Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Republik — 1848

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0297

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bej
allen Postämtern. Briefs
werden frankirt erbeten.

72. Samstag, 17^Ju«i._ 184l8.
Mit dem ersten Juli beginnt ein neues Quartal der „Republik"; sie wird wie bisher, so auch in
Zukunft ein Organ der strengsten demokratischen Richtung bleiben, unv mit aller Entschiedenheit für die
Verwirklichung derjenigen Staatsform arbeiten, die ihr Titel bezeichnet. Bestellungen darauf bitten wir
recht bald zu machen, damit die Auflage danach ermessen werden kann; weiter ersuchen wir unsere Gesinnungs-
genossen, Ihre Aufmerksamkeit dem Blatte durch Zuweisung von Inseraten, durch Zusendung interessanter Beiträge,
in prosaischer sowohl als in poetischer Form, zuzuwcnden, unv dadurch dessen Forterscheinen zu sichern. — Alle
Postämter des In- und Auslandes nehmen Bestellungen darauf an.
Die Redaktion.


*


Oie Republik erscheint
täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
. Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Petitzeile 2kr.

Die Republik.
Ein Wort an das Volk.
Unter diesem Titel wurden in den letzten Tagen zwei
Flugschriften verbreitet, von denen die eine den Zweck haben
soll, zu einer neuen Schiloerhebung für die Republik aufzu-
mahnen, die andere bestimmt ist, eine solche Schildcrhebung
zu Hintertreiben. Die Erstere haben wir gar nicht zu Gesicht
bekommen, die Zweite, die in unserem eigenen Beisein durch
sogenannte Condukteure auf der Eisenbahn ausgetheilt wurde,
offenbar also ein Werkzeug der Reaktion, ist es, das w»r hier
mit einigen Worten widerlegen wollen.
Als die Nordamerikaner am Ende dcS vorigen Jahrhun-
derts zu den Waffen griffen, um sich von der Bedruckung
ihrer Herrscher, der Könige von England zu befreien, gingen
sie die Franzosen um Hilfe an, weil sie einsahen, daß sie allein
gegen die zum Krieg abgerichtetcn Söldner welche man gegen
sie führte, so wie gegen die Feuerschlünde Georgs von Han-
nover trotz ihrer Begeisterung für die Freiheit den Kürzeren
ziehen würden.
Wir, die deutschen Republikaner sind in demselben Fall.
Einer unserer Führer hat es versucht, den Flintenmänuern
gegenüber zu treten, er hat es gewagt, für seine Ucbcrzcug-
ung die Waffen zu ergreifen, nachdem ihm klar geworden war,
daß er auf friedlichem Wege seine Meinung nicht zur Geltung
zu bringen vermöge; er ist für den Augenblick der Uebermacht
erlegen und gezwungen worden, seine Plane aufzuschieben.
Wir, die wir uns offen zu Hccker's Gesinnungsgenossen be-
kennen und seine ganze Gesinnungsmeise durchaus billigen, setzen
indessen den Kampf auf theoretischem Wege fort, wir wenden
alle Mittel der Ueberzeugung an, um uns Anhänger zu ver-
schaffen und wenn uns der unumstößliche Beweis geliefert ist,
daß das Parlament die Sache der Republik im Stich läßt,
wenn uns der Druck unerträglich erscheint, oder wenn wir
uns stark genug fühlen, so sinnen wir wahrscheinlich ebenfalls
auf andere Mittel. Und wenn wir uns nun, um das Ge-
lingen unseres gefaßten Vorhabens dadurch zu sichern suchten,

daß wir mit den Franzosen in ein Schutz- und Trutzbündniß
träten, so möchten wir wissen, wer uns deßhalb tadeln wollte.
Niemand verübelte es den Nordamerikanern, daß sie die Un-
terstützung Lafapettc's und seiner Franzosen gesucht und ange-
nommen haben, warum sollte gegen uns nicht dieselbe Billig-
leit eingehalten werden?
Was eine große Nation thun durfte und mit Erfolg that,
das dürfen wir auch thun, ohne uns eines Verralhs oder
einer Thorheit schuldig zu machen, wie der Verfasser des oben
berührten Flugblattes uns vorwirst.
Derselbe meint ferner, es werde durch Berufung fremder
Truppen „unsägliches Elend über das gesegnete Vaterland ge-
bracht." Wir gestehen, daß wir nur im äußersten Nothfall
uns entschließen würden, die Waffen auswärtiger Mächte für
unsere Zwecke zu benutzen, aber in verzweifelten Umständen
ist es erlaubt zu verzweifelten Mitteln zu greifen Um den
Preis der Freiheit ließen sich die Nordamerikaner fremde Trup-
pen gefallen, um denselben Preis können auch wir sic uns ge-
fallen lassen.
Die badische Regierung hat württembcrgische und andere
Soldaten in's Land gezogen, um die Republikaner im Zügel
zu halten, ja noch mehr, sie behält dieselben jetzt noch bei, da
dieselben gar nicht mehr nöthig sind, oder vielmehr, sie kann
ihrer nicht mehr los werden. — Wir, die wir eine Republik
gründen wollen, würden nach erreichter Absicht fremde Sol-
daten eben so gut zu ihrer Rückkehr in ihre Hcimath bewegen
können, als die Nordamerikaner. Das unsägliche Elend würbe
also nur kurze Zeit währen, vielleicht kürzere, als die Ein-
quartierung, unter deren Last gegenwärtig einzelne mißliebige
Städte in unserer Nachbarschaft seufzen. Ueberdies würde aus
diesem Uebcl das gerade Gegcnthcil von Unglück hervorgchen,
das mit 38 Gnaden gesegnete Land würde von ihnen befreit
und so glücklich, als die nordamerikanischen Freistaaten. Wollen
wir nun nicht in diese auswandern, sondern in der Heimath
frei aufathmen und die Früchte unseres Fleißes genießen, so
müssen wir eb«r am Ende in den sauren Apfel beißen unv
 
Annotationen