Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Republik — 1848

DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0783

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Erscheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden I fl.
Il> kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Petitzeile 2kr.


Enmstag, 18 November.


Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner n.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten-

1848.


Aufforderung.
Der Centralausschuß der Demokraten Deutschlands an die
deutschen Demokraten!
Bürger ! Die letzte Burg der Freiheit in Deutschland, Ber-
lin, soll gesprengt werden. Wir brauchen Geld, und fordern
Euch hiermit auf, ohne Verzug eine außerordentliche Steuer Euch
aufzuerlcgen. Die gesammelten Gelder sendet schnell und direct
unter der Adresse: „Abg. D'Ester, Friedrichsstraße 64", nach
Berlin. Wir erwarten, daß die deutschen Demokraten ihre Pflicht
thun.
Berlin, 1t. Nov. 1848.
D'Ester. Reichenbach. Heramer.
Wir fordern die Bürger Heidelbergs aufs Dringendste auf,
die Berliner durch Geldbeiträge zu unterstützen. Ohne Geld ist
es nicht möglich, der wohlorganisirtcn Neaction kräftig entgegen
zu treten.
Die Redaktion dieser Blätter ist zur Empfangnahme und
Weiterbeförderung der Beiträge gerne bereit.
Bei Bierbrauer Frei, Bierbrauer Gundt, Kaufmann
Berner, Restaurateur Huber (Harmonie), und bei Bier-
brauer Stulz sind Listen zur Einzeichnung von Beiträgen auf-
gelegt.

8 Die Fürstcnpartci in Wien mordet die größten Män-
ner Deutschlands.
Ich bin gekommen, sprach Robert Blum in der Aula
zu den Wienern, ich bin gekommen, um für Eure, für un-
sere Freiheit mit zu kämpfen, um mit ihr zu stehen und zu
fallen.
Wien ist gefallen — die Freiheit des österreichischen Vol-
kes gemordet und mit ihr sank der beste unserer Kämpfer, die
mächtige Stütze unserer Freiheit, unser treuer Lolkemann
Robert Blum. —
Nicht im offenen Kampfe, nicht im ehrlichen Streite hat
ihn die Kugel des Feindes hinweggerafft; den Bajonetten der
Stürmenden ist er entgangen, die Mordlust der rohen Croaten
hat ihn verschont, aber der Beauftragte des Kaisers, der Fürst
Windsschgrätz ließ ihn dahin schlachten — morden mit kal-
tem Blute. —
Ein Schrei des Entsetzens erhebt sich in Deutschland:
Blum gemordet? Unser Bolksabqeordneter, unser unermüdli-
lichcr, thätiger Freiheitskämpfer Blum, gemordet? und dies
im neunzehnten Jahrhundert; trotz allen Errungenschaften, ge-
mordet durch den kaiserlichen Feldherrn Windischgrätz?— Das
Volk hört es und wagt es kaum zu glauben, zu glauben, daß
ihm sein Freund entrissen, daß es so viel, unendlich viel ver-
loren, daß es seinen Blum nicht mehr besitze.

In ängstlicher Erwartung liest man, wie dem Gefangenen
das Urtheil verkündet, wie er es mit heroischer Fassung ange-
hvrt, und die letzten Worte an seine Frau schrieb: '-Fasse dich
muthig ob meines Schicksals und erziehe unsere Kinder, daß
sic meinem Namen keine Schande machen. Ich sterbe für
die Freiheit.» 1000 Mann führten ihn hinaus, den Stand-
haften. Er entblöst seine BrustH Er sieht die Gewehre la-
den und will die letzten Worte sprechen, da wirbeln die Trom-
meln. Gebt Feuer! — und in seinem Blute liegt der Uner-
setzliche. — Ja, wir haben ihn verloren, er ist gemordet,
unser Robert Blum!
Das also sind die Märzerrungenschaften, das sind die
verbürgten und geheiligten Freiheiten, das der Schutz unseres
Eigcnthums, der Schutz unserer Vertreter?
Gehen jetzt dem Volke die Augen nicht auf, so bleibt es
ewig blind!

Neuestes ans Berlin.
Berlin, 14 Nov. Abends 5 Uhr. (Corresp.) Ich schicke
Ihnen her eine Reform, die ich eben von der Presse weg-
genommen habe. Die Post befördert sie nicht mehr. Sie se-
hen aus der Nummer, wie hier die Sachen stehen. Morgen
Abend 5 Uhr ist der letzte Termin für die Waffenablieferung.
Wir liefern nicht ab und der Anfang der gewaltsamen
Entwaffnung wird der Anfang des Kampfes sein. So gut
die Truppen gesinnt sind, so halte ich den Kampf doch für
unvermeidlich, wenn nicht, was sehr unwahrscheilich ist, der
König nachgibl.
Ob wir siegen werden? Unsere Lage ist günstig, hun-
dertmal günstiger, als die Wien's. Wir haben die Truppen
in der Stadt. Sie sind — mit Ausnahme der Artilleristen —
gut gesinnt und werden nur schwer in's Feuer gehen. Die
Provinzen rund um uns sind in der furchtbarsten Aufregung,
vielleicht schon im Aufstand. In Halle hat das Volk die
Truppen nicht nach Berlin ziehen lassen. Ebenso in Halber-
stadt. Breslau ist kampfbereit. Die Kunde von dem ersten
Kanonenschuß in Berlin wird das ganze Land in lodern-
den Aufstand versetzen. Ob wir hier siegen oder nicht — das
Königthum ist in Preußen verloren. Es ist jedoch
zu vermuthen, daß der Kampf hitzig, kurz und siegreich für
uns ausfallen wird. Die Truppen werden — wie bei den
Revolutionen in Paris vom Juli 1830 und Februar 1848
nach einigen Stunden den Dienst verweigern, so hoffen
wir. Die Truppenzahl beträgt 24,000 Mann, also nicht viel
mehr, als am 18. März. Einzelne Truppentheile sind ganz
republikanisch gesinnt. Im Uebrigcn verlassen wir uns auf
Niemanden als auf uns, unfern guten Muth und unser gutes
Recht. Es wird einen Aufstand geben, furchbarer, als jemals
einer gewesen. Männer, Frauen und Kinder — Alles wird
mitkämpfen. Ich stehe beim 16. Bataillon der Bürgerwehr
 
Annotationen