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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0867

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Erscheint Montags ausge-
nommen täglich. In Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Grosth. Baden 1 fl.
10 kr. Bei Inseraten kostet
die dreispalt. Pctitzcilc2kr.

21Ä.

Die Republik.
Mittwoch, 13. Dezember.

Bestellung wird gemacht in
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und.beiKaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

1848.

Vereinigte Staaten vvn Deutschland.
Heidelberg, 8- Dez. Die dänische Krone hat in die-
sen Tagen durch ihren Konsul in Danzig fämmtlichcs dort lie-
gende , zum Schiffbau sich eignende Eichenholz aufkaufen lassen,
für mehr als 30,000 Thatcr. Wahrscheinlich haben ähnliche
Aufkäufe für dänische Rechnung auch in den andern deutschen
Häfen statkgefunden und sind eine Folge von dem Beschlüsse
der Franfurtcr, daß in deutschen Seehäfen die Bestände von
dem zum Schiffbau sich eignende Eichenholz ausgenommen wer-
den solle. —
Wir haben also in jeder Hinsicht gute Hoffnung auf eine
deutsche Flotte, zu der die deutschen Hofräthinen, die Profeffo-
rinen und die wohlgenährten Ehehälften der Bougeois so auf-
muutcrndc, reichliche Beiträge für diese deutsch-einheitliche
Schöpfung fließen ließen. Die Freigebigkeit dieser schwarz-
roth-goldenen Geberincn zu diesem deutschen Zwecke ist indeß
sinniger, als es scheinen möchte. Eine Hofräkhin, eine Pro-
fessorin thut, wie ihr gründlicher Gebieter, nichts ohne Grund
— und eine gebildete Bürgerin muß bei jeder Gelegenheit ihr
höheres Interesse an den Tag legen. Sie erkennen an,
daß ihre (Behäbigkeit von den „Flotten" herrschet; darum
handeln sie ganz männerrichtig, für eine Flotte zu steuern, die
so im Unglück, im Elend ist — keine Existenz, keine Sub-
sistenz hat — die betteln gehen muß. Jetzt nehmen die eisen-
herzigen Dänen dieser deutschen Bemitlcidswerthen gar noch
das letzte Skützmittel — den eigenen Bettelstab. O Unglück-
selige, die du nie mit deinen ärmlichen Mitteln flott werden
konntest — woher dieses arge Verhängniß?
Mannheim, 9. Dez. (M. Ab.) Das »Deficit,.,
welches in der großherzoglichen badischen Staatskasse einge-
treten, beträgt, nach zuverlässiger Mittheilung, 5,900,000 fl.
Da wird allerdings ein »Zwangsanlehen» oder ein anderes
großes Kunststück der Art zur Deckung nöthig werden, denn
das Bertranen, welches die großh. badische Regierung sammt
den Kammern, deren Auflösung das Volk so dringlich fordert,
genießt, reichte bekanntlich nickt einmal aus, auf die gute Hy-
pothek besonders bezeichneter Staatsgüter ein Anlehen von
anderthalb Millionen zu erhalten.
Wie sollten die Bürger des Landes jsich dazu verstehen
können, freiwillig ihre Beutel zu öffnen, um zu den hohen
Steuern und den andern Opfern, welche die von der Gewalt
der Neichsbajonette aufrecht erhaltene »Staatsordnung» ihnen
abdringt, noch sechs Millionen dieser Regierung zu über-
antworten ?
Die Kammer löse sich auf und man berufe eine consti-
tuirendc Versammlung, welche die Rechte und Frei-
heit des Volkes feststelle, und gründlich den Staatshaushalt
und das Steuerwesen vereinfache.
Mit der »gnädigsten Spende» von 150,000 fl., welche

von 900,000 fl. jährlicher Civilliste und Apanagen in die
Staatskasse zurückfließen, ist es nicht gethan; auch damit nicht,
daß die Herren Bekk rc. im Staatsministerin»: festsitzen
bleiben.
Das »glückliche Baden» ist durch die Mißachtung der
Stimme des Volkes und seiner Forderungen an den Rand
des physischen und moralischen Untergangs gebracht. Man
sehe seine politische Stellung nach Außen, und seine innere
Ordnung, seinen Staatshaushalt, seine Justitz, seine Polizei-
wirthschaft u. s. w.
Hohcnasperg, 4. Dezember. (Aus der »Sonne.»)
Soeben rollte vor unseren Blicken die wahrhaft jammervolle
Scene einer Urtheilspublikation sich auf, die das Ergebniß
einer ^monatlichen Untersuchung gegen die noch inhastirten
Soldaten des 8. Regiments ausspricht. Der Eindruck des
Vorgangs konnte für die Zuschauer nur derjenige eines ver-
bissenen Ingrimms sein, mußte für die Verurtheilten aber zu
dem eines Grolles sich steigern, wie er in einem Carro von
starrenden Bajonetten irgend laut werden kann. Als man
mit Schließenlaffcn dagegen drohte, hörten wir aus der Reihe
der unglücklichen 25 jungen Männer rufen: »nicht schließen,
nein, erschießen» — nnv »stille, oder ich steche Sie nie-
der», antwortete ein anwesender Offizier....
Man suchte die verurtheilten jungen Männer mit Begna-
digung zu beschwichtigen, doch — »nichts von Gnade, wir
verlangen nur unser Recht!» war die Antwort.
Wien, 2. Dczbr. Ein Correspvndent schreibt der neuen
rheinischen Zeitung folgendes:
Die Politik, welche, um den österreichischen Auswurf zu-
sammen zu halten, unter Metternich bestanden hat: Gift,
Bandüenkünste, allgemeine Kreternisirung und Entmenschung,
ist völlig wieder da, wo nicht übertroffen. Man hat einst-
weilen nur noch den fremden Namen beibchalten, und spricht
von »konstitutionellen Akten,» wenn der Menschenmord heka-
tombenweise geschieht, und schleichendes Gift in Eisen und un-
beschreibbaren Qualen schmachtende Märtyrer allmählig besei-
tigt. Glauben Sie ja nicht, daß ich übertreibe. Was in
Oesterreich Thatsache ist, mag immerhin die Grenzen der scheuß-
lichste» Banditenphantasie übertreffen; in Oesterreich findet sich
die Thatsache. Zu den vergangenen Scheußlichkeiten , mit de-
nen sich das entartete Europa bereits vereinbart hat, gesellen
sich täglich neue. — Das 'Abendblatt zur Wiener Zeitung von
gestern brachte uns drei neue Berurtheilungen beliebiger Schuld-
losen, von welchen der eine aus Gründen, welche das Kriegs-
gericht sich von dem Abschaum der menschlichen Niederträchtig-
keit hat sagen lassen, und die man vereidete Zeugen zu nennen
keinen Anstand nimmt, zu 14 Jahren Kerker mit Schanzarbeit
(Notabene Schanzarbeit in Oesterreich!) verdammt worden ist.
Sollte dieser Urtyp aller politisch-socialen Verworfenheit noch
so lange athmen, — ich meine den österreichischen Staat —,
dann können Sie getrost auf alle Demokratie verzichten. Sie
sehen, welchen niederdonnernden Einfluß der Fall' Wien's bs-
 
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