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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0903

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Erscheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden l fl.
M kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Pctitzeile2kr.

223.

Die Republik.

Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

Samstag, 23. Dezember.

18L8

Girrladung zum Mbonnemeut
Mit dem ersten Januar beginnt ein neues Quartal auf unser Blatt. Dasselbe wird, in der bisherigen
Weise auch im nächsten Jahre forterscheinen. Hat es bei seinem dreivierteljährigen Alter auch schon viele bittere
Pillen des Lebens schlucken müssen, und von Seiten des Polizeistaats manchen unsanften Rippenstoß erhalten, so ist
ihm der Muth dennoch nicht genommen, noch ferner mit dem Strom der Revolution zu schwimmen, und sie so zu
beleuchten, wie die Wahrheit und das Interesse der Partei es erheischt, die auf die Verwirklichung der freiesten
und wohlfeilsten Staatsform, der Republik, hinarbeitet. Sind auch noch wenige unserer Wünsche erfüllt,
wer weiß, was das Jahr 1849 in seinem Schooße trägt. Aber sollte das auch eine Mißgeburt, ein "Kaiser-
thum auf der breitesten demokratischen Basis" sein, und wir von Schauder und Schrecken ergriffen, zurückprallen,
oder wir in unserer Fahrt durch andere widrige Winde aufgehalten werden, es wird uns dies nicht cntmuthigen,
von Neuem den Weg des Fortschritts aufzusuchen.
Bestellungen können gemacht werden auswärts bei allen Postämtern, in Heidelberg in der Buchdruckerei
von Renner und Wolff.
Die Redaktion.

§ Verschwörung -er Kamarillen
gegen die Volksfreiheiten.
(Schluß.)
Die Zwammenkünfte bei tem Dombaufcste in Köln in
der letzten Hälfte des August hatten sicher noch andere Zwecke,
als der Jubelfeier des Domo bcizuwohuen. Der König begab
sich von Köln nach Pillnitz, dem Mittelpunkte der Bestrebun-
gen seiner Partei. So viel ist gewiß, hier ward der Plan
des reaktionären Staatsstreiches in seinen Einzelheiten festgesetzt.
Unterdessen suchte man nach einem Eonflikt mit der National-
versammlung in Berlin, int em man rer Ausführung des in
dieser beschlossenen Erlasses gegen die reaktionären Bestrebun-
gen in der Armee verweigerte. Der Erfolg der Abstimmung
vom 7. September ergab, baß die Versammlung entschieden
den Willen hatte, auf der betretenen Bahn fortzufahren. Das
Ministerium Auercwald trat ab und es schien nun der beste
Zeitpunkt zur Ausführung des Staatsstreiches gekommen. —
Wrangel rückte mit seiner ganzen Armee und vielen anderen
hinjligezogcnen Regimentern dicht vor Berlin, er ward zum
Oberbefehlshaber aller Truppen in den Marken ernannt, der
Inhalt seines Armeebefehls, so wie seine Reden bei Abnahme
der Parade in Berlin, endlich der Armeebefehl des Grafen
Brandenburg in Schlesien zeigten sehr klar, welche Absicht im
Hintergründe lauerte. Pfuel ward zur Ausführung des Staats-
streiches ansersehen, von allen Mitgliedern dieses Ministeriums
schien sedoch der einzige Minister des Innern Eichmann un-
verschämt genug zu der Ausführung entschieden seine Hand zu
zu bieten. Pfuel zögerte, der Prinz von Preußen und der
russische Gesandte v. Mependorf erklärten bestimmt, der Zeit-
punkt sei noch nicht da, der König willigte ungern in die
Verzögerung, wenn auch nur auf kurze Zeit ein, da ihm Na-
dowitz oargcthan hatte, daß der Zeitpunkt, die absolute Ge-

walt wieder zu erringen, gänzlich und für immer verloren sei,
wenn das Heer auf die Verfassung vereidet sein würde.
Unterdessen bemühte man sich, die Nationalversammlung
im panvc in Mißkredit zu bringen, um später desto leichter
gegen sie ungesetzlich einschreiten zu können. Zwei Wege wur-
den dazu besonders betreten. Einmal ließ man durch alle of-
fizielle und unoffizielle Organe der Negicrungsgcwalt, band-
rätpe, Bürgermeister, Preußenvercine, patriotische Vereine u.
s. w. eine große Bewegung im bande Hervorrufen, um dem
Volke vorzulügcn, die Nationalversammlung thätc gar nichts
und verzögere absichtlich die Feststellung der Verfassung. Die
Erministcr Hansemann und Kühlwciter leisteten willig während
ihrer Urlaubsreise ihre Kräfte zur Mithülse an dieser Beweg-
ung. Zweitens aber mußte man dem bände das Ansehen ge-
ben, als seien die Beraihungen der Versammlung in Berlin
nicht frei, sondern durch den //Berliner Pöbel" terrorisirt.
Von der Reaktion veranlaßte und bezahlte sogenannte //Put-
sche" boten das Mittel dazu dar, und die Verblendeten in der
Nationalversammlung beeilten sich jedesmal ein großes Geschrei
von Unfreiheit dem bande gegenüber zu erheben, während in
aller dieser Zeit keinem Einzigen von ihnen auch nur ein Haar
gekrümmt worden ist; baß aber solch Putschen von der Neac-
tion veranlaßt worden war, beweisen die Verhaftungen be-
kannter Reaktionäre, welche das Volk selbst bei beinahe allen
solchen Gelegenheiten und insbesondere auch an dem so ver-
schrienen 31. Oktober wegen Aufwicgelungsversnchen vornabm.
Wir erinnern nur an den Grafen Breßler, einen der reichsten
friesischen Grundbesitzer und Hauptmitglied des Pecußenvcreins
und des Juukerparlaments in Berlin, welcher wegen Auffor-
derung zum Barrikadenbau vom Volke verhaftet und von dem
Berliner Criminakgericht zu drei Monaten Gesänguiß verur-
theilt worden ist. Solche 'Putsche boten zugleich die beste Ge-
legenheit, Zwiespalt in die Berliner Bevölkerung zu werfen,
und insbesondere die Bürgerwehr mit den Arbeitern zu ent-
 
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