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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0613

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Erscheint Montags ausge-
nommen täglich. Zn Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Großh. Baden I fl.
Il> kr. Bei Inseraten kostet
die breispalt. Pctitzeilc 2kr.

LSI.

Samstag, Av September.


Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner n.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

1848

Ginla-ung znm Abonnement.
Bestellungen auf unser, mit Ausnahme des Montags, täglich erscheinendes Blatt, das mit dem 1. Oktober
ein neues Quartal beginnt, können fortwährend gemacht werden, in Heidelberg in der Buchdruckerei von Renner
und Wolff, auswärts bei allen Postämtern. Es wird in der bisherigen Weise die entschiedenste demokratische
Richtung verfolgen, und mit allen ehrenhaften Mitteln auf das Ziel hin arbeiten, das sein Titel bezeichnet.
Die Redaktion.

Ein Mißtrauensvotum.
Miltenberg (Unterfrankcn), 26. Sept. In diesem Au-
genblick läuft folgende Erklärung an den Abgeordneten Was-
sermann unter seinen Wählern herum und wird in einigen
Tagen nach Frankfurt abgehen:
„Unserer auf Ew. Wohlgeboren getroffenen Wahl eines
Abgeordneten zur Nationalversammlung lagen zwei Endzwecke
zum Grunde. Wir wollten nämlich unfern Mitbürgern das
leider seltene Beispiel einer Wahl geben, welche über die
Gränzpfähle des eigenen Staates, dessen Angehörige wir sind,
hinaussehend nur das Gesammtvaterland im Auge hätte: wir
wollten nicht als Baiern, sondern als Deutsche wählen; zwei-
tens wollten wir Ihre unbestrittenen Verdienste um die Frei-
heit ehren, welche Sie stch als badischer Abgeordneter eworben
haben und hofften zuversichtlich, daß Sie in Ihrem neuen
und größer« Wirkungskreise dieselbe Entschiedenheit, denselben
Muth bewähren würden, die auf einem andern Schauplatz
die dankbare Anerkennung des deutschen Volks gesunden haben.
Leiber haben Sie dieser Erwartung nicht entsprochen, und
wir erfüllen eine schmerzliche Pflicht, indem wir Ihnen erklä-
ren, daß Sie durch Ihre Abstimmung am 16. September
über den schmählichen Waffenstillstand von Malmoe unser Ver-
trauen verloren haben und Sie auffordern, Ihre Stelle als
Abgeordneter des deutschen Volkes niedcrzulegen.
Die Wähler des 2. Wahlbezirks von
Unterfranken.
(Folgen die Unterschriften.)

Tagesbericht aus Deutschland.
Bruchsal, 26. September. (M. A.) Die. thierische
Rohheit, mit welcher hier die Dragoner gegen die unbewaff-
neten Bürger verfuhren, war eine schaudererregende. Hier
einige Einzelheiten:
Als die bewaffnete Bande in dem Hetterich'schcn Bierhause
eindrang, befanden sich dortftlbst ruhig bei einem Glase Wein
sitzend zwei Stettfelder Landleute. Durch das wüthende Toben
der Dragoner erschreckt, ergriffen sie die Flucht und suchten
sich in dem benachbarten Keller vor den nachfolgenden Säbel-
hieben zu schützen. Der eine erreichte die Thüre; allein in

dem nämlichen Augenblick empfing er auch von hinten einen
Stich, der ihn bewußtlos in den Keller warf. Ein junger
Mann, Gehülfe in einer hiesigen Papierfabrik, wollte den
Regiments Commandcur bei dem ersten Lärmen zu Hülfe rufen;
dieser erschien auch bereitwilligst, und stellte die Dragoner zur
Rede: allein trotz der Gegenwart desselben hieben diese Bar-
baren auf den neben stehenden jungen Mann ein und versetz-
ten ihm außer einer lebensgefährlichen Kopfwunde noch auf
der Flucht verschiedene Verletzungen durch Hieb und Stich, bis
er endlich bewußtlos zusammenfiel. Der Lehrer I. an der
höheren Töchterschule wehrte sich auf daS wackerste gegen die
herandringende Dragonerschaar. Schon mit Wunden bedeckt
ergriff er eine auf dem Schranke liegende Pistole, um sie gegen
serne Mörder loszudrücken, allein sie versagte. Doppelt wüthend
drangen nun Dutzende von Säbelklingen auf ihn ein; da er-
faßte er die Pistole verkehrt, schlug sie dem Nächsten ins Ge-
sicht und bekam dadurch Zeit in den Hof zu entrinnen. Mit
dem Geschrei: „Hin muß er sein!" stürzten drei Dragoner
ihm nach; nur ein Augenblick noch und er war verloren; da
erfaßte ihn der Muth der Verzweiflung; mit riesiger Kraft
packte er den ersten seiner Verfolger und warf ihn auf die
beiden nachfolgenden Unmenschen zurück. Dies verschaffte ihm
Zeit den Hausgang zu erreichen, von wo aus er sich mit Mühe
in ein benachbartes und befreundetes Haus schleppte.
Noch könnte ich Ihnen von mancher gräuelvollen Scene
schreiben, indessen sei es hiermit genug. Wer noch ein mensch-
liches Herz in der Brust trägt, wer noch nicht alles sittlichen
Gefühles baar ist, der muß empört sein über solche Schand-
thaten, die, ich kann es nicht genug wiederholen, von Leuten
begangen wurde, welche aus dem saueren Schweiße des Vol-
kes bezahlt sind, um mit dem Schwerte, das sie hier blutgierig
gegen ihre eigenen Brüder schwangen, seine Rechte und Frei-
heit zu vertheidigen. Und wenn ich Ihnen nun doch sage,
daß cs hier eine Anzahl Bürger gibt, die sich über jenes ihren
Mitbürgern widerfahrene Unheil freuen, die es noch größer
wünschen und die Wiederholung ähnlicher Scenen vorzubcreiten
beabsichtigen, und wenn ich Ihnen sage, daß es selbst Ange-
stellte sind, die mit heimlicher Freude mit Lügen und jesui-
tischen Verdrehungen jene schmachvollen Auftritte zu beschöni-
gen suchen, da möchte man sich mit Abscheu wegwendcn von
solch' entartetem Sinn der Bürger und der kriechenden Natur
von Männern, die im dünkelhaften Uebermuthe den Bürger
 
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