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Die Republik — 1848

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https://doi.org/10.11588/diglit.44147#0153

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Die Republik erscheint
täglich. Preis in Heidel-
berg vierteljährig 45 kr.
Durch die Post bezogen im
ganzen Grvßh. Baden I fl.
10 kr. Bei Znscratcn kostet
die drcispalt. Petitzeilc Ar.


Bestellung wird gemacht tu
Heidelberg in der Buch-
druckerei von Renner u.
Wolff und bei Kaufmann
Berner; auswärts bei
allen Postämtern. Briefe
werden frankirt erbeten.

»l- z«. Dienstag, !». Mai. 18«8.
Für das begonnene Vierteljahr können fortwährend noch Bestellungen gemacht werden. In Heidelberg in der
Buchdruckerei von Renner und Wolff, auswärts bei allen resp. Postämtern. Die bereits erschienenen Nummern
werden auf Verlangen vollständig nachgeliefert.

Von der Schweizergränze.
Rheinfelden, 3. Mai. Der politische Fanatismus
scheint die Menschen ebenso zu verwildern, wie der religiöse.
Waldenser und Hugenotten wurden in jenen barbarischen Zei-
ten der Religionskriege von den strenggläubigen Katholiken
nicht grausamer behandelt, wie die Mitglieder der Herwegh-
schen deutschen Legion von den würtembergischen Truppen!
Mit Erstaunen fragt man sich bei den Berichten: sind das
Soldaten des 19. Jahrhunderts oder sind es Henkersknechte?
— Man hetzt die Zerstreuten wie wilde Thiere und die jagd-
liebende würtembergische Regierung schämt sich nicht, ein Schuß-
gelv auf ihre Erlegung zu setzen! Für die Einlieferung eines
Republikaners erhält der Soldat 2 Kronenthaler! Ich will
Ihnen nur einige Beispiele von der Wildheit und Grausam-
keit der Soldaten mittheilen. Der Kommandeur der Avant-
garde, ein Mann, der 9 Jahre in Griechenland gefochten, war
gefangen genommen worden. Als er zögerte, seinen Degen
abzugebcn, stach ihn der Soldat mit dem Bajonett in den
Mund, daß es zur andern Seite des Kopfes hindurchbrang!
— Den Sohn der Marketenderin, einen Deutschen, den man
wahrlich für einen Franzosen hielt, weil er rothe Hosen trug,
band man an eine Kanone und schleppte ihn so mit sich. Ei-
nem andern Gefangenen hieb man mit einem Säbel das Fleisch
von den Schultern und Armen, ehe man ihn tövtete. Die
Kavallerie, welche Gefangene transporrirte, machte sich das
Vergnügen ihnen so nahe zu reiten, daß mehrere von den
Hufen der Pferde niedergeschlagen wurden. Unbewaffnete, die
in ihrem Versteck gesunden wurden, schoß man auf der Stelle
nieder. Andere wußte man im Heu versteckt und mit teuf-
lischer Grausamkeit stach man mit den Bajonetten hinein und
erstach und verwundete mehrere.
Die Wuth der Soldaten war so groß, daß sie alle Klug-
heit vergaßen und sogar auf Fliehende schossen, die bereits das
schweizer Gebiet erreicht hatten. Hier in der Stadt liegt ein
Verwundeter, der einen Schuß ins Bein über den Rhein hin-
weg erhielt. Auch auf Schweizcrsoldatcn schoß man von der
andern Seite und es ist bereits deßhalb eine Untersuchung ein-
geleitet. Diese Wuth der Soldaten ist um so unerklärlicher,
als die deutsche Legion die Feindseligkeiten gar nicht begonnen
hat. Sie ging über den Rhein, um sich mit Hecker und Struve

zu vereinigen. Als diese bei Freiburg geschlagen wurden, woll-
te sie sich auf neutrales Gebiet zurückziehen, und wurde plötz-
lich, ohne irgend welche Aufforderung bei Niedcrdossenbach aus
einem Hinterhalte angegriffen. Die armen Opfer der solda-
tischen Rohheit thun mir leid; allein sie dulden für die Sache
des Vaterlandes. Dem dümmsten Bauer und dem gleichgül-
tigsten Philister werden doch nun endlich die Augen aufgehen
und Soldatcntyrannei wird hoffentlich bald ein Ende haben
wie jede andere. Hoffentlich wird das brave würtcmberger
Volk seinen Kamaschenhelden keine Lorbeerkränze entgegen
tragen! —


Tagesbericht aus Deutschland.
Wien, 1 Mai. Die Wahlen der inneren Stadt zur
Frankfurter Versammlung sind. geschehen und in bei weitem
überwiegendem Theil auf Conservative, das heißt auf
Männer gefallen, welche in der gegenwärtig schwebenden Frage,
ob Oesterreich vorzugsweise im alten Verbände seiner verschie-
denen Nationalitäten fortbestehen, oder mit seinem deutschen
Element an den Bund in Frankfurt sich nicht blos inniger
anschließen, sondern etwa unter einer Kaiserkrone, Glied eines
eines Bundesstaats werden sollte, für die erstere Ansicht ge-
stimmt sind. In den Wahlbezirken der Vorstädte und auf
dem flachen Lande dürfte Liese Stimmung noch entschiedener
hervortrcten (D. A. Z.)
Pesth, 27. April. Die Spannung zwischen der hiesi-
gen Regierung und der Wiener nimmt einen bedenklichen Ka-
rakter an. Der Erzherzog Stephan ist entschieden auf die
Seite unserer Regierung getreten. Die höchste Agitation herrscht
in der Stadt. Fulminante Proklamationen fordern zu den
Waffen auf, und wenn die Wiener Negierung nicht bald zur
Besinnung kommt, steht ein furchtbarer Ausbruch bevor.
(Brest. Z.)
Braunschweig, 2. Mai. Zwei unserer ausgezeichnet-
sten Männer sind bestimmt, an dem großen Verfaffungöwerke
in Frankfurt mitzuarbeiten. Legationsrath Liebe und Dr.
 
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