Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Republik — 1848

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0273

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Die Republik erscheint
täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden l st.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die drcispalt. Pctitzeile2kr.


Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
W olsf und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

66, Samstag,

13. Sitzung der koustituircuden National-
versammlung.
Jcitteles kriegt bei jedem Druckfehler, den er zu Gesicht
bekommt, einen Dolchstoß in's Herz, lebt aber noch. DerHr.
von Aucrswald erklärt im Namen des Ministers von Arnim,
die preußische Regierung habe keinen andern den Noth gege-
ben, möglichst viele Landtage einzuberufen, um die konstitutio-
nelle Versammlung zu paralpsiren oder zu schwächen, und cs
sei eine Verläumdung, wenn man den König von Preußen
des Verraths an der deutschen Sache beschuldige. Wießncr
äußert in Bezug auf die Verhältnisse in den preußisch-deut-
schen Ländern: „Gestern wußten wir noch nicht, daß die In-
tegrität Deutschlands gefährdet sei; daß man ein seit Jahr-
hunderten deutsches Land von Deutschland losrcißen wolle.
Man hat von der Majestät dieser Versammlung gesprochen;
wohlan, zeigen wir uns majestätisch; sprechen wir es aus,
daß kein Fuß breit deutscher Erde verloren gehen darf. Un-
terstützen sie die österreichische Regierung in ihrer bedrängten
Lage. Die Polen in Posen bereiten eine neue Schilderhebung;
wenn wir aus der ctnrn Seite keine Kraft zeigen, werden wir
auf der andern Seite unsere Feinde ermuthigen. Nauwerk:
Man solle die österreichische Negierung unterstützen, aber auch
gegen ihre auswärtigen Thorheiten protestiren (Ruf zur Ord-
nung!). Präsident ermahnt, beleidigende Ausdrücke zu vermei-
den. Nauwerk: der Ausdruck Thorheit sei nicht beleidigend;
wäre er cs, so würde er ihn zurücknchmcn. Es sei eine Un-
gerechtigkeit, wenn Oesterreich Italien bekriege. Die itali-
enische Nation habe ein Recht, frei zu sein. Rüge: die Ter-
ritorial- und Nationalitätsfrage gehöre der despotischen Zeit
an; alle Völker müßten sich möglichst frei konstituiren und
unter sich verbrüdern dürfen. Er stimmt für einen Ausschuß,
aber um die Verbrüderung mit den Slaven einzuleiten. Deutsch-
land könne sich nicht in Kriege stürzen, um andere Völker zu
unterjochen; die Versammlung in der Paulekirche sei gekom-
men, um Freiheit zu gründen, nicht sie zu stürzen.
Zum Abschluß kommt gar nichts. Anträge werden gestellt
und ein Ausschuß niedergesetzt, der über die österreichisch-slavi-
sche Frage berathen und Bericht erstatten soll. Das ist vor
der Hand Alles. Morgen vielleicht mehr.

Tagesbericht aus Deutschland.
Heidelberg, 9. Juni. Soeben, Mittags 12
Uhr ist unsere Ersatzwahl an die Stelle v. Soiron's

1V. JrusL. 1848.
beendigt, und ist Herr Abgeordneter Buhl mit 69
Stimmen — durchgefallen und Prof. Hagen von hier
mit 74 Stimmen zum Abgeordneten nach Frankfurt ge-
wählt. — Somit ist unser Bezirk wieder in die Reihen
Derer eingctreten, die unserm greisen Vater Jtz stein
ihr Vertrauen schenken.
Thien gen, 7. Juni. Heute wurde dahier
Friedrich Hecker mit 77 Stimmen als Mitglied
ins Parlament gewählt. Gegenkandidat war Buhl
und erhielt 56 Stimmen.
In Mannheim hat sich ein demokratischer Clubb konsti-
tuirt, und nachstehendes Programm erlassen:
Der Clubb anerkennt nur die unbedingte Souvcränetät
des Volkes, der Clubb verlangt, daß die Nationalversamm-
lung die Kraft aller antidemokratischer, nur auf Gewalt und
Hinterlist beruhender Einrichtungen bricht, daß er dem Vater-
lande eine solche einheitliche Kraft schafft, welche dem Geiste
unserer deutschen Revolution entsprechend, die politische wie
sociale Umgestaltung unserer Verhältnisse auf dem Boden der
Demokratie in Wesen und Form alsbald einführt und er-
möglicht.
Der Clubb verlangt von der Nationalversammlung die
Schöpfung und Einführung eines deutschen Föderativ-Staates
mit demokratisch-republikanischer Verfassung.
Der Clubb wird ein solches Streben der Nationalver-
sammlung mit aller Kraft unterstützen, und wird für die aus-
gesprochenen Grundsätze Propaganda machen.
*jZ* * Vom Neckar, 9. Juni. Die Staats- und Hof-
zeitung ist unerschöpflich reich an erlogenen Nevolutionsnach-
richtcn zur Beunruhigung schwacher Naturen und böser Ge-
wissen, vorab aber zur scheinbaren Rechtfertigung der nicht
zu rechtfertigenden Maßregeln der Negierung, welche das
Land fortwährend ohne alle Noth durch ausländische Truppen
belagern und das arme gedrückte Volk aussaugen läßt. Auch
den Zweck scheint man dabei erreichen zu wollen, diese Krie-
ger mißvergnügt über ihr zweckloses Herumziehen zu machen
und sic dadurch in eine gereizte Stimmung gegen das s. g.
revolutionäre Badner-Volk zu setzen, was aber zum Glück
nur einen umgekehrten Erfolg hat, indem die Soldaten an-
fangs Heller sehen als Diejenigen, welche sie gerufen haben.
— Ist es nicht die höchste Treulosigkeit gewesen, daß man
diese Leute bei Kandern glauben machte, die Frcischaaren
seien das „räuberische Franzosengesindel", wovon kurz zuvor
 
Annotationen