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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0029

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Die Republik erscheint
.» täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
1<> kr. Bei Inseraten kostet
die gespaltene Pctitzeile 2 kr.

Die Republik


Bestellung wird gemacht en
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden srankirt erbeten.

Hs- 3. Donnerstag, 6. April. 1848.

, i.
Zur Aufklärung.
Seitdem der hessische Minister Gagern und der frank-
furter Kaiser- und Königsjude Rothschild eine Fahne herum-
-traKcn ließen, welche die Inschrift trug:
„Deutsches Parlament — keine Republik!"
meinen kiele gute Leute, Parlament und Republik seien zwei
ganz verschiedene, ja ganz entgegengesetzte Dinge. Dem ist
aber n'Mso; sondern dieser vermeintliche Gegensatz ist nur
eine Erfindung, ein schlauer Plan des Ritters und des
- Juden.
Die Republik, auf deutsch Per freie Bundes-
staat will nemlich auch ein Parlament, eine Volks-
vertretung, eine Nationalversammlung.
Allein die Republik will diese Versammlung in cinev
Kammer und ohne Fürsten; während die jetzt vereinigten
Constitutionellen und Conservativen zwei Kammern (Ober-
rmd Unterhaus) mit Fürsten wollen. Man kann duher nicht
sagen: „Die Republikaner wollen kein Parlament." Das
wäre böswillig gelogen. Sie gerade müssen eines haben,
weit mehr noch als die Andern, allein sie wollen kein so schlech-
tes, so zum bloßen Schein gemachtes, als diese ihre und der
wahren Volksfreiheit offene und geheime Widersacher. Darum,
liebe Mitbürger, seid auf eurer Hut, wenn ihr wieder ein-
mal so eine' Gagern-Nothschildische Fahne seht! Mit Speck
fängt man Mäuse. Die Republikaner sind nicht an den 'Na-
men „Republik" gebunden; sic können recht gut die erste Hälfte
jener Inschrift „deutsches Parlament" annehmen, und nehmen
sie auch an; allein die zweite Hälfte heißt dann: „Keine
Fürstenherrschaft und keine Pairs-Kammcr!" Und damit ist
wohl die große Mehrheit des deutschen Volkes vollkommen
einverstanden. So viel zur Aufklärung.


Frankfurt, 4. April. Am Schlüsse der Berathungen
des Vorparlaments wurde dahier folgendes, mit schwarzem
Rande versehenes Flugblatt verbreitet:
Beschlüsse der gesetzlich-revolutionären Mehr-
heit der Versammlung zu Frankfurt a. M
Sind wir kompetent? — Nein!
Können wir Schleswig-Holstein, Ost- und Westprcußen
dem Bunde cinvcrleiben und Polen wiederherstcllen? — Ja-
wohl!

Sind wir permanent? — O nein!
Können wir nach dem Abtreten der Minderheit uns für
permanent erklären? —- Ö ja!
Wollen wir unmittelbare Volkswahlen? — Nein!
Wollen wir mittelbare Wahlen? — Auch nicht!
Was wollen wir denn? — Wir wollen Alles den Ne-
gierungen überlassen.
Was ist der Bund? — Ein todter Hund.
Wollen wir den Hund begraben? — Nein! Nein! Nein!
Wir müssen ihn galvanisiren,
Solange soll er apportiren
Bis er — uns wieder kann regieren.
Gegeben der deutschen Nation am l. April 1848.

m
Ausschußwahl
» der Frankfurter Versammlung.
Hecker — eine der ersten Größen der badischen Volkskam-
mer — der Obmann des deutschen Vaterlandsvereins f.
Baden — der gegenwärtige Führer der VolkSparthei
nicht gewählt unter den 50 sage Fünfzigen des söge
nannten Vorparlaments. Diese Thatsache bedarf keine:
weitern Erläuterung; sie enthält die Selbstverurtheilune
einer volksfeindlichen Majorität, das sicherste Unklug
heitszeugniß für taktlose Partheigänger, deren Siege sich
nach dem natürlichen Lauf der Dinge in Niederlagen ver-
wandeln. Den Republikanern hat damit die Bormrtheit der
Conservativen und die Böswilligkeit der. Constitutioncllen einen
guten Dienst geleistet.

Von der falschen Ehre!
Wenn sich die alten und neuen Tyranneien in dem Um-
stande gleichen, daß sie die Furcht zur Grundlage, die Religion
und den Soldatenstand als Hilfsmittel haben, so unterscheiden
sich die neuen dagegen, von den alten einigermaßen dadurch,
daß sie in der falschen Ehre und in der Klasse des fortdauern-
den erblichen Adels eine Stütze gefunden haben, die ihnen ihre
Fortdauer bis in die Ewigkeit sichern kann.
Die Ehre, ein, von so Vielen schon dcfinirter und von
allen Volkern und zu allen Zeiten schlecht ausgefaßter Begriff,
läßt sich nach meiner Ansicht, gar nicht definiren. Ich würde
die Ehre einfach als den Wunsch und das Recht von der
 
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