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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0665

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Heidelberg in der Buch-
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Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.


SVMMtsrg- 15 Dktsbev.

1848.

Ein Wort an das deutsche Volk.
l. Abschiedmanifest Heckcr's.)
(Schluß.)
Mit bitterem Schmerze um Volk, Vaterland und Frei»
heit, habe ich seit Monden am Strande der Verbannung ge-
legen und zurückgeblickt, auf ein bewegtes, thätiges, arbeitsa-
mes öffentliches Leben, auf den Strom der Revolution, auf
welchem ich mit am Ruder gesessen; sehnsüchtig geharrt auf
den Tag, der aus dem verzehrenden Sicchthum des Erils
mich rufe und Bahn eröffne schöpferischer j Wirksamkeit für die
deutsche Republik. Ich muß ein Feld der schöpferischen Wirk-
samkeit, der Tbätigkcit bauen, ich kann nicht müßig liegen,
verstechen, verkümmern; ich kann nicht zehren und glücklich
sein, in der Feier meines Namens, ich bin von jeher em Feind
von Personalhuldigungen gewesen, das Volk soll sich nicht an
Namen hängen, cs soll sich begeistern, erglühen für die That
der Befreiung, cs soll handeln, handeln, dann können auch die
Geächteten wieder unter euch treten, wieder Mitarbeiten zur
Errichtung des Freistaates, zur Gründung der deutschen Re-
publik. Wer aber die Hände in den Schooß legt oder bei
Wein und Schmaus nur die Faust macht und droht: "wart'
nur, wenn die Verbannten kommen!" der hat seine Schuldig-
keit^nicht gethan, im Gegentheil, er beweist damit, daß er ein
großes Maul aber ein kleines Herz hab, denn er weiß recht
wohl, daß ein einzelner Mann, daß ein Häuflein verbannter
Männer ihm die Republik nicht bringen können, baß das Volk
sie sich nehmen muß, daß der Freiheitsdrang thatsächlich sich
kund geben und uns zeigen muß, wie es ernstlich will, und
so uns eine Gaffe bahnen, auf daß wir wieder mitkämpfcn
und ringen, einreißcn und bauen können. Eine bessere Musik
als die HochF und Vivats, als die Trinksprüche und Lieder
ist das Klirren der Waffen für die Freiheit entschlossener Män-
ner, ist das grollende Murren und das wilde Rufen, einer
versammelten, zur Durchsetzung ihres Rechtes entschlossenen
Menge. Eure Tyrannen haben das Zittern noch nicht verlernt,
verlernet ihr das Handeln nicht!
Aber ebenmäßig zum Ueberdrusse, wie zum Schmerze
wirkt es, wenn man statt der Handlung nur großprahlerisches
Maulen wahrnchmen und in der Erwartung, thätig wirken
zu können, eben so getäuscht wird, als es mit den Akklama-
tionen, Deputationen, Versicherungen und Aufforderungen rin
Frühjahr vor dem Aufstande ter Fall war. „Raum ihr Her-
ren dem Flügelschlage freier Männerseelen."
Die öffentlichen Blätter sagen euch, ich habe vor, eine
Reise zu dein größten und freiesten der Völker zu machen,
welches im Begriffe steht, die nur alle vier Jahre wiederkeh-
rende das ganze Volk in Bewegung setzende Handlung der
Präsidentenwahl vorzunehmen. Die öffentlichen Blätter haben
wahr geredet, und ohne mein Vorwissen hat der zweite in
Rheinfelden wohnende Redakteur des „Volksfreundeö" einen
Artikel in dem gedachten Blatte abdrucken lassen, welcher einen
Zweifel an meinem Vorhaben erwecken könnte.

Ja ich will eine Reise unternehmen zu jenem gewaltigen
Bürgervolke, welches den Völkern der a'ten Welt zuerst das
Licht der Freiheit angezündet und der republikanischen Freiheit
die Weltherrschaft sichern wird, ich will nicht in verzehrender
Unthätigkeit ober eitler Projektenmacherci an den Grenzen
Deutschlands müßig liegen, und zerrütten an Geist und Leiv,
kein verkommender und verkommener Flüchtling sein und wer-
ben. Ich will mit eigenen Augen sehen und erforschen die
Einrichtungen jenes größten und freiesten der Völker, ich will
und hoffe dort thätig zu sein und wirken zu können für das
Land, aus welchem wir republikanische Flüchtlinge ausgestoßen
liegen im Eril. Erhebt sich Deutschland's Volk zur republi-
kaniichcn That, gedenkt es seiner Söhne, welche zuerst ausge-
zogcn sind für die deutsche Republik, bann noch, will es ihre
Kraft benützen, schnell ist der Ozcon durchfurcht, zwei Wochen
reichen hin, und die Verbannten können unter euch sein, und
neugeftärkt durch das Leben unter jenen tapfern Männern der
vereinigten Staaten, reich an Erfahrungen durch die eigene
Anschauung jenes großen Staatsverbandes von 30 Republiken,
neue Kraft dem Vaterlande zu bringen
Schaart euch um die Männer, welche das Panner der
Volkssouveränetät hoch und bei demselben treue Wache halten,
um die Männer der äußersten Linken zu Frankfurt a. M.,
schließt euch in Rath und That fest an die tapfern Führer
der republikanischen Schilderhebung, ihre Namen setzen euch
feste Gedenksäulen, von ihnen werdet ihr meine Nachrichten,
Berichte und briefliche Mittheilungen über dn Erlebnisse in der
Union erfahren.
Breitet aus die Saat, welche diesen Frühling gesäet
wurde, bereitet die That, das sich die Schwester-Republiken
der vereinigten Staaten Amerika's und Deutschlands die Hände
reichen mögen zum festesten Verbände, den Völkern allen zur
Befreiung.
Hecker.
2. Sitzung der 2. badischen Kammer.
Dienstag, 10. Okt. 1848.
Schluß.
Schaafs erinnert das Ministerium an die gemachte Zu-
sage einer Revision des Hundctarengcsetzes, deren Erfüllung
vielen Bürgern wichtiger und interessanter sei, als der Bela-
gerungszustand.
Die Kammer schreitet sofort zur Wahl eines dritten Se-
kretärs, welche auf den Abg. Huber fällt, worauf zur Bera-
thung des Geschwornengesetzcs übergegangen wird.
Als Berichterstatter über diesen Gegenstand tritt Mitter-
maier den Vorsitz an Weller ab, und erörtert, wie die Frage
über Einführung der Schwurgerichte seit Erstattung des Be-
richts bereits in ein neues Stadium getreten sei, sowohl in
Folge der in andern Staaten erschienenen Gesetzentwürfe, als
auch in so weit die Nationalversammlung sich mit den Grund-
zügen des Gcschwornenverfahrens für ggnz Deutschland be-
 
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