Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Republik — 1848

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0577

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erscheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden l fl.
IN kr. Bei Inseraten kostet
die drcispalt. Petitzcile Ar.



Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.


Mittwoch, 2« September.

18L8.

Zum neuen Spiegel -es schwarzen Landsturms
Mono:
Moor: Sie vierer euch Freiheit und
ihr seid wirklich schon Ihre rsesangcne. r-ie
bieier en 1> Versöhnung vom Himmel an,
und ihr seid wirklich Vcrvammr.
Pater: Ja freilich cs ist so — der
Kerl machr mich wirbeln
(Schillers Räuber.!
Heiliger Schutzpatron der Bauländer hilf! Die Religion
ist in Gefahr. Als die Zionswächter in die vermeintliche
Zioneposaune stießen: „die Religion ist in Gefahr durch Vas
gottlose Treiben der lüstern geworvcnen Schulmeister«, da soll
sich auch aus dem Baulandc ein geistlicher Herr zur Schaar
der „schwarzen Stürmer" gesellt haben, um mitzuhelfen, die
im Anzüge begriffene Religionsgefahr abzuwenden, d. h. auf
sesuitisch-veutsch: die Rcligionsgesahr heraufzudeschwvrcn. —
Der deutsche Michel hätte die Sache nicht drolliger und pfif-
figer in Ausfübrung bringen können; hören Sie daher an:
„Der geistliche Herr' E. in A., ließ, so erzählt Frau Fa-
ma, an einem Sonnabend durch die «schelle bekannt machen,
daß sich sämmtlichc Bürger am Sonntage nach dem Früh-
gottesdienst auf dem Rathhauje einzufinden hätten, um eine
Petition ans Parlament in Betreff der 0»genannten) Un-
tcrrichtsfreiheit u. s. w. zu unterzeichnen; als aber von
Manchem der Schellenruf nicht gehört oder beachtet wurde,
da mußte nochmals die Schelle — hört! ohncrachtet diese
im strengsten Sinne des Wortes Ruhetag hatte
— abermals an dem nämlichen Sonntage die säumigen
Bürger aufs Rathhaus zum Unterzeichnen rufen. Dabei
soll den Bürgern das plumpe Lügenmärchen aufgedunsen
worden sein: die reformsüchtigen Schulmeister beabsichtigten
die Bibel aus der Schule zu verbannen u. s. w.
Nur eine einzige Frage: Steht einem Geistlichen das
Recht zu, an einem Sonntage „schellen" lassen zu dürfen?
indem er vielleicht schon nach 14 Tagen sich in der Lage be-
findet, von der Kanzel herab gegen die Sabbathsruhcstörer ei-
fern zu müssen! So ist'ü Halters: Vor 2 Jahren etwa nach
dem Karlsruher Theaterbrand, da hat man ja auch da oder
dort gegen die Großen und Mächtigen von mancher Kanzel
herab nachträglich den verdammenden Blitzstrahl geschleudert,
und heute nach 2 Jahren.. .?
Schließlich noch einen kurzen Auszug aus einer alten
Predigt: „Die Beständigkeit — in ihrer Heuchelei; die
Geduld — wenn es mit ihren Tücken nicht recht fortgchcn
will; die Vorsicht — ihre Bosheit nicht an den Tag zu
bringen; die Eintracht — daß sie alle eines Sinnes sind,
die welche es nicht mit ihnen halten, zu vcrläumden, zu schän-
den, zu verfolgen."
Man überläßt es der eignen Anschauungsweise der Leser,
ob die eben gepriesenen Tugenden auf den einen oder andern
verfinsterungssüchtigcn, so wie aufklärungsfcindlichen geistlichen
Herrn paffen oder nicht.

78 Sitzung der konstituirenden National-
versammlung.
Freitag, den 12. September 1848.
Schluß.
Der Redner (Waitz) stellt diese Prüfung an und bemerkt,
daß in Folge der Bestimmung alle Gesetze seit dem 17. März
aufgehoben werden, auch das dänische Kommando beim Militär
auf den Schiffen wieder eingeführt werden müsse; daß das
Wahlgesetz der Konstitution und andere wichtige Gesetze eben-
falls in Wegfall zu bringen seien; alles das seien Gesetze, die
seit dem 17. März erlassen seien. Auch seien bereits 40 dä-
nische Beamten in den Herzogthümern wieder angekommen.
(Hört, hört!) Kein Wort davon stehe im Waffenstillstand,
daß die neue Regierung in Beziehung zu der Zentralgewalt
treten solle, und es scheine, als sei das Gegentheil beabsichtigt
(Hört!) Solchen Schimpf zu genehmigen, könne man der
Versammlung nicht zumuthcn. (Beifall.) Den Krieg mit Dä-
nemark anlangend, so habe man ihn aus strategischen Gründen
für schwierig erklärt, er müsse dagegen anführen, daß cs fast
immer auf der Halbinsel besiegt worben sei, daß seine Feinde
immer in den Herzogthümern und in Jütland den Frieden er-
zwungen hätten. — Er sei für Frieden, aber nicht unter die-
sen Bedingungen, sie seien nicht das Aeußerste gewesen, was
man habe erreichen können.
Nachdem noch Blöme, Mühlfeld und Jordan aus
Berlin für die Annahme, und Schober, Vogt und Giskra
in zum Theil ausgezeichneten Vorträgen für die Verwerfung
deS Waffenstillstandes gesprochen, wird die Fortsetzung der De-
batte auf morgen vertagt und die Sitzung geschloffen.
7V Sitzung.
Samstag, den 14. September 1848.
Die heutige Sitzung die mit dem traurigen Resultat der
Genehmigung des Waffenstillstandes endigte, bot wenig
Erquickliches dar. Einige Dutzend Redner betraten die Bühne
und suchten die faulen Fische, die der Minoritätsantrag der
Versammlung präsentirte, von den Gräten zu reinigen; in wie
weit es ihnen gelang, wollen wir dahin gestellt sein lassen.
Auf die Abstimmung sind die Redner v. Lichnowsky und
Consorten gewiß nicht von Einfluß gewesen, da die Majorität
schon vor der Verhandlung ihres Sieges gewiß war. So
überzeugend auch die Redner von der Linken, Blum und Si-
m o n von Trier das Schmähliche des zu genehmigenden Waf-
fenstillstandes darstellten, sic wurden übergagert, und damit
wurde die Comödie geschlossen.

Tagesbericht aus Deutschland.
Heidel.berg, 18. Sept. Die Zeitungen auS Frank-
furt sind gestern Abend erst spät angekommen, daher wir nur
berichten können: Es wurde von gestern Mittag 2 Uhr an
bis Abends 9 Uhr ununterbrochen gekämft und die Barrika-
bls auf wenige durch die Preußen Oestcrreicher und Hessen-
 
Annotationen