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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0597

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Erscheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 ff.
ltl kr. Bei Inseraten kostet
die drcispalt. Petitzeile 2kr.



Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

Dienstag, 2G. September.

18Ä8.

Cirrladrmg znm Abonnement.
Bestellungen auf unser, mit Ausnahme des Montags, täglich erscheinendes Blatt, das mit dem 1. Oktober
«n neues Quartal beginnt, können fortwährend gemacht werden, in Heidelberg in der Buchdruckerei von Renner
und Wolff, auswärts bei allen Postämtern. Es wird in der bisherigen Weife die entschiedenste demokratische
Richtung verfolgen, und mit allen ehrenhaften Mitteln auf das Ziel hin arbeiten, das sein Titel bezeichnet.
Die Redaktion.

Die Verdächtigungen der Freiheitsbestrebungen durch die
Reaktion.
* Aus dem Odenwald e. Wer für eine Sache, die
um jeden Preis durchsetzen möchte, keine vernünftigen Gründe
anzuführen vermag, der kann am Ende so weit kommen, daß
er die schlechtesten Mittel ergreift, um zu seinem Ziele zu ge-
langen. Das steht man auch jetzt wiederum an den Verdäch-
tigungen der Freiheitsbestrebungen durch die Neaction. — Mit
Spptt und Hohn wird von derselben Alles überschüttet, was
nicht in ihrem Sinne gethan wird. Allein es ist jetzt nicht ein
attischer Witz, nicht eine classtsche Satyre, welche den Reak-
tionären zu Gebote stehen oder von ihnen angewendet werden;
es sind vielmehr die erbärmlichsten Diatriben, zu welchen sie
ihre Zuflucht nehmen, um jede Freiheitsbestrebung lächerlich
zu machen. Welch' ein Machwerk der Art wurde erst neulich
wieder in der Karlsruher Zeitung zum besten gegeben, um die
Weinheimer Volksversammlung in den Staub zu zie-
hen. Aber es wird keine Versöhnung der über jeden Fortschritt,
über jedes neue Erwachen des Volksbewußtscius grollenden
Reaktionäre im Stande sein, die Eindrücke, welche jene groß-
artige Versammlung auf die Herzen gemacht hat, zu verlö-
schen oder auch nur zu schwächen. Denn wir hörten wirklich
von den unbefangensten und gemäßigtsten Männern, welche
der Weinheimer Versammlung beiwohnten, ihren Beifall dar-
über aussprechen, und allen dort gehaltenen Vorträgen als
wahrheitsgemäß beipflichtcn. Also spottet und höhnet nur, ihr
Rückschrittsmänner, der Spott und Hohn fällt auf euer eigenes
Haupt zurück; daö Volk hat ein scharfes Auge, cs kennet seine
Freunde, aber auch euch.
Ein weiteres, noch viel schändlicheres Mittel, die Freiheits-
bestrebungen zu verdächtigen, ist die Verläumdung. Wird der
Anstand, die Sittlichkeit, das Recht irgendwo verletzt, werden
die Gesetze übertreten, da schreien die Rcacnouäre sogleich;
»Sehet die Folgen republikanischer Wühlereien!" Allein sie
sollten vielmehr weiter rückwärts blicken, und der wahren
Quelle des Uebels nachgehen. Diese ist das bisherige System,
der Pslizeistaat, unter welchem das Volk thcils verarmte,
theils geknechtet war und recht eigentlich dcmoralisirt wurde.
Man denke nur an die vielen unwürdigen, oft ganz verächt-
lichen Umtriebe so mancher Beamten und anderer Angestellten
bei den Wahlen, an die vielen anderen Plackereien, denen
der Bürger immer ausgesetzt war; an das Spionir- und De-

nunziationsspstem, vor welchem auch der Redlichste nicht sicher
war, und bei welchem nur Heuchler und Kriecher gedeihen
und ihren Vortheil finden.
Die verlgumderischen Verdächtigungen der Freiheitsbestre-
bungen werden aber nicht allein im Allgemeinen gehalten, son-
dern sie erstrecken sich auch auf bestimmte Personen, denen man
die Ehre zu rauben sich bestrebt. So kam uns neulich ein
Artikel in oer Karlsruher Zeitung zu Gesicht, in welchem ein
vor mehreren Monaten im Odenwalde vorgefallener Raub an
mehreren Israeliten besprochen ist. Auch dieser wird als eine
Folge republikanischer Wühlereien dargestcllt, ungeachtet damals
in dieser Gegend wenige oder gar keine Spuren von sogenann-
ten Wühlereien zu finden gewesen sein mochten. Der Haß in
jenem Artikel geht aber so weit, daß sogar der Bürgermeister
des Ortes, in dessen Nähe der Raub verfiel, verdächtigt
wird, denselben veranlaßt zu haben. Dieser nun hat in einem
Inserat in der Karlsruher Zeitung vom 13. Sept. d. I. jene
Verleumdung aufs Deutlichste in ihrer ganzen Blöße gezeigt,
wodurch jeder Unbefangene sich von der gänzlichen Grundlosig-
keit überzeugen kann. Aber jener Bürgermeister ist kein Reak-
tionär, darum jene gehässige Anschuldigung. Schande und
Verachtung jedem Dcnunziaten und Verläumder. »Ein Dieb
ist ein schändlich Ding, aber ein Vcxläumdcr ist noch viel
schändlicher"
Auf diese und ähnliche Weise sucht die Neaction die Frei-
heitsbestrcbungen beständig zu verdächtigen. Sie läßt sich so-
gar so weit herab, die sonnenklarsten Gründe, die übcrzeugeich-
stcn Reden der Bannerführer der Freiheit dadurch entkräften
zu wollen, daß sie deren Privatleben zu verdächtigen sucht,
sie Schwelger und Schlemmer oder in ihrem Vermögen herab-
gekommene Menschen schilt. Was das Letztere betrifft, so kann
vieles Jedem begegnen, und am Meisten dem, welcher für
die Herbeiführung besserer Zustände Opfer nicht scheut. Steht
aber ein solcher Mann nicht unendlich edler und erhabener da,
als einer, der seine Uebcrzeugung verläugnet, von dem begon-
nenen Werke zurücktritt und die Sache des Volkes verläßt,
um sich durch das Gold der Mächtigen ober durch eine hohe
Besoldung, nach welcher er haschet, wieder zu helfen, sich
sicher zu stellen oder weiteren Reichthum zu erwerben? Und
wenn die Vorkämpfer des Volkes von der Neaction oft Schwel-
ger und Verschwender gescholten werden, so sollte diese doch
bedenken, daß man aus dem bisherigen Staatssystem, welches
Einzelnen viele Tausende, ja Hunderttausende und Millionen,
 
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