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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0221

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Die Republik erscheint
täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Petitzeile 2kr.

Die Republik.

HjL SS. Samstag, 27. Mai.

Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

1848.

Hecker und von Gagern.
Die Karlsruher Zeitung vom 18. bringt aus der Frei-
burger Zeitung unter der Aufschrift: „Rückblicke auf das Ge-
fecht bei Kandern," ein Zeugniß eines hessischen Vizrkorporals
Pröbstel, womit derselbe den sogenannten Meuchelmord des
General von Gagern bestätigen will, und nur einige Schritte
von ihm gestanden sei.— Allein gerade dieses Zeugniß wider-
spricht allen früher in dieser Sache ausgestreuten Verdächti-
gungen über einen stattgehabten Meuchelmord. Insbesondere
liegt am Tag, daß nicht Hecker es war, welcher zuletzt mit
Gagern sprach, sondern ein anderer Führer des Bürgerheeres,
der aber wahrscheinlich des rochen Bartes wegen für Hecker
gehalten wurde. Das Zeugniß lautet also:
„Der Unterzeichnete war bei dem Zusammentreffen
mit den Freischaaren linker Führer des zweiten Zuges
der großh. Hess. Schützenkompagnie und stand ungefähr
einen Schritt von General von Gagern entfernt, als
derselbe fiel. Er war eben vom Parlamentiren zurück-
gekommen. Der Parlamentär der Freischärler hatte einen
blauen Kittel an, rothen Backenbart und ein schwarzes
Pflaster auf dem Auge. Man hat später gesagt, es wäre
Kaiser aus Konstanz gewesen, v. Gagern sprach einige
Worte mit ihm, ging dann zu Fuß zurück und stieg auf
s der Seite der Straße, in der Nähe des zweiten Zuges
der Schützenkom-pagnie, also ganz nahe bei mir, zu Pferde,
.ff Kaum saß er auf dem Pferde, das Gesicht gegen die
Freischaaren gewendet, und hatte soeben den Säbel ge-
zogen, als er und sein Pferd von tödtlichen Schüssen
getroffen wurde. (Pferd und Reiter sanken zusammen,
das rechte Bein des Generals war unter dem Sattel,
das linke auf demselben.) Von jetzt begann erst das
Feuer des Militärs.
Freiburg, den 16. Mai 1848.
Pröbstel,
Vizekorporal der Schützenkompagnie des 3. gr. Hess. Jnf.-Reg.»
Wie kann man also von einem Meuchelmord sprechen,
wenn ein feindlicher Anführer zu Pferde sitzt, das Gesicht
gegen den Feind gewendet mit gezogenem Säbel!
und welche Niederträchtigkeit ist es, mit dem vorgeblichen Meu-
chelmord Hecker zu bezüchtigen, der fern von der Handlung
seine Stellung hatte! (Seebl.)

Fünfte Sitzung der National-Versammlung.
Unter den heute angezeigten Einläufen befinden sich meh-
rere Anträge auf Niedersetzung von Ausschüssen zur Berathung
der Verfassungs- und der Arbeiterfrage; ein Antrag von Vogt:
Auflösung des Bundestags und Begründung einer Centralge-
walt betreffend; von Klette und Pagenstecher auf Einsetzung
eines Direktoriums als Central-Erekutivgewalt; von M. Mohl
auf Abschaffung des Adels, seiner Titel und Vorrechte; von
Schmit aus Kaiserslautern auf Abschaffung der Todesstrafe
für politische Verbrechen; von Vogt auf Entfernung der Trup-
pen aus der Umgegend Frankfurts zur Sicherstellung der Frei-
heit der Berathung für das Parlament; von Heckschcr u. von
Mühlfeld eine Eingabe vieler nord- und süddeutschen Städte
wegen Abschaffung der Flußzölle.
Von den Petitionen führen wir den Protest der Polen
in Westpreußen gegen die Einverleibung mehrerer ThelleWest-
preußen in den deutschen Band an. In Betreff der Nie-
dersetzung von Ausschüssen über die Verfassungs- und Arbei-
terfrage entspann sich eine längere Diskussionen welcher mehr-
seitig die Nothwendigkeit anerkannt wurde, möglichst rasch an
die eigentliche Hauptaufgabe zu gehen, damit nicht die Ver-
sammlung der Verwurf treffe, sie gleiche Männern, die im
brennenden Hause sitzen und berathen, wie man die Feu-
erspritzen technisch einrichte.
Nauwerk schlug vor: einen großen Ausschuß v. 30 Mit-
gliedern zur Berathung über die Derfassungsfrage, und einen
weitern Ausschuß zur Berathung über die Arbeits- und Gc-
werbsfrage niedcrzusetzen. Das Resultat der Debatte war:
einen Ausschuß von 30 Mitgliedern zur Begutachtung dec
Verfassungssrage im weitesten Umfange, und einen Ausschuß
zur Begutachtung der Arbeiter- Handels- und Gewerbsfragen,
und endlich einen Ausschuß von 15 Mitgliedern zu ernennen,
welcher über die Priorität der Anträge und Petitionen zu be-
rathen und darüber zu entscheiden hat.
Bei diesem Anlaß drang W. Schulz aus Darmstadt leb-
haft darauf, daß vor Allem die Anträge in Betreff des Heer-
wesens und der Errichtung eines Volksheeres, um die Unab-
hängigkeit dieser Versammlung zu schützen und reaktionäre Ge-
lüste niederzuhalten, in Berathung genommen werden. Nach
Erledigung dieses Gegenstandes zeigt der Präsident an, daß
die nach Mainz entsendete Deputation noch nicht zurückgekehrt
daß ihm aber durch den Direktor der Taunuseisenbahn Be-
richte des Hrn. Hergenhahn (Vorsitzenden der Kommission) zu-
gekommen seien. In einem meldet derselbe, daß die Stadt
ruhig, die Erbitterung zwischen Bürgern und preußischen Sol-
daten aber noch groß sei und die Deputation deßhalb gerathM
 
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