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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0225

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Die Republik erscheint
täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden l st.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die drcispalt. Pctitzeile2kr.

sU- S«.

Die Republik.

Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckern von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten. .

Sonntag, 28. Mai. 18L8.

Gegen die Karlsruher und Heidelberger Hof-
rathszeitung.
In einem öffentlichen Blatte habe ich unlängst gelesen,
daß in der Türkei die Hunde von den Reisenden oder Frem-
den ablassen, wenn er bei ihrem Anfall sich zu Boden setze
und die Wehr bei Seite lege. Wenn irgend Jemand waffen-
los am Boden nicht nur sitzt, sondern gebunden liegt, so ist
dies ein Gefangener, hinsichtlich der ihm gemachten Anschul-
digungen, gegenüber der Presse, die diesen Gegenstand bespricht.
Billig sollte man daher glauben, diese Presse ginge in ihren
Anschuldigungen nicht weiter, als wofür sie Beweise hätte oder
sie würde etwas von dem Edelsinn der türkischen Hunde sich
aneignen. So ist cs aber nicht. Meine rechtswidrige Ver-
haftung wegen HochverrathS durch die Presse ist durch richter-
liches Urtheil aufgehoben.
Die Grundlosigkeit der übrigen Hochverrathsanschuldigun-
grn hoffe ich in Bälde darthun zu können.
Die Menge der hierüber in Umlauf gesetzten Zeitungs-
artikel, die es absichtlich darauf angelegt zu haben scheinen,
die Größe meines Einflusses aufs Volk ins Abenteuerliche zu
treiben — damit ich desto straffälliger erscheine — lasse ich
größtentheils^unberührt. Jenen Brief aber,-der, vom 7. Mai
datirt, in der Karlsruher Leitung erschien, "erkläre ich für un-
wahr; cs dem Nechtegefühl der Ehrenmänner aller Parteien
heimstellend, über öffentliche Stimmen zu urtheilcn, welche
derlei schwere Beschuldigungen grundlos auf einen Gefan-
genen häufen und seinen ganzen politisch-sittlichen Werth da-
mit zu untergraben suchen. Dem Karlsruher Korresondent
der Deutschen Zeitung, welcher meine Verhaftung damit recht-
fertigte, daß er sagte:
»Mathp wußte, woher Fickler kam und wohin er
ging, er kannte seine Entschlossenheit und seinen Ein-
fluß aufs Volt; hätte er ihn nicht verhaftet, so stünde
er jetzt an der Spitze eines dritten Haufens."
danke ich dafür, daß er mir wenigstens den Muth zmraute,
ich wäre nicht zu Hause am Ofen sitzen geblieben, wenn das
Volk in den Kampf ging für eine Staatsform, zu der ich mich
laut und von Herzen bekannt und noch bekenne. Doch
die Propheten, welche »Brod essen", können trotz dem in ih-
rem Vorhersagen geirrt haben. Vielleicht hat Herr Mathp,
gleich einem ungeschickten Wundarzt, zu früh in das Ge-
schwür geschnitten, woran der Staatekörper siechet und dadurch
eine gefährliche Blutung hervo rgerufem
Bald hoffe ich, die Oeffentlichkeit anrufcn zu können,
zwischen meinen Gegnern und mir zu urtheilcn in dieser Sache.
Im Gcfängniß zu Karlsruhe, 20. Mai 1848.
I. Fickler.

V. Sitzung der National-Versammlung.
Unter den Einläufen: Antrag von Schlöffe! auf
Gleichheit vor dem Gesetz und Abschaffung aller Vorrechte;
Nau werk: Abschaffung aller Reste des Feudalwesens. Zitz:
Freisprechung der sogenannten politischen Verbrecher in ganz
Deutschland; von demselben über Abhülfe der Noth der ar-
beitenden Klasse; Anerkennung der Freizügigkeit aller deutschen
Angehörigen; Mißbilligung des Verfahrens der Frankfurter
Polizeibehörde; Na »werk: Innere Kotonisirung: Hilde-
brand von Marburg: Verbot der Spielbanken und Lotterien;
v. Puttlitz: Verhältniß zu Rußland; Hoffmann von
Darmstadt: Aufhebung aller Fideikommisse und Majorate;
Zitz: die Vertretung der als nicht einheimisch in einzelnen
Wahlbezirken von den Wahlen Ausgeschlossenen betreffend.
Stedtmann erbittet sich das Wort zur Bevorwortung
eines Antrags in Bezug auf Limburg. Einer der dort ge-
wählten Abgeordneten sei hier anwesend, nehme aber Anstand,
in die Versammlung einzuireten, da gleichzeitig im Haag eine
konstituirendc Versammlung einberufen sei. Der Redner wünscht
die Kommission für die auswärtigen Angelegenheiten sofort
ernannt und bas über daß Verhältniß Limburgs zu Holland
und dem deutschen Bunde Bericht erstatte. Der Präsident er-
innert, daß die Ernennung des Ausschußes für auswärtige
Angelegenheiten nach einem gefaßten Beschluß erst nach dcfini-
ver Konstituirung der Versammlung erfolgen solle; von andern
Seiten wird bemerkt, die Angelegenheit eigne sich zum Legiti-
mationsausschuß. Stedtmann macht nochmals auf das Drin-
gende der Frage aufmerksam, von deren Entscheidung der Be-
sitz Limburgs für Deutschland abhängc. Die Versammlung
lehnt die sofortige Wahl des Ausschusses für die auswärtigen
Angelegenheiten ab und weist die Limburger Angelegenheit
dem Legitimaiioneaueschuß zu. ES versteht sich übrigens, daß
der Abgeordnete von Limburg unter derselben Voraussetzung
wie die übrigen Gewählten in die Versammlung eintreten kann.
Schlöffe! verlangt das Wort zur Begründung des Antrags
in Betreff der allgemeinen Freizügigkeit und der Mißbilligung
des Verfahrens der frankfurter Polizeibehörde wegen Auswei-
sung mehrerer Individuen; durch Mehrheitsbeschluß wird jedoch
die Erlaubniß hierzu verweigert. Dasselbe geschieht mit Ve-
nedey's Antrag auf ein Gesetz zum Schutze der ungestörten
Verhandlungen des Reichstags, und Nauwerks auf Ernen-
nung eines Ausschusses über die österreichisch-italienischen Frage
Unter den übrigen Eingaben befindet sich ein Antrag von
Hentges auf Bildung einer alle Volkeklassen umfassenden
Volkswehr; von einem östr. Dexurirtcn auf Fortsetzung der
östr. Wcftbahn bis Regensburg und Nürnberg. Hierauf ver-
 
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