vor der Hand mit nachfolgenden allgemeinen Gründen:
1.
Die demokratische Republik ist nach unserem Dafür-
halten die Negierungsform, welche die Rechte der Einzelnen
und der Gesammtheit, die Volksfreiheit am Deutlichsten
ausspricht und am Treuesten gegen innere und äußere Feinde
schützt; wir erachten es für einen Widerspruch gegen den jetzt
allenthalben aufgestellten Grundsatz der Gleichheit, sowie
für ein Hinderniß der ebenfalls verkündeten Verbrüderung,
wenn ein einzelner Mensch mit lebenslänglichen Machtbefug-
nissen und andern Unterscheidungsmerkmalen ausgestattet wird.
Das blose Voranschieben eines machtlosen Scheinkörpers aber
finden wir unvereinbar mit dem Sittengesetze und der Bildung
unserer Zeit, indem jenes Täuschungen, wenn auch gutgemeinte,
verbietet, und diese zum Anschauen des Lichts wegen längst ab-
gefallener Binde keine farbigen Augengläser mehr erfordert.
Zum Endziel der Menschheit, zum reinen Menschenthum führt
nach unscrm Glauben nur die Allherrsch a ft.
2.
Diesen unfern Glauben sehen wir nicht nur in solchen
aus der Natur und Philosophie geschöpften Theorien begrün-

det, sondern auch in der Praxis der Weltgeschichte. Die meisten
Großthatcn des Alterthums, aus denen noch heute das Herz
der Jugend Begeisterung saugt, an denen der Mann seinen
Willen zur Nacheiferung stärkt, entstammen dem Leben republi-
kanischer Völkerschaften und einzelner Republikaner; und will
man unseren Blick aus dieser mehr ideellen Sphäre zur ma-
teriellen, aus der Vergangenheit zur Neuzeit kehren, so weisen
wir hinüber auf die nordamerikanischen Freistaaten, welche
inmitten welterschütternder Stürme allein ruhig, groß und
gesichert dastehn; und will man noch weiter einen Unterschied
machen zwischen deutscher und amerikanischer Volksbildung und
Volksreife, so deuten wir auf die unleugbare Thatsache, daß
gerade die Deutschen es sind, welche in Amerika das demo-
kratische Element zunächst repräsentiren und festhalten; wir
deuten auf die fernere Thatsache, daß diese deutsch-amerika-
nischen Demokraten nicht aus den sogenannten höheren und
gebildeten Elasten ihres früheren Barenanoes, jonoern gerave
aus dem untern oder eigentlichen Volke, das inniger und
schmerzlicher als die über ihm Stehenden den Freiheitsmangcl
und andere europäischen Gebrechen fühlte, zumeist entsprungen
sind.
3.
Die Civilliste für eine oder gar mehrere monarchische Hof-
haltungen Deutschlands betrachten wir als unerschwinglich in
diesen Zeiten der Verarmung, wo cs des Aufgebots aller
Kräfte und selbst noch nicht aufgefundener Heilmittel bedarf,
um den großen Mißstand zwischen Capital und Arbeit nur
einigermaßen auszugleichen und daS tief gewurzelte Mißtrauen
des vierten Standes gegen fortdauernde Uebervortheilung durch
privilegirte Kasten zu beseitigen.
Nach diesen nur - vorläufig und flüchtig hingeworfenen
Grundzügen aus dem sittlichen, politischen und socialen Leben
erlauben wir uns für jetzt noch folgende allgemeine Betrach-
tungen: Die neuesten liberalen Conccstionen deutscher Fürsten
sind allesammt vom Volke mehr oder minder erzwungen
worden. Erzwungene Verträge haben weder rechtliche noch
moralische Gültigkeit und auch keinen natürlichen Bestand. Je
weniger der Mensch durch Geburt, Erziehung und Lebensweise,
an Unannehmlichkeiten, Beleidigungen und Einschränkungen ge-


. Probeblatt.
 
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