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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0309

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Oie Republik erscheint
täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden l ff.
ls> kr. Bei Inseraten kostet
die drcispalt. Pctitzeile 2kr.


Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und beiKausmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden srankirt erbeten.

M 7». Dienstag,2» Juni._ 18«8.
Mit dem ersten Juli beginnt ein neues Ona-Ml der „Republik"; ste wird wie bisher, so auch in
Zukunft ein Organ der strengsten demokratischen Richtung bleiben, und mit aller Entschiedenheit für die
Verwirklichung derjenigen Staatsform arbeiten, die ihr Titel bezeichnet. Bestellungen daraus bitten wir
recht bald zu machen, damit die Auflage danach ermessen werden kann; weiter ersuchen wir unsere Gesinnungs-
genossen, ihre Aufmerksamkeit dein Blatte durch Zuweisung von Inseraten, durch Zusendung interessanter Beiträge
in prosaischer sowohl als in poetischer Form, zuzuwenden, nnv dadurch dessen Förtericheinen zu sichern. — Alle
Postämter des In- und Auslandes nehmen Bestellungen darauf an.
Die Redaktion.

17. Sitzung der kvustLtrlircnden National-
versammlung.
Jordan beschwert sich über das Ausfallen der auf den
16. anberaumten Sitzung, die vom Präsidenten vertagt wurde,
weil die Ausschüsse ihre Berichte nicht erstatten konnten; er
hält zwar das Recht teS Vorsitzenden für unzweifelhaft, meint
aber, daß auch die Stimmen von Außen zu beachten seien.
Er berührt die Ereignisse in Neapel, Prag, Wien Berlin :c.
und fragt bei jedem derselben: Was thun wir unter so kriti-
schen Umständen? Wir halten Ferien! (Bewegung in der
Versammlung). Das Volk spreche von Täuschung; möge die
Versammlung sein Vertrauen nicht verscherzen, damit es nicht
heiße: zu spät! Man dürfe hier nicht auf dem Kanzlcistuhl
sitzen, wo man nach 5 Minuten Arbeit wieder eine Viericl-
stunde ausruhe. Vischer von Tübingen: die Aufregung und
Mißstimmung im Volke sei größer, als Viele glaubten; die
Ader der Ungeduld, des Nichtwartenwollens sei bis zum Zer-
springen angcschwollen. In seinem kleinen Vaterlande herrsche
unter allen Ständen Unmuth darüber, daß es in Frankfurt
nicht vorwärts wolle; die Bauern fragten, ob sie etwa kom-
men und helfen sollten. Wenn man auch den Leuten sage,
die Leute arbeiteten so viel, daß sic des Abends nicht mehr
auf die Beine stehen könnten, es sei Alles vergebens: das
Volk wolle Thaten sehen; cs meine, die Ausschüsse könnten
weniger sitzen und doch mehr thun. Es sei eine Masse Frem-
der hier gewesen, die jetzt als Propaganda der Unzufriedenheit
sich über ganz Deutschland verbreiten würden. Er beantragt,
daß die Versammlung auch morgen Sitzung halte in Erwäg-
ung, daß der Dienst für das Vaterland der wahre Gottes-
dienst sei. Venedey: Die Versammlung sci seit 4 Wochen
hier versammelt und habe erst 2 bis 3 wivllich thatsächlichc
Anträge erledigt. Das Volk stehe auf einem glüycndcn Boden,
die Versammlung scheine jedoch von dieser Gluth nichts zu
empfinden. Während sie aber nichts thue, handelten Ande»c;
der Bundestag sci nur noch ein Geschäftsführer, ober er handle
weil rascher, als die Nationalversammlung. Simon von

Trier: Wenn ein Volk von 40 Millionen 7 Tage auf die
Paulskirchc blicke, und die PaulSkirche stehe 7 Tage lang öde,
so sci das Resultat leicht vorauszusehen. Die Einen jagten,
man habe Ferien gehalten, weil der demokratische Congreß
hier war, Andere meinten, die Berichterstattungen in wichtigen
Dingen müßten immer erst den 34 deutschen „Nationen" oder
ihren erblichen Vorstehern vorgclegt werden. Der Redner sieht
die Ursache der langsamen Geschäftsbehandlung in der Thcil-
nahme vieler Mitglieder an mehreren Ausschüssen, und stellt
Anträge zur Abhülfe dieses Uebelstandcs. „Nur durch rasches
Handeln - sagt der Ncvncr — können wir der Blitzableiter
der Sturmwolke werden, die über Deutschland schwebt."
Vogl und Zimmermann beantragen: „Die National-
versammlung möge beschließen: bis die Regelung der diplom-
atischen Beziehungen Deutschlands im In- und Auslände
durch die Nationalversammlung erfolgt sein wird, macht die-
selbe sämmtliche Negierungen der Einzelstaatcn Deutschlands
für die Schritte und Handlungen ihrer Gesandten verantwort-
lich und verlangt, daß die Ministci einzig und allein milden
verantwortlichen Ministern der Einzelstaaten diplomatischen
Verkehr pflegen." — Vogt begründet den Antrag durch Hin-
weisung auf den Umstand, daß der preußische Gesandte in
Wien dem Kaiser nach Jnnsvruck gefolgt sci. Der preußische
Minister des Auswärtigen führe zur Rechtfertigung an, daß
der Gesandte bei der Person des Fürsten accieritirt sei; allein
der preußische Minister zeige dadurch, daß er noch keinen Be-
griff von cincm constilutionelleu Ministerium und einem con-
stitutionellen Fürsten habe. Der konstitutionelle Fürst könne
nur durch seine verantwortlichen Minister unterhandeln. Die
Sache sci dringend, weil neben den ehrlichen Ministern in
Deutschland noch eine Camarilla bestehe. Wenn man zugebc,
daß die Gesandten mit der Camarilla und den Hofschranzen
unterhandeln, statt mit den verantwortlichen Ministern, dann
lasse sich das Resultat vorausschen. Jahn: In Jnnspruck
sei noch ei i dänischer Gesandter; er müsse ausgewiesen wer-
den, weil Deutschland mit Dänemark im Kriege sci. Neu-
wall: In Kopenhagen verweile auch noch ein österreichischer
 
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