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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0285

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Die Republik erscheint
täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden 1 fl.
IN kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Petitzeile 2kr.

6S. Mittwoch,

Heidelberg. Heute ist folgende Adresse an die Wäh-
ler Heckers abgegangen:
Arr die TVirhtmä-rrrer der Acrrrter Tdiengen,
ZValdShrrt ro.
Mit großer Freude haben wir vernommen, daß Ihr
Friedrich Hecker zum Abgeordneten in die deutsche Natio-
nalversammlung gewählt habt. Diese Wahl macht Eu i Evre!
denn sie zeugt von Eurem Muthe und von derjenigen Gesin-
nung auf welcher die Zukunft Deutschlands beruht. Alle wah-
ren Patrioten empfanden den tiefsten Schmerz darüber, daß
eine solche geistige Kraft, wie Friedrich Hecker der kon-
stüuirenden Versammmlung entzogen sein sollte. Wir sagen
Euch deßhalb unfern herzlichsten Dank dafür, daß Ihr ihn ge-
wählt habt, und glauben Euch nicht erst auffordern zu dürfen,
auf Eurer Wahl zu beharren. Denn leicht könnte es sein, so-
gar unbegründet ist die Hoffnung nicht, daß Euer, und unser
und aller wahren Patrioten Wunsch sich noch verwirklicht, daß
Hecker in die deutsche Nationalversammlung wirklich cintritt.
Wir reichen Euch die deutsche Bruderhand, habt noch ein-
mal Dau! und lebet wohl.
Heidelberg, 11. Juni 1848.
Der demokratische Verein.

Die rechte Seite im Parlamente
Daö deutsche Volk hat es voraus gewußt, daß es von
der Zusammensetzung des jetzigen Parlamentes nicht viel zu
erwarten habe, dafür bürgt schon die Art und Weise, wie die
Wahlen betrieben wurden. Deshalb ist es doppelt unsere
Pflicht, den Gang der Verhandlungen zu verfolgen. Die Ne-
gierungen, welche durch einen Meistcrstrcich der Diplomatie,
die Bewegung von vorn herein dadurch geschwächt, daß sie die
ehemaligen Führer des Volkes, die sogen. Vertrauensmänner
in ihr Interesse zogen, hatten schon durch daS Vorparlament
und den Fünfzigerausschuß alles mögliche gcthan, um die Fra-
ge über die Volkssouveränität zu beseitigen. Damals wie jetzt
war es schon das Feldgcschrei der reaktionären Parthei, die
Souveränität des Volkes für gleichbedeutend mit Republik zu
denunciren, während doch auch die Anhänger einer monarchi-
schen Negicrungsform, wenn sie ehrlich wären, für Aufrecht-
haltung dieser Volkssouvcränität stimmten. Daher kam eS,
daß im Vorparlament sogar der Ausdruck „Volkssouvcränität^
Verpönt wurde.
Die nächste Bestrebung der Rückschrittspartei ging nur darauf
hinaus, das Parlament seiner Macht zu entkleiden, demselben
nichts als die Vcfugniß der Gesetzgebung zu lassen. Das

Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

14. Juni. 1848.

Heft aber wollten die Regierungen fest in der Hand behalten.
Das Parlament sollte nur einige Fragen der Gesetzgebung
behandeln, und dann nach Hause gehen. Deshalb ließ man
nicht nur den Bundestag fortbestehen, sondern dieser faßte auch
und faßt noch jetzt selbstständig seine Beschlüsse, ohne las Par-
lament zu fragen. Um die Macht dieses Bundestages zu ver-
stärken, sucht man eine Anerkennung desselben durch das Par-
lament selbst zu erlangen. Daher das schmähliche Verhalten
des Parlaments in der Mainzer Frage, wodurch cs sich von
dem Schauplatze stillschweigend zurückzog, und dem Bundestage
das Feld überließ. — Doch hier verrechneten sich die Herrn.
Die allgemeine Stimme des Unwillens, die sich erhob, daß der
Bundestag in der öffentlichen Meinung nicht mehr haltbar sei,
man sah sich sogar genöthigt, um diese Stimme zu beschwich-
tigen, den Werner'schen Antrag anzunchmen, obgleich man die
Entscheidung über denselben 8 Tage hinausschob. Den Bun-
destag zu halten, wagen also die Herrn nicht mehr. Es ist
dies nicht möglich, selbst wenn man die Stirne eines Gcr-
vinus hat. — Es handelte sich also darum, an dessen Stelle
ein Colleg unterzuschieben, welches in einer andern Form das-
selbe ist.
Der Bundestag besteht aus den Abgesandten der 33 Po-
tentaten Deutschlands. Es war die Regierung Deutschlands.
Sein Bestehen sprach also aus, die Fürsten ernennen die voll-
ziehende Behörde Deutschlands. Es sprach ferner aus, daß
die 38 Potentaten in ihrem Rechte verbleiben. Man wollte
das Volk irre führen, man gab sich den Anschein, als wolle
man den Bundestag aufheben. Sicht dessen schlägt der Aus-
schuß des Parlaments vor: „die Fürsten sollen das Recht ha-
ben ein Direktorium von drei Mitgliedern zu ernennen" und
man gibt dem Volke nur das dürftige Recht der Bestätigung.
Dieses Direktorium ist ausgestattct mit größerer Gewalt als
der Bundec tag, es ist ein Bundestag ä miniaturo, dieses Di-
rektorium wird wieder von den 38 ernannt und nicht vom
Volk, cs ist also dadurch ausdrücklich gesagt, die 38 sollen
bleiben. Dieses von den Fürsten ernannte Direktorium soll
alle Gewalt haben, die dem Parlamente gebührt, es ernennt
sein Ministerium, schließt Krieg und Frieden, bekämpft die
Wühler, kann Holstein verrathen und Krakau bombardircn.
Das Parlament ernenne seine Centralgewalt in verant-
wortlichen Ministern, aber außer diesen, und über diese sich
von den Fürsten noch einmal ein Direktorium setzen zu lassen,
diesem Direktorium die Ernennung der Minister anheimzustel-
len, hieße soviel als das Parlament seiner ganzen Macht ent-
kleiden, dasselbe zum Schatten zu machen, den man jeden Tag
entfernen kann, lind ein solches von den Negierungen einge-
setztes Direktorium, soll denn auch uöthigcufalls den Ncgic-

Die Republik.
 
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