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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0341

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Die Republik erscheint
täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden l fl.
lt> kr. Bei Znseraten kostet
die dreispalt. Petitzeile 2kr.

8S.

Die Republik.

Mittwoch, 28. Juni.

Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

1848.

Die Bestrebungen des Königs in Baiern,
welche aber auch zugleich die aller Fürsten stnd.
Die Abgeordneten der bayerischen Nation in der National-
versammlung zu Frankfurt haben in den letzten Sitzungen auf
das Bestimmteste erkärt, daß sie keinerlei Mandat empfangen
hätten, welches die Einheit Deutschlands gefährden konnte,
und sie verpflichtete, Bayern insbesondere die Hegemonie
Deutschlands zu sichern. Wir haben alle Ursache, wenigstens
dem größeren Theil dieser Männer vollen Glauben zu schen-
ken. Ein Anderes aber ist es in Bezug auf die bayerische
Staatsregierung. Dieselbe scheint nicht nur, wie aus der Er-
klärung des Grafen Bray hervorgcht, für sich einen Sonder-
bund begründen zu wollen, welcher der Souveränetät des deut-
schen Volkes nachlheilig sein muß, sondern sie beweist auch
durch Schritte^ welche sie auf kirchlichem Gebiete thut, daß sie,
wie seit langer Zeit, so auch jetzt wieder, den Geist der Fin-
sterniß hcraufzubeschwörcn bemüht ist, um ibn für ihre Absich-
ten zu benützen.
DlL Ehretch?rcuguvgcn Por der Monstranz werden, wenn
auch in etwas abgeänderter Form den Truppen neuerdings
zugemuthet, und öffentliche Blätter berichten, daß man Len
aus Oesterreich und Rom vertriebenen Jesuiten eine Zu-
fluchtsstätte in Bayern gewährt. Im Angesichte dieser und
anderer Thatsachen kann kein Zweifel mehr darüber obwalten,
in welcher Weise der König Mar den Bestrebungen des Zeit-
geistes zu huldigen gedenkt. Er will mit Hilfe der Pfaffen
die Errungenschaften, welche uns die Revolution gebracht hat,
wenn nicht auf einmal, so doch nach und nach zu Nichte
machen. Wiederum wie in den Tagen des heiligen Ludwig,
des sogenannten Wafferdichters, soll die Kanzel dazu benützt
werden, um die „Unterthanen" in die alte Nacht zurück zu
führen. Und wer da weiß, wie sehr in Altbayern das Volk
sich noch heute größtentheils von seinen geistlichen Führern
gängeln läßt, wer sich erinnert, welche Macht die Soldaten
Jesu auf schwache Gemächer auszuüben vermögen, wem die
Thatcn dcsclbcn in dem mitten in der freien Schweiz gelegenen
Kanton Luzern noch im Gedächtniß haften, der muß mit der
bangen Bcsorgniß in die Zukunft blicken, es möchte dem con-
stitutionellen Königthum im Vereine mit den Römlingen und
unter dem Schutze von 70,000 Flintenträgern gelingen, die
finstersten Plane durchzuführen. Die drei so eben genannten
Gewalten sind es ja ron jeher gewesen, welche einander auf
das Kräftigste in die Hände arbeiteten, so ost cs galt, frei-
sinnige Bestrebungen zu hemmen. Ein Fürst bedarf zu seiner
Eristcnz einer Religion, welche Pen Menschen lehrt, er sei zur
Demuth, zur Knechtschaft auf Erden geboren, um desto siche-
rer ein Himmelreich zu erben, an Las heutzutage kein Ver-

nünftiger mehr im Ernste glaubt. Die Pfaffen, sowohl pro-
testantische, als katholische, bedürfen der Fürsten und schließen
sich an die Staatsgewalt an, um von ihr wieder unterstützt
zu werden, und so sind Beide auf das Eifrigste bemüht, den
freien Menschengeist zu beschränken und zu verdummen. Mö-
gen darum auch die Abgeordneten der Rheinpfalz die volle
Wahrheit gcsvrochcn haben, als sie Verwahrung dagegen ein-
legten, daß sie die Sonderinteressen Bayerns und seines der-
maligen Herrschers verfechten. Ein Lassaulr beweist uns jeden
Tag das Gegentheil, und ist so wenig wir Andere geeignet,
unsere Befürchtungen ungegründet erscheinen zu lassen; vielmehr
leben wir der Uebcrzcugung, daß dir Vertreter Altbayerns im
Parlament größtentheils andere und ganz entgegengesetzte
Zwecke verfolgen, als diejenigen Männer, welche die Rhein-
pfalz abgeordnet hat, um die Verfassung Deutschlands berathcn
zu helfen.
Möge darum das Volk auf seiner Hut sein, möge cs
Verräthcr an der heiligen Sache der Freiheit, die bloS Ver-
wirrung und Zwietracht im Parlamente säen, den Gang sei-
ner Geschäfte hemmen, und so die Wiedergeburt des Vater-
landes verzögern, zurückrufen und Andere an ihre Stelle setzen,
die im Geiste der Gegenwart gewirkt haben, im Geiste der Revo-
lution wirken und wirken werden. Noch gibt es Männer genug,
welche das wahre Wohl des Volkes mit Entschiedenheit an
streben, noch wird der gesunde Sinn im bayerischen Volke nicht
so weit erstorben sein, daß es seine geschworensten Feinde zu
Sachwaltern seiner Gegenwart und Zukunft nehmen sollte,
noch immer haben wir bas Vertrauen, das Volk werde er-
kannt haben, wie wenig einem Fürsten daran gelegen ist, mit
der Freiheit das wahre Wohl seines Landes zu fördern; noch
können wir uns der Hoffnung nicht entschlagen, das Volk
werde zu der Einsicht gelangt sein, daß Fürsten und Pfaffen
im engen Bund nur darauf ausgehen, sich selber auf Kosten
des Volkes zu mästen, und die alte Wirthschaft herbnzuftihren,
bei welcher die Herren zu Tische sitzen, und der Bauer das
Zusehen hat.
Darum, ihr Männer, die ihr die Herrschaft des Volkes
im Freistaate begehrt, traut nicht euren Fürsten, traut nicht
euren Pfaffen; sie sind eure ewigen Widersacher und unser
Heil liegt nur in der Republik!

2S. Sitzung der konstituirenden National-
versammlung.
Blum: die Meinungen hätten sich nach 2 Seiten hin
ausgeschieben: die eine für einen Reichsstatthalter, also Ent-
 
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