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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0537

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Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
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werden frankirt erbeten.

Hj" 132.

Freitag, 8. September.

18«8.

V2 Sitzung der konstitnirende» National-
versammlung.
Dienstag, den 5. September.
Die Sitzung beginnt 7 Minuten vor halb 10 Uhr. Kein
einziger Minister ist anwesend. Das Protokoll von gestern
wird genehmigt.
Holland berichtet im Namen des volkswirthschastlichen
Ausschusses, daß dieser wegen gewisser merkantilischer Fragen
sich u. A. auch an den Handelsvereiu zu Flensburg gewendet
hätte welcher sctoch alle Beziehungen zu Deutschland und alle
Sympathien für dasselbe dieses
Schreiben den beiden Ausschüssen sich ge-
genwärtig mit der schlcewig-holfteinlschenMDxegenhcit beschäf-
tigen. — '
Präsident theilt mit, daß die Minister erst um 12
Uhr erscheinen werden, und schlägt vor, den Bericht über den
dänischen Waffenstillstand erst nach ihrer Ankunft zu hören.
Die Versammlung stimmt schweigend ein.
Präs, schlägt vor, in der Berachung der Grundrechte
sortzufahren; cs wird jedoch auf Golz's Antrag die Sitzung
bis halb 12 Uhr vertagt.
Wiedereröffnung drei viertel 12 Uhr. Auf der Minister-
bank Heckschcr, Peuker, v. Schmerling, v. Beckerrath, Duckwitz,
Wassermann und Mathp. später auch Mohl und Fürst Leiningen.
Dahlmann betritt als Berichterstatter der beiden ver-
einigten Ausschüsse die Nednerbühne. Er beklagt nach einigen
einleitenden LVorten die mangelhafte Vorlegung der Aktenstücke
namentlich einer Zuschrift des preußischen Gesandten, welche
später zurückgenommen und Lurch eine andere ersetzt worden
sei. Dagegen habe Heckschcr eine neue mündliche Auseinan-
dersetzung gegeben. Die Versammlung werde sich noch erin-
nern, mit welchem Beifall die Zusicherung Schmerlings ausge-
nommen worden wäre, daß der Krieg mit Dänemark energisch
fortgeführt und kein Waffenstillstand abgeschlossen werden sollte,
der der Ehre Deutschlands nachtheilig sei, — später habe
Preußen unbedingte Vollmacht zum Abschluß eines Waffenstill-
standes verlangt, dies sei abgeschlagen worden, allein noch spä-
ter habe Preußen eine Vollmacht mit gewissen Bedingungen
und im Namen der Centralgewalt erhalten. Diese Bedingun-
gen seien in der der Beilage beigefügten Vollmacht enthal-
rcn, welche jedoch von keinem Neichsminister kontrasignirt sei.
(Hört! Hört!) Weiter habe Heckschcr erwähnt, daß diese
Vollmacht keine spätere Modifikation erlitten, daß aber das
Preußische Kabinet diese Bedingungen nicht cingehalten habe.
Uebrige-is sei das Ministerium der Meinung gewesen, cs
werde den Waffenstillstand zur Bestätigung vorgelegt erhalten.
Auch ein Schreiben des Kriegsministcrs sei dem Ausschüsse
vorgelegt worden, aus welchem hervorgehe, daß derselbe nur
einen dreimonatlichen Waffenstillstand erwartet habe. (Hört!).
Es sei keine Befürchtung unbestätigt geblieben, welche der Be-
richterstatter gestern ausgesprochen, sieben Monate des Winters
solle der Waffenstillstand Lauern und Deutschland in den ersten
April eingeführt werden. (Beifall.)

Die Stellung des Grafen Moltke an der Spitze der pro-
visorischen Negierung, eines Mannes, der der gehaßteste in
Schleswig und Holstein sei, der sich ohne Lebensgefahr nicht
torthin wagen dürfe, die Trennung der schleswigschen und
holsteinischen Truppen — als Alles dies im Ausschuß vorge-
kommcn, habe der Neichsminister Heckschcr erklärt, er finde in
der Ucberschreitung der vorgeschriebenen Bedingungen Seiten
Preußens nichts Entehrendes (hört! hört!) und habe auf die
Gefahr aufmerksam gemacht, die eine Verwerfung des Vertrags
herbeisühren könne; auch könne man die Frage der Sistirung
des Zurückziehens der Truppen nicht gesonder! verhandeln, da
sie ein wesentlicher Theil des Waffenstillstandes sei, übrigens
sei ja auch diese Angelegenheit nicht so eilig (Murren). —
Nichts desto weniger beantrage der vereinigte Ausschuß, die
Nationalversammlung möge die Sistirung der zur Ausführung
des Waffenstillstands nöthigen militärischen und andern Maß-
regeln beschließen.
Zur Begutachtung der übrigen Fragen habe der Ausschuß
einen Vorausschuß, bestehend aus M. Mohl, Cucumus und
dem Berichterstatter gewählt. — Uebrigcns sei schnelle Hülfe
dringend nöthig. Die Mitglieder der bisherigen Negierung
würden bereits wie Verbrecher behandelt, bis zum 1. Septem-
ber have diese Regierung noch keine Nachricht vom Waffen-
stillstand durch das preußische Kabinet erhalten (Staunen, hört,
hört! . Der Redner macht^zum Schluß aufmerksam, welche
Gefahren für Deutschland aus der in Schleswig und Holstein
möglichen Anarchie, Bürgerkrieg, Freischaarenzügen und dergl.
mehr hervorwachsen würden; — seine eigenen Landsleute dem
Untergang entgegenzuführcn, sei er nicht muthig genug — und
darum sei er so muthig (Beifall). Jeder einzelne Engländer
wiege so viel für England, als das ganze England, und hier
gelte cs viele 100,000 Deutsche, es gelte die Einheit Deutsch-
lands (Beifall.) Zum Schluß warnt er nochmals, der Anar-
chie Raum zu verschaffen, und schließt unter rauschendem lang-
anhaltendem Beifall
Schubert aus Königsberg verkündet und vertheidigt ein
von 8 Mitgliedern der vereinigten Ausschüsse, v. Würth, M.
Gagern, Duncker, Flottwell, Zenetti, Schubert, Gompard, v.
Lindenau, gestelltes Minoritätsgutachten, daß über eine Sisti-
rung des Waffenstillstandes erst dann abgestimmt werden möge,
wenn über den Waffenstillstand selbst Beschluß gefaßt sei.
Er droht dabei mit einem bevorstehenden Bruch mit Preußen,
welches den Waffenstillstand ratifizirt habe und das 16 Mil-
lionen (Bewohner) besitze (Heftiges Mißfallen.) — Ucbrigens
sei der Waffenstillstand ganz vortrefflich und würde namentlich
die Bevölkerung vollständiger vollständig befriedigen (die Fa-
natiker des Preußenthums klatschen). Neichsminister Peuker
hat eine Depesche vom General Wrangel, daß er in Erwar-
tung des Abschlusses eines Waffenstillstandes mit dem däni-
schen Oberbefehlshaber eine Waffenruhe geschlossen habe. Das
preußische Heer stehe zwischen Apenrade und der jütischen
Grenze, und könnte unter 10—12 Tagen nicht bis an die
Elbe zurückgezogen werden. Jeden Tag ziehe es sich nicht
 
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