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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0883

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Erscheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
>«> kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Petitzeilc 2kr.

H". 218.

Die Republik.
Sonntag, 17. Dezember.

Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

1848.

Vereinigte Starrten von Deutschland.
(D Heidelberg, 17. Dez. Als das Gerücht laut wurde-
daß der gefeierte Philosoph Ludwig Feuerbach hier lehren
würde, da krächzten gesinnungslose Organe, das Frankfurter
Journal, wie immer, an der Spitze, in die Welt hinein, nicht
er, sondern sein Bruder, der Philoivg Feuerbach sei hier, da-
mit ja nicht zu viel Jünger zu »hm hinströmen möchten. Nun
lies Mancuvre mißlungen, nun seit Anfangs Dezember schon
150 junge Leute, der Kern der hiesigen Studierenden und
außerdem ein zahlreiches Philistertum, zu den Füßen des edel-
stcn der Menschen und des tühnften Denkers sitzen und tief
durchschüttert von der Wahrheit seiner Lehre, innig ergriffen
von dem Zauber seiner Persönlichkeit, ihm mit der reinsten
Hingabe folgen.' greifen jene Klatschblätter, auo denen ich d.c
K a rlsruherin, die Deutsche und bas Franks. Jour-
nal hcrvorhebe, zu den Mitteln, welche die einzige Waffe der
wissenschaftlichen Schwindsucht und moralischen Ohnmacht bil-
den, zu Lügen und hundsföttischcn Verdächtigungen! — Ein
Mann, wie Feuerbach, der nicht blos dem deutschen Volke,
sondern der ganzen gebildeten Welt, der Geschichte angehört,
gewahrt von seiner Höhe aus derartige Drcckkäfer nicht, die
nie aus dem Koth herauokommcn, sie mögen sich drehen und
wenden, wie sie wollen. Unsere Pflicht aber ist es, die Un-
terlegung eigennütziger Beweggründe bei unserem Lehrer, wie
sie in jenen Blättern bis zum Eckel aufgeiischt werden, als
infame Lügen und boshofte Verläumdung öffentlich zu brand-
marken.
* Heidelberg. Mr geben aus einem Privatsthreiben
aus Wien vom 7. Dez. an die Neue Rhein. Ztg. nachfolgende
Stelle, um zu zeigen, in welcher Gestalt Wiudischgrätz der
Phantasie der Wiener erscheint.
„Aus der Prager Junischlächterei, in welcher Windisch-
grätz fortfährt, sich zu üben und neue Bestellungen anzuneh-
mcn, wird ihnen erinnerlich sein, daß damals seine Frau er-
schossen wurde. Ein aus dem Dienste entlassener Jäger wurde
als Urheber bezeichnet, man behauptet indeß jetzt, Windisch-
grätz habe seine Frau selbst erschossen, und gründet diese Be-
hauptung auf die kontastirte barbarische Mißhandlung, welche
dieselbe ununterbrochen von ihrem Gemahl hat erdulden müs-
sen. Jemand, der mit den häuslichen Verhältnissen des Feld-
marschalls ganz vertraut ist, versichert mir, Windischgrätz habe
seine Frau, ein hochgebildetes Frauenzimmer, z. B. täglich
geprügelt, so daß sie sich wiederholt und laut den Tod ge-
wünscht.
Wiudischgrätz paßt daher gut zu Sophien, die es umge-
kehrt treibt, und vst schon so maliziös-katzcnartig gewesen ist,
daß sie beim Bügeln, womit sie sich hie und da die Zeit ver-
treibt, ihren Kindern, wenn sie die Händchen auf dem Bügel-
brett hatten, mit dem heißen Eisen darüber gefahren ist. Von
ihren galanten Abentheuer«, wird ebenfalls viel Abentheuerli-
ches erzählt."

j-* Mainz, 14. Dez. In der gestrigen Stadtraths-
si'tzung wurde trotz allen Pfaffenkniffen, trotz der sogenannten
Sturmpetition der hiesigen Jesuiten, beschlossen, daß die Kon-
fessionsschulen in Mainz aufzuheben seien, und von nun an
Jude, Christ und Heide unbekümmert der Glaubensverschieden-
heit, in Gemeindeschulen gemeinsam ihre Bildung erhalten
sollen. Hierdurch ist der Pfaffeneinfluß auf die Jugend ge-
nommen. Ein unberechenbarer Nutzen für Mainz.
* Weimar, 12. Dez. Wen man nicht cinstecken kann,
den jagt man ohne Weiteres von Ort zu Ort, von Land zu
Land. Das ist eben die bezeichnete deutsche Einheit. — Der
Herausgeber der „Allgemeinen Volkszeitung", E. Pelz, (Treu-
mund Welz) ist aus Altenburg ausgewiesen worden. Auf
den Einwand desselben, daß er ein Deutscher sei, und daß
das Reichsgesetz ihn gegen Ausweisung schütze, ist ihm die
geistreiche Antwort geworden, daß die Negierung jetzt noch
die Befugniß habe und ebenso wie Preußen davon Gebrauch
machen werde.
Dr. Druai, der wegen seiner politischen Richtung im
Kerker schmachtet, soll durch diese grausame Behandlung geistes-
krank geworden sein. — Kommt auch ins Schuldbuch, bleibt
nichts ungerächt!!
— 13. Dez. Hier hat sich rin neuer Verein, März-
verein genannt, gebildet. Dieser in Verbindung mit dem de-
mokratischen Verein, schlossen sich dem Frankfurter März-Ver-
eine an.
ß Berlin, 12. Dezember. (Corresp.) Der Jubel der
Bourgeoisie über die oktropirte Verfassung beginnt bedeutend
zu schwinden, da die Leute sich nach und nach überzeugen, daß
dadurch wahrhaftig nicht das Ende der großen Bewegung zu
erwarten steht. Die Beschränkung des Wahlrechtes für die
zweite Kammer auf den selbstständigen Preußen, derCen-
sus für das Wahlrecht zur ersten Kammer, die wahrscheinliche
Zusammensetzung dieser letzteren aus Geldaristokraten und
Büreaukraren, weil die Mitglieder derselben keine Diäten be-
ziehen, das absolute Veto des Königs, die Gestattung des
Erlasses von Gesetzen durch das Ministerium während Abwe-
senheit der Kammern, der Mangel der Civilliste u. dgl. habe«
selbst dem Unbefangenen die Augen geöffnet. Zudem genügt
sie weder den Demokraten noch den Reaktionären, am aller-
wenigsten aber dem Heere, da die Soldaten von allen politi-
schen Rechten, und als nicht Selbstständige sogar von
den Wahlen ausgeschlossen sind. Das künstliche Treiben des
CourseS der Staatspapiere, wodurch der wahre Bourgeois
seinen Jubel zu erkennen gab, hat ebenfalls nachgelassen und
mit den flauer werdenden Coursen sinkt auch den Siegesmuth
unserer Gelbherren. Aus allen diesen Gründen ist die Stim-
mung Hierselbst wieder viel gedrückter geworden. Die Abge-
ordneten haben größtentheils Berlin verlassen, nur von der
Rechten sieht man noch viele hier. Die Aufgabe der Mit-
glieder der Linken wird nun fein, in ihren Wahlkreisen dahiK
 
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