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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0189

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Die Republik erscheint
täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden l fl.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die drcispalt. Petitzcile Ar.

Die Republik.

Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

Zs" AS. Donnerstag, 18. Mai. 18A8.

Folgender Auszug aus dem Werk des, jetzt im Funfzi-1
gerausschuß in Frankfurt sitzenden Dr. Wilhelm Schulz,
ehemal. großh. Hess. Offizier, betitelt:
Deutschlands Girr heil
durch
Nationalrepräsentation.
Ciurrgark 18-2.
(Schluß.)
Aber wer den Ausbruch einer Revolution um seiner
selbst willen zu beschleunigen sucht, um in der allgemeinen
Vewirrung für sich zu gewinnen, und seinen Gelüsten und
Leidenschaften zu genügen, der ist ein selbstsüchtiger Verbrecher
an seinem Volke. Wer die Revolution um ihrer selbst willen
verlangt, der ist nicht minder thöricht, als derjenige, der das
Fieber zu haben begehrt, um nicht fort und forr gesund zu
sein. Wer endlich die Revolution wegen der heilsamen Fol-
gen will, die, wie er hofft, aus ihrem Schooßc entspringen,
oder wer sie überhaupt nicht will, aber an ihre Unvermeid-
lichkeit glaubt, der ist nur allzuleicht versucht, die Mittel un-
angewcndrt zu lassen, welche, zeitig angewcndet, diese heilsamen
Folgen herbeiführen und den schlimmen Folgen vorbeugen kön-
nen. Wohl ist nach dem Zeugnisse der Geschichte jeder Ueber-
gang in einen wesentlich anderen Zustand Les Völkerlebens
von gewaltsamen Erschütterungen begleitet worden und es ist
nur allzuwahr, daß in der Regel die Völker und Fürsten nicht
eher die Bedürfnisse der Zeil erkennen lernten, bis ihnen mit
Blut die Augen ausgewaschen waren. Allein sind wir so
gewiß, daß das uralte Schicksal, das über dem Geschick der
Menschen waltet, nicht bereits versöhnt ist durch jene zahl-
reichen Umwälzungen und blutigen Kämpfe der letzten
Jahrzehente? Oder dürfen wir überhaupt die Bedeutung der
Gegenwart und der Zukunft nur mit dem Maaßstabe der Ver-
gangenheit messen?
- Ueber Frankreich war die Revolution plötzlich und fast un-
geahnt hereingebrochen. Bei uns dagegen ist die Frage: ob
Deutschland eine Revolution haben werde? unter allen Klassen
der Bewohner seit Jahren an der Tagesordnung. Und sollte
nicht gerade aus dem Grunde, weil dies so ist und weil
man das Herannahen einer Krisis ahnt, um so leichter es
möglich sein, sie abzuwenden? Wird sie dennoch nicht ver-
mieden, so ist es die Pflicht jedes Einzelnen, an dem ge-
meinsamen Schicksale des Volks handelnd Theil zu nehmen
und, nach dem für alle Zeiten und für alle Nationen gülti-
gen Solonischen Gesetze, Partei zu ergreifen für die Sache,

die ihm die gerechte scheint. Aber dieses Gesetz gilt auch jetzt
und auch jetzt schon sind Alle, ein Jeder in seinem Kreise,
bernfen, mit den Waffen des Geistes ausgerüstet, auf gesetzli-
cher Bahn unermüdet voranzudringen. Nur der Schwache
verzweifelt, auf diesem Wege selbst das höchste Ziel zu errei-
chen. In den Glauben an die Unvermeidlichkeit einer gewalt-
samen Umwälzung eingewiegt, mag er sich unthätig vom Strom
der Zeit forttreiden lassen; aber der Starke, was auch die
Zukunft bringe, schreitet ihr ringend und strebend, schaffend
und wirkend entgegen.
Und was wollen Diejenigen, die das Heil nur von einer
absoluten Einheit Deutschlands, oder von einer demokratischen
Föderativverfassung, oder von irgend einer andern Verfas-
sungsform erwarten? Wenn ihre Rede einen Sinn Hat, so
meinen sie, daß nur dieser oder jener Zustand den Bedürf-
nissen des Volks entspricht; und wenn sie dies meinen, müs-
sen sie dahin zu streben suchen, dem Volkswillen ein Or-
gan zu verschaffen. Sie müssen also eine deutsche Na-
tionalvertretung wenn nicht als ausschließendcn Zweck, doch
wenigstens als durchaus nothwendiges Mittel zum Zwecke,
gleichfalls fordern; denn welche andere positive Gewähr, daß
diese oder jene subjektive Ansicht zugleich die der Mehrheit der
Nation ist, ließe sich denken, als daß die Mehrheit damit ihre
Uebereinftimmung erklärt?
Geschieht dies nicht, so ist es die Pflicht des Einzelnen,
seine besondere Ueberzeugung der Ueberzeugung der Mehrheit
so lange unterzuordnen, bis er dieselbe nach seinem Sinne um-
gestimmt hat; und wollte er es nicht, so würde er es sein,
der gegen das von ihm selbst bekannte Prinzip der Volks-
souveränität verstieße. Wäre er der feurigste Repub-
likaner, der erbittertste Hasser aller Tyrannei,
er ist selbst ein Tyrann, der seinem Eigenwillen
den Gesammtwillen zu unterwerfen strebt; und
in diesem Sinne ist auch der von den Gegnern des Liberalis-
mus so oft wiederholte Vorwurf einer Despotie der Liberalen
nicht immer ohne Grund gewesen, wenn er gleich nur die ein-
seitigen Verirrungen einzelner Anhänger der Volkspartei getrof-
fen hatte.

32. Sitzung der deutschen Bundesversammlung
vom 13. Mai 1848
In der heutigen Sitzung der Bundesversammlung nahmen
der neue k. preußische Bundeetagsgesandte, wirklicher Legations-
 
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