Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Republik — 1848

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0477

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erscheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganze» Großh. Baden I ff.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Pctitzeile Ar.



Bestellung wird gemacht' in-
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner m.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.


Dienstag, 22 August.

1848

Der schwarze Landsturm.
Motto: Der Würfel ist gefallen.
Der erste Schuß gethan.
Der Landsturm gilt uns Allen,
Drum kühn und frisch voran!
Entlarft mit offnem Worte
Im Lande aller Orte
Dem Teufel seine» Plan!
Und käm er auch geritten
Mit Kosen und mit Bitten,
O l:ß dich ilimmcr rühren.
Er will dich nur verführen,
Mein lieber Christian!
Für deine guten Schinken,
Und deinen Wein zu trinken,
Mit deiner Fran zu blinken,
Hat er cs nur gethan!
(Aas vca Papieren emes aUca Kaplans.)
Wach auf, mein Volk! aus deinem bleiernen Schlafe der
Erschlaffung, erhebe dich wieder mir der alten Stärke und er-
manne dich zum neuen Kampfe; denn die Feinde deiner Frei-
heit, deines Rechts und Ruhmes, sie fordern dich aufs Neue
in den Streit, den sie auf Kosten der Menschheit für deine
Wicververdummang schon begonnen haben! Sie haben lange
geschwiegen, die Pfaffen, ehe sie es wagten, das heiligste Recht
der Denk- und Glaubensfreiheit wieder zu belasten. Ihr
Schweigen war aber keine Anerkennung deiner Rechte und
deiner Freiheit; sondern die Angst vor Zermalmung und das
Schmeicheln der giftsammelnden Schlange, die lauernd zwi-
schen Rosen hervorblickt, um bei gelegener Zeit den Feind, den
Menschen, mit tödtlichen Bissen wieder zu verfolgen. Wer
halt' es geglaubt, daß die Römlinge, die weltlichen und geist-
lichen, im Bunde mit Adel und Fürsten so bald wieder kom-
men werden, um die Fahne des schwarzen Landsturms auf
die Kirchen der Städte und Dörfer aufzupflanzen, zur Ver-
blendung des Volks, damit dies, verführt und getäuscht, sich
die Rechte wieder nehmen lasse, die cs in den letzten Monaten
so wacker errungen, damit es sich selbst wieder in die alte
Nacht und Knechtschaft stürze, die es mit Muth und Kraft,
mit Geld und Blut >o siegreich überwand! Und Schmach,
ewige Schmach, daß jetzt gerade Diejenigen wieder die Hel-
fershelfer der Volksverdummung, die Entheilige:- der Vernunft
und die Schänder der Menschheit sein müssen, deren schöner
Beruf ist, dem Volke die Nächstenliebe zu verkündigen, dasselbe
zu belehren und aufzukkären! So höret denn, was in Gen-
genbach geschah:
Sonntag, den 13. d. M. hat ein Geistlicher öffentlich in
der Predigt zur Unterzeichnung einer Petition aufgefordcrt,
worin die Gefahren geschildert werden, in welchen sich gegen-
wärtig die katholische Kirche befindet. In der vorangegange-
ncn salbungsvollen Predigt sprach er nicht nur eindringlich
von dem Verluste, welcher gegenwärtig der alleinselig-
machenden Religion wieder drohe, sondern stellte auch die
Gefahr in Aussicht, daß das Kirchenvermögen und die Lokal-
Unterstützungsfonds bedroht seien. Er forderte die Gemeinde
auf, gegen solche Bestrebungen sich zu erheben, und ließ dann

gedruckte Petitionen zur Unterzeichnung der Kirchengenossen an
die Ortsvorstände und zur Wiedereinsendung an bas Pfarramt
austheilen. Nicht nur in Gengenbach, sondern auch aller Orte,
wo ultramontane Geistliche Kirchcnvvrstände sind, sollen an
demselben Tage gleiche Aufforderungen zu einem neuen Peti-
tionssturm erfolgt sein. Alle erleuchteten Männer des Volks,
welchen die Aufklärung, das Wohl und Gedeihen des Vater-
landes am Herzen liegt, werden aufgcfordert, mit Muth und
Kraft diesem finstern Treiben entgegcnzutreten, und uns die
Namen mit wahrheitsgetreuen Lebensumrisscn der Vcrdum-
mungsapostcl bald einzuscndcn, damit wir bei Vielen durch
Vergleichungen das Volk thatsächlich über die finstern Pläne
der schwarzen Herren aufklären und solches von dem Abgrund
wegziehen können, in den cs durch Mißbrauch des religiösen
Gefühls wieder gestürzt werden soll.
Wenn die Regierung solches finstere Treiben duldet, so
muß das Volk sich selbst helfen. Die Betschwestern, Nosen-
kranzbrüdcr und die Feinde der Aufklärung inögcn unser Ver-
fahren verdammen, wir werden nicht wanken in dem heiligen
Kampfe gegen die Finsterlinge, deren Worte immer süß wie
Honig, deren eigene Handlungen, aus der Heimlichkeit und den
Pfarrhöfen an das Licht der Oeffentlichkcit gezogen, mit ihren
Lehren und Sittlichkeitspredigten oft im grellsten Widerspruch
stehen. (Schutterb.)
Tagesbericht ans Deutschland.
Heidelberg. In der Augsb. Allg. Ztg. wird von be-
kannten Mitgliedern der Rechten in der Reichs-Versammlung
zu wiederholten Malen höhnisch bemerkt: Die Mitglieder der
Linken müssen sehr dickhäutig sein, denn sie lassen jede Heraus-
forderung auf sich sitzen. — Die Rechte, die trotz ihrer kolos-
salen Majorität ihre volksmörderischen Ansichten äusserst schwer
durchzusetzen hat, möchte gerne die Hauptsprecher der Linken
herausschießen. Das wäre freilich eine Arbeit, welche die
Krautjunker im Parlamente, die ihr Lebtag, neben dem Spiel,
nichts anders zu handhaben gelernt, als das Mordgcwehr,
allenfalls noch vollbringen können, zumal sie das Menschen-
Todschießcn an ihren Bauern und Wilderern einstudirt haben.
Abgesehen von allen Gründen, welche ein Mann (und wär's
am Ende mit Hand- und faustgreiflicher Erklärung) dagegen
den Buschkleppern, an welchen die Welt nicht mehr verliert,
als an ciuem Guanohanfc, entgegenstellt, wollen wir diese
prahlerische Rechte nur Eins fragen:
„Wie tief hat sich seit Jahresfrist der Hundsfott inSoi-
rons Speckbuckel cingefressen, womit der Kricgsknecht Hart-
mann ihn beehrte? lind wo hat sich der ritterliche Gagern
von dem gleichen Schmutze, aus Georgi's Munde, gereinigt,
wenn nur —Blut von solchen beliebigen Titeln reinigen kann?
Fegt erst eure Tenne rein, ihr Krautjunker, eh' ihr auf der
Linken dreschen wollt. (Volkssr.)
Mannheim. Als das Interpellieren (Anrufen) der
Minister im Parlamente zur Sprache kam, zeigte sich unscrs
großen Bassermannes Bürgerfreundlichkeit wieder in einem sehr
 
Annotationen