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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0345

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Die Republik erscheint
täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh.-Baden l fl.
l(> kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Petitzeile 2kr.

82. Domrerstirg, 2S. Juni. 1828.
An unsere ver ehrlich en Abonnenten! Um in Allem wo möglich den gerechten Anforderungen der
Zeit zu entsprechen, wollen auch wir uns dem Beschluß der Mainzer Buchdrnckerversammlung fügen, nach welchem
die Zeitungsredaktionen ihre Blätter an Montagen nicht erscheinen lassen sollen, um das Sonntagsarbeiten der Buch-
druckergehilfen zu vermeiden. Wir haben bereits unsere deßfallfige Anmeldung dem Frankfurter Journal über-
sandt, und werden, um unsere verehrt. Abonnenten einigermaßen für den Ausfall zu entschädigen, die Seiten unse-
res Blattes vom nächsten Quartal an um Etwas verlängern. Die Redaktion.


Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

Frankfurt. In Folge der Wahl von Hecker in die
Nationalversammlung ist ein Schreiben an H. v. Gagern ein-
getroffen, welches folgendermaßen jenen Herrn eine Lektion
über ihren Ursprung, so wie über ihre Pflichten ertheilt:
Vertreter des souveränen Volks!
Durch Privatmitthcilungen und die Organe der Presse
ist mir die Kunde geworden, daß bei der in Thiengen vorge-
nommcnen Wahl eines Abgeordneten zur Nationalversammlung
die Mehrheit der Summen auf mich siel.
Bis heute bin ich ohne Anzeige dieses Vorganges Sei-
tens des Wahlkommissärs, obwohl ich demselben meinen Aufent-
haltsort auzeigte und ihn an seine Pflicht erinnerte, den durch
die Wahl ausgesprochenen Willen des Volks dem Gewählten
bekannt zu machen.
Versammelte Bürgervertrcter, Euere Existenz hat ihren
Ursprung nur in dem souveränen Volke. Ihr tagt nur in
seinem Namen; das Volk ist die Quelle allen Rechtes und
aller Macht, sein Wille das alleinige Gesetz, und keine der
alten Negierungen hat Fug oder Macht, an einen seiner Akte
ihr Ermessen anzulegen, die förmliche Bekanntmachung des
Volkswillcns zu verzögern, oder init Künsten einer verzwei-
felten Sophistik dagegen zu spielen.
Feierlich vor der ganzen Nation habet Ihr, versammelte
Bürgervcrtretcr, den Grundsatz der Volkssouveränetät verkün-
det, und damit ausgesprochen, baß weder neben noch über dem
Volke ein anderer Souverän eristire, denn andernfalls würde
Euer Ausspruch nur eine bedeutungslose Phrase sein, welche
sich kraft eines inner» Widerspruchs in ihr Nichts auflösle.
Euer hoher Beruf, Vertreter des deutschen Volkes ist es,
den Ausspruch des souveränen Wahlvolkes nicht einer der seit-
herigen deutschen Regierungen unterzuordnen, oder ihn ron
dem Standpunkte derselben beurtheilen zu lassen, denn das
hieße, die Souveränetät des Volkes läugnen, aufgeben, Euch
zu Regicrungsvertretern herabsetzen.
Man bat zwar versucht, mit mehr Hinterlist als Glück,
dem deutschen Volke seine Volkssouveränetät wieder aus der
Hand zu spielen, und ihm, dem souveränen Volke verschreiben

wollen, wen cs zu wählen habe, indem man ihm nämlich
vorzudemonstrircn suchte, daß es keine Männer wählen dürfe,
welche nach den Grundsätzen von ehemals des Hochverraths
gegen die monarchische Gewalt im Staate angcklagt seien, —
welche die monarchische Staatsordnung nicht anerkennen, son-
dern allein die Vvlkshcrrschaft, den Freistaat, also die einzige
und ganze Volkssouveränetät zu wirklicher Geltung bringen
wollten und für dieselbe kämpften.
Versammelte Vertreter der deutschen Nation, erkennt Ihr,
wie man damit Euren eigenen Ausspruch der Volkssouvcräne-
tät, Eure eigene Existenz zu vernichten sich bemüht? Denn
da ihr selbst feierlich Verkünder habt den Grundsatz der Volks-
souveränetät, tagt, berathet und beschließet im Namen des
souveränen Volkes, folglich keine Souveränetät über dem Volk
kennen dürft, ohne dasselbe zu verrathcn, Euren eigenen Aus-
spruch und Euch selbst zu vernichten und aus Volksvertretern
Unterthanen zu machen, so steht ihr mit allen Denen auf dem
nämlichen Grund und Boden, welche das sogenannte monar-
chische Prinzip läugneten, bekämpften, und nur das Volk als
die alleinige Quelle aller Herrlichkeit, Macht, und allen Rechts
anerkannten.
Ihr steht mit uns, die wir mit den Waffen uns für die
Volkssouveränetät erhoben, ebenmäßig auf dem Boden der
Revolution. Daß Ihr mit dem Ausspruch „das Volk ist
souverän" die Verneinung der monarchischen Gewalt lediglich
in Beschlüssen ausdrücktet, wir dem Beschlüsse auch die Mittel
des Vollzugs, Waffen, beilegten, das ändert in der Hauptsache
nicht das Mindeste, es ändert dieses um so weniger, als die
glorreichen Barrikaden Wiens und Berlins, welche die Grund-
lage der Vollmacht vieler unter Euch, Bürgervertreter, sind,
sich von dem Kampfe in Baden nur darin unterscheiden, daß
sie Sieger blieben. Mit einem Worte, zwischen der redenden
und decrctirenden und zwischen der bewaffneten Revolution
besteht grundsätzlich kein Unterschied.
Im Namen des Grundsatzes der Volkssouveränetät, im
Namen des souveränen Volkes, an welches ich hiermit appel-
lire, und dessen Vertreter Ihr seid, ersuche ich Euch, Bürger-
vertreter Deutschlands, sofort die Wahlakten der in Thiengen
 
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