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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0301

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Die Nepublik erscheint
täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
ll> kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Petitzcile Lkr.
Die Republik.
Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.
«i- 7S.
Sonntag, 18 Juni.
1848

Mit dem ersten Juli beginnt ein neues Quartal der „Republik"; sie wird wie bisher, so auch in
Zukunft ein Organ der strengsten demokratischen Richtung bleiben, und mit aller Entschiedenheit für die
Verwirklichung derjenigen Staatsform arbeiten, die ihr Titel bezeichnet. Bestellungen darauf bitten wir
recht bald zu machen, damit die Auflage danach ermessen werden kann; weiter ersuchen wir unsere Gesinnungs-
genossen, Ihre Aufmerksamkeit dem Blatte durch Zuweisung von Inseraten, durch Zusendung interessanter Beiträge,
in prosaischer sowohl als in poetischer Form, zuznwenden, und dadurch dessen Forterscheinen zu sichern. — Alle
Postämter des In- und Auslandes nehmen Bestellungen darauf an.
Die Redaktion.

Irdische Gedanke» über das Himmlische von
Gottes Gnaden
Der ia glücklich und groß, der weder
zn herrschen, noch zu gehorcheu drauchl,
um iriwus zu sein.
Ä o t h c.

Zur Zeit, da diese Worte von einem der größten deut-
schen Männer niedergeschrieben wurden, gab es nur Herrscher
und Beherrschte, Leute vir von Gottes Gnaden daS Szepter
schwangen und Andere, die es sich gefallen ließen.
Die neuere Zeit erst hat in Deutschland den lange ver-
gessenen Grundsatz der Volkssouvcränetät zu Tage gefördert
und im Interesse des wahren Menschcnthums ist von den
Freunden desselben der Beweis geliefert worden, daß das
ganze Volk allein die gesetzgebende und die Herrschergewalt
über sich ausübcn könne. ,
Nun gibt es aber wunderlicher Weise noch am heutigen
Tag vielerlei Leute, welche sich durch Gottes Gnade auf ei-
nen Thron gesetzt glauben und der Ansicht huldigen, daß sie
die Auserwählten des Herrn seien, ja, nicht bloö diese Privi-
lcgirten, sondern auch ihre Knechte und Knechtesknechte ver-
fechten die Meinung, daß sie allein den Beruf haben, auf Er-
den einen eingebildeten Gott zu vertreten.
Auf der andern Seite gibt es hinwiederum Leute, die
behaupten, daß die Fürsten sich auf den lieben Gott wie auf
einen Sackträger berufen könnten, dem sie als einem blos
Gedachten und Denkbaren mancherlei Unsinn aufhalsen;
ja eS gibt Leute, welche jeden Augenblick darthun können und
wollen, daß die Fürsten blos deßhalb ihren Urspung von dem
lieben Gott ableiten, weil die Menschen nicht zugeben wollen
und können, daß einer ihres Gleichen einen andern Ursprung
habe, als sie selbst.
Mit andern Worten, es ist uutcr vernünftigen und auf-
richtigen Männern kein Zweifel, daß Jedermann mit gleicher
Berechtigung auf die Welt kommt, und daß Menschheit und
Freiheit Eines und Dasselbe ist.

Deffungeachtet berufen sich die Fürsten alle Augenblicke
auf ihren göttlichen Ursprung. Sie lassen völlig außer Acht
daß der vom Volke gewählte Kaiser aus dem oder je-
nem Grunde ihren Vorfahren als Lehen eine Würde verliehen
hat, die mit dem Kaiferthum aufhören mußte, aus dem sie
hervorgegangen war.
Nun hat ja daS deutsche Reich seit 40 Jahren aufge-
hört, es gibt seit dieser Zeit keinen deutscher Kaiser mehr; -
wie können also die vom Kaiser belehnten Fürsten behaupten,
daß sie ein Recht auf ihre Throne durch Gottes Gnade ha-
ben?
Die Throne der Fürsten waren, wie gesagt, ursprünglich
Lehen, verliehen vom Kaiser. Der Kaiser besteht nicht mehr,
also kann er kein Lehen mehr vergeben, also ist die Herrschaft
welche die deutschen Fürsten insgcsammt inne haben, eine wi-
derrechtlich angemaßte, ihnen seit langer Z:it gelassen wor-
den, weil Niemand sie ihnen streitig machen wollte.
Das Volk, das früher den Kaiser gewählt und ihm
die Verfügung über Lehen übertragen hatte, begehrt, da ein
Kaiser nicht mehr eristirt, sein Urrecht zurück, es verlangt,
daß von ihm die Entscheidung darüber ausgehcn solle, wer
herrschen dürfe in deutschen Landen. Das Volk ist in den
letzten Monaten zu der Einsicht gelangt, daß jeder Mensch
von Gottes Gnaden und daß ein Führer, den es sich für ge-
wisse Zwecke erkoren, von Volkes Gnaden da ist.
Mit der bisherigen Beweisführung fällt auch größten
Theils der Einwurf weg, welcher hier und da gemacht wird,
— daß nämlich die Herrschaft über Andere geerbt werden
könne. Sie ist eine Unsittlichkeit zuerst, aber sie ist auch eine
Unmöglichkeit, weil Menschen nicht wie Sachen behandelt wer-
den können, ohne aufzuhören, Menschen zu sein. Unter sol-
chen Umständen, und da ein Eid neben Pflichten auch Rechte
verleihen muß, kann von dem Schwur der Treue, der einem
Fürsten überall geleistet wird, wofern er selbst gar nichts da-
gegen gewährleistet, auch nicht ernstlich die Rede sein. Noch
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