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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0277

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Die Republik erscheint
täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden l fl.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. PctitzeileAr.

Die Republik.

Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner n.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

KL «7. Sonntag, 11. Zttiii. 1818.
Des Pfingst-Festes wegen wird morgen unser Blatt nicht erscheinen.

14. Sitzung der konftituirenden Rntioncri-
versammlung.
Der Ausschuß für die schleswig-holstein'sche Angelegenheit
beantragt, die Versammlung solle die schleswig-holsteinische
Sache als Angelegenheit der ganzen deutschen Nation in ihren
Bereich ziehen; sie solle verlangen, daß bei dem Friedensschlüsse
mit Dänemcnk die Rechte der Herzogthümer und die Ehre
Deutschlands gewahrt, und sofort die Bewohner Schleswigs
gegen feindliche Einfälle sicher gestellt werden. Mittermaier
beantragt als Berichterstatter des BerfassungöauSschusses über
die luxemburgische Frage, die Abgeordneten dieses Landes zu
Wiedereinnahme ihrer Plätze in der Versammlung einzuladen.
Nach ihm erstattet Navowitz den Bericht Les Marine-Aus-
schusses. Es gibt nach seiner Ansicht kein die Einheit Deutsch-
lands nach Innen und Aussen mächtiger verkündendes Zeichen
als die Gründung einer deutschen Flotte; es sei Dies ein
Zeugniß, das in die fernsten Zonen der Erde getragen werde.
Das erste deutsche Kriegsschiff, das im La Plata erscheine,
werde den dort wohnenden Deutschen zeigen, daß sie nicht mehr
den Launen eines grausamen Diktators preiSgegcbcn seien,
fordern daß cm Volk von 40 Millionen hinter ihnen stehe.
Darum dürfe kein Opfer für diesen Zweck zu groß erscheinen.
Hätte nach dem Siege von Schleswig Deutschland auch nur
den Anfang einer Flotte besessen, so würde kicser Sieg dem
Kriege ein Ziel gesetzt haben; ein paar Fregatten 2. Ranges
mit einigen Kanonenbooten hätten hingcrcicht, die Insel Alsen,
die unsern Rücken bedrohte, zu nehmen und uns gegen eine
feindliche Landung sicher zu stellen. Statt dessen mussten wir
die Demüthigung erleben, daß eine der kleinsten Seemächte
der Welt uns nöthigte, einen Krieg in die Länge zu ziehen,
der binnen wenigen Wochen beendigt sein konnte. Der Aus-
schuß beantragt, die Nationalversammlung möge die Bundes-
versammlung veranlassen, die Summe von 6 Mill. Thlr. auf
verfassungsmäßigem Wege verfügbar zu machen, und zwar 3
Mill. Thlr. sofort, die übrigen 3 Mill, nach Maßgabe des
Bedarfs. Es handle sich nicht zunächst vom Bau einer Linien-
flotte; der Schutz unserS Handels, die Förderung unserer zo-
litischen Interessen und die Sicherstellung unserer Küsten seien
Zwecke, die durch Kriegsschiffe zweiten Ranges erreicht werden
konnten. Den, aus die Angabe der Marine-Conines gestützten
Berechnungen des Ausschusses zufolge, wären zu erbauen: 2
Fregatten von 46 bis 54 Kanonen, jede zu 400,000 Thlr.,
4 Korvetten von 20 bis 32 Kanonen, jede zu 230,OOOThlr,
2 Dampfschiffe von 500 Pferdekraft, jedes zu 400,000 Thlr.,

4 zu 350 Pfcrdekraft, jedes zu 400,000 Thlr., 200 Kanonen-
böte, jedes zu 7000 Thlr., zusammen 5,220,000 Thlr. Der
Nest von 780,000 Thlr. wäre zu Hafen- und Kanal-Anlagen
bestimmt. Der Ausschuß bemerkt, daß er über die spezielle
Verwendung aus leicht begreiflichen Gründen hier in kein nä-
heres Detail entgehen könne, und daher allerdings ein Ver-
trauensvotum beantragen müsse. Wegen der von den Demo-
kraten, die am Pfingstmontag hier zusammenkommen, zu be-
fürchtenden Schritte will Wippermann, daß man lediglich dis
Behörden Frankfurts um geeignete Maßregeln zum Schutz der
Nationalversammlung ersuche, ein Anderer begehrt, daß sich die
Versammlung nicht auf Polizeimittel sondern auf die morale
sche Gewalt stütze und einen Aufruf an die Vereine erlasse,
v. Nadowitz: Die erste Bedingung der Wirksamkeit dieser
Versammlung sei, daß sie nicht gewaltsam von Aussen gestört
werde. Die Hoffnung einer bedeutenden Partei., die National-
versammlung zum Werkzeug ihrer Plane zu machen, sei seit
einigen Wochen bedeutend gesunken; wie leicht könnte man
einen Versuch machen wollen, wie sie von 1790 bis zum 15.
Mai 1848 anderwärts vorkamen! Dos Losungswort (sagt der
Redner weiter) ist gefunden. Es heißt: nieder mit der Re-
aktion! Vor 20 Jahren war Jeder ein Dcmagog, der die
Freiheit wollte; jetzt ist Jeder ein Reaktionär, der das recht-
lich Bestehende nicht eher vernichten will, als bis er sich über-
zeugt hat, daß Dasjenige, was an seine Stelle treten soll,
auch das Bessere ist. Es handelt sich hier nicht um Schutz
der Personen; die Personen sind nichts, wo es so Großes
gilt; es handelt sich um die Folgen. Die Folgen einer auch
nur momentanen Störung dieser Versammlung wären: Ein-
setzung einer provisorischen Regierung, Einführung der Repub-
lik, Spaltung Deutschlands in zwei zum Glück sehr ungleiche
Thcile, innerer und äußerer Krieg. Wir leben in einer freien,
wohlgesinnten Stadt; was tie Bürgerschaft will, ist äusser
Zweifel ob sie cs aber vermag, wcnn der Anstoß von Aussen
kommt, Das ist die Frage. Die Nationalversammlung ist es
Deutschland schuldig, sich gegen jede Störung sicher zu stellen.
Der Redner erneuert hierauf seinen schon früher gestellten An-
trag : eine Commission zu ernennen, welche von den Behörden
der Statt Frankfurt über die getroffenen Sichcrheitsmaßregcln
Auskunft verlangt, und falls diese nicht genügt, sich mit den
benachbarten Negierungen in Vernehmen setze, damit diese die
nöthigcn Streitkräfte in Bereitschaft halten, sie jedoch nicht
eher in Bewegung setzen, als bis die Nationalversammlung
selbst durch ihren Präsidenten oder ihren Ausschuß tarauf an-
trägt. Glathncr: Die Versammlung darf keine Initiative
 
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