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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0721

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Erscheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Grosth. Baden I fl.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Pctitzeile Ar.

ML 178.



Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

Mittwoch, 1 November.

18L8.

Mn unsere Leser!
Bei der großen Verbreitung/ die unser Blatt in der letzten Zeit ge-
wonnen hat/ dürfte es nun zur Einrückung von Anzeigen aller Art/ Be-
kanntmachungen/ Versteigerungen rc. besonders geeignet sein. Wir werden
daher von jetzt an beständig einen Thett derselben für dergleichen In-
serate offen halten/ und abgesehen davon/ daß die Einrückungsgebühr sehr
mäßig gestellt ist (2 kr. die Petitzeile) so benachrichtigen wir hiermit unsere
verehr!. Abonnenten/ daß wir ihnen den Vortheil gewähren/ bis zum halben
Abonnementsbetrag unentgeltich unser Blatt zu dergleichen Anzeigen
benützen zu dürfen.
Bestellungen auf die Republik können noch fortwährend hier und aus-
wärts bei allen Postämtern gemacht werden. Die Redaktion/ die in der letz-
ten Zeit neue Mitarbeiter gewonnen hat/ wird sich bemühen/ das Neueste stets
schnell und der Wahrheit getreu zu berichten-

Die Hecker-Feier in New-Bork.
Es war am 4. d. M., Abends 4 Uhr, als der Steamer
Herman, Kapitän Crabtree, dahier tclegraphirt wurde. Alles
war begierig zu hören, welche Passagiere an Bord und ob
nicht bei dieser Gelegenheit der von allen, für das alte Va-
terland noch glühend begeisterten Deutschen längst ersehnte Re-
publikaner Fr. Hecker sich unter ihnen befände. Bald brachte
das noch am nämlichen Abend erschienene Blatt „Ilio Lxtra
8un" die Passagierliste und mit ihr die überaus freudige Nach-
richt, daß Hecker mit seinen treuen und bewährten Beglei-
tern angelangt sei. Jetzt begab sich ein zu dessen Empfang
mittlerweile gebildetes deutsches Comite in Verbindung mit je-
nem des hiesigen Stadtraths an den Landungsplatz, woselbst
sich eine Masse Volks aus allen Ständen versammelte und
unter fortwährendem Jubclrufe den gefeierten, hier allenthal-
ben hochgeschätzten Mann begrüßte. Alles wurde aufgebotcn,
den Empfang auf das Würdigste zu begehen, und schon am
andern Tag wurde der Gefeierte, welcher denselben Abend
noch an Bord verblieb, durch Herrn Aldermann Crolius in
einer warmen, ächt republikanischen Rede im Namen des
Stadlmajors als Gast der Stadt begrüßt, und sogar gegen
alle Erwartung als Bürger ausgenommen, eine Ehre,
die hinreichend beweist, wie man hier den von der Monarchie
so schwer verdammten, mit Galle und Fluch überschütteten,
verpönten und zu Boden getretenen ,/Hochverräther" zu wür-
digen weiß. Noch an demselben Tage wurde er von den
beiden Comiteen des Stadtrathes und der deutschen Massen-
versammlung unter einer fluchenden Menge vom Dampfschiffe

nach Litze IInII gebracht, wo er sogar den dortigen Gouvcr-
neurssaal, worin nur ein Washington, Jefferson und andere
ausgezeichnete Staatsmänner und Kriegsheldcn der Union den
Dank der höchsten Behörden entgegengenommen, zu seiner Ver-
fügung erhielt, um seine Landsleute und sonstigen republika-
nischen Freunde zu begrüßen. Der Jubel und die Begeisterung
hatten keine Grenzen und mit Ungestüm forderte das Volk,
daß er auf den Balkon trete, unzufrieden, daß es seiner nur
vorübergehend ansichtig geworden. Die Anrede von Seiten
des Majors war eine glänzende, seine Anrede an den Gefeier-
ten voll Sympathie. Die Zahl des vor dem Stadtgebäude
harrenden Volkes wurde zu 20,000 angeschlagen. Bald da-
rauf bestieg Hecker eine der zahlreich vor der City-Hall ausge-
stellten Chaisen und fuhr unter donnerndem Bcifalljauchzcn in
das Shakspeare - Hotel, woselbst er als Gast der Deutschen
residirte.
Von da an, wo er in diesem Hotel wohnte verging keine
Nacht, wo man ihm nicht eine Serenade brachte unv es ko-
stete Mühe, zur Stelle seiner Wohnung zu gelangen. Er fand
überall, unter allen Klassen und Ständen, und was besonders
erheblich, von den Repräsentanten der größten Stadt der Re-
publik ausgezeichnete Verehrung, ausgezeichnete Anerkennung
seiner Bestrebungen. Am 7. Oktober begab sich Hecker mit
seinen Begleitern nach Tammany-Hall. Schon am Morgen
des gleichen Tages war die schwarz-roth-goldne Fahne daselbst
ausgcsteckt. Unbeschreiblich war die Menge des Volks, das
herbeiströmte. Zehn Tausend mochte die Zahl der anwesenden
Freimänner gewesen sein, ohne jene, die in gedrängten Massen
auf der Straße Tammany Hall umhcrstanden und beständig
 
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