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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0021

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Die Republik erscheint
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10 kr. Bei Inseraten kostet
die gespaltene Petitzeile 2 kr.

M° »O

Die Republik.

Bestellung wird gemacht m
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u>
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

Dienstag, 4. April.

1848.

Erklärung
des Central-Arrsfchuffes der Deutschen in der
Schweiz
an
die am 30. März in Frankfurt zusammentretende Ver-
sammlung deutscher Abgeordneten.
Deutsche Männer!
Im Namen von zwanzigtausend Deutschen, welche derma-
len in der freien Schweiz leben, richten wir, die heute er-
wählten Mitglieder ihres hier constituirten Centralausschuffes,
für den Augenblick, wo Sie sich zur Berathung und Ordnung
der Geschicke Deutschlands versammeln, ernste, wohlgemeinte
Worte an Ihre, durch den Drang der Umstände uothwendig
gewordene, gewissermaßen, wenn nicht äo furo doch cko lsotu
constituirende Versammlung.
Wir wollen kurz und offen, wie es freien Männern ge-
ziemt, sagen, was wir von Ihnen erwarten, was wir fordern,
w-ss SÄS-R Deutschlands Macht, Einheit und Fveih-:it begründ«»
kann, es ist die
Herstellung einer einigen, deutschen Republik.
Wir können nicht glauben, daß nach den schmachvollen
Erfahrungen von mehr als 30 Jahren, insbesondere nach de-
nen der letzten Wochen, noch irgend Jemand, mag er auch
dem monarchischen Prinzipe noch so ergeben gewesen sein, über
die totale Unhaltbarkeit dieser Institution im Zweifel sein
könne, und wir wollen nicht einmal die Gallerte der derma-
ligen Inhaber deutscher Throne und ihre Thaten vor Ihren
Augen entrollen, sie nicht nöthigen auf die Frage: Ist auch
nur ein Einziger von Allen nach Talent, Charakter und nach
seinen Antczedentien geeignet, dem deutschen Volke irgend eine
Garantie für seine Freiheit und Unabhängigkeit zu bieten? die
Hand aufs Herz gelegt, als Ehrenmänner mit „Keiner" zu
antworten.
Beherzigen Sie wohl: — Alle Versuche, selbst Äe einer
deutschen Gesammtmonarchie, sei sie auch auf der demokratischen
Grundlage in Aussicht — alle noch so bekannten liberalen
Umgebungen, die man derselben zutheilen wollte, vermögen
nicht, dem Willen des Volkes eine andere Richtung zu geben,
welcher entschieden eine Republik für Deutschland verlangt.
Jede andere Verfassung betrachtet das Volk als ein Experi-
ment der Täuschung und als eine Anbahnung der Reaktion,
als ein Palliativmittel zur Hemmung des Nepublikanismus,
zum Nachtheile der Macht und Wohlfahrt Deutschlands. Be-
denken Sie wohl, daß Sie, die in Ihrer Mitte so ausgezeich-
nete Talente, so viele tüchtige Werkmeister für die Wiederge-

burt unseres Vaterlandes zählen, alle diese schönen Kräfte dem
großen Werke unwiderbringlich entziehen, wenn Sie in diesem
großen Momente dem laut redenden Volkswillen entgegenlre-
tcn, wenn Sic eine nicht länger haltbare Institution verthei-
digcn, sich als Gegner der Republik erklären. Und wenn die
deutsche Republik, trotz Ihres Wicerstrebens - und das wird
sic zuverlässig — von unserm Volke als einziger Rettungs-
anker in den politischen, Europa tief erschütternden Stürmen,
eingesetzt wird, so haben Sie sich unmöglich gemacht.
Weg fortan mit den Täuschungen! Blicken Sie auf das
so oft getäuschte Volk und auf sein Elend, welches im Ge-
folge der s. g. konstitutionellen Monarchie stets gewesen ist
und'sein wird. Sagen Sie, wie es deutschen Männern
zukomwt, offen und ehrlich: Wir haben bisher die constitutio-
nclle Monarchie als die für Deutschlands Wohl passendste
Regierungsform angesehen, und für sie gekämpft, die Ereig-
nisse der Zeit haben uns belehrt, daß wir im Jrrthum waren.
Offenkundig mußten ja unsere für unfehlbar gehaltenen Staats-
künstler in unfern Tagen überzeugt werden, daß auch ihre
Systeme auf Sand gebaut waren,-daß sie sich geirrt haben.
Erklären Sie sich daher offen und unumwunden für die Re-
publik, Ihre Talente, Ihre Erfahrungen werden dann dem
deutschen Vaterland bei dem Wiederaufbau seines zerrütteten
Siaatsgebäudes erhalten werden. Thuen Sie cs, wir beschwö-
ren Sie, ehe auch Ihnen durch die Zögerung das verhäng-
nißvolle „lrop tiirel" eutgegcntönt Lassen sie sich nicht durch
die Schwierigkeiten abschrecken! Diese werden nur groß durch
Ihr Widerstehen, die sonst alle durch anderer begabter Män-
ner Talente, gestützt auf den kräftigen Willen eines ihnen zur
Seite stehenden, freiheitglühenden Volkes, so leicht zu über-
winden find. Und es ist nicht eine Faktion und mit ihr das
Proletariat, wie man in Selbsttäuschung oft vorgibt, cs ist
das Volk, welches die Republik will. Auch dem besitzenden
Bürger sind, namentlich im Hinblicke auf die Schweiz in der
Zeit jüngster allgemeiner Hungeronoth die Augen aufgegan-
gangen. Hat nicht da die Schweiz allein dem monarchischen
Europa gezeigt, daß sie dem Erwerb und Besitz dadurch voll-
ständigen Schutz gewähren konnte, daß sie nicht, wie die
Monarchien ohne Ausnahme, ein am Herzen der Civilisation
nagendes Proletariat erzog, sondern durch ihre republikanischen
Institutionen, für alle Staatsangehörigen zu jeder Zeit Sorge
tragen konnte. Ohne Republik ist dem wachsenden Proletaris-
mus kein Einhalt zu thun, und doch ist es die dringendste
Staatsausgabc, ihn aufzuhcben.
Ja! halten Sie das Begehren einer Republik nicht für den
Ausdruck einer geringen Minorität. Es findet in ganz Deutsch-
land — wir wissen es — seinen ungeheuer» Wiederhall, und
zwanzigtansend Deutsche in der Schweiz, m zahlreichen ein-
 
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